Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
Allmächtiger, auch wenn du mit mir auf Kriegsfuß stehst, beschütze wenigstens Lilian und hilf ihr, den Panaceaern zu entkommen. Die Dosis Eternity, die er ihr in weiser Voraussicht in den Mund geschmuggelt hatte, reichte für mindestens drei Tage. In dieser Zeit gab ihr die Droge die uneingeschränkte Energie einer Unsterblichen und machte sie immun gegen jegliche geistige Beeinflussung durch Bruder Mercurius.
    Nur, was mit ihr passieren sollte, wenn die Wirkung nachließ und es John bis dahin nicht gelungen war, sie aus der Gewalt der Panaceaer zu befreien, wusste er nicht.
    Die Tür sprang auf, und Bruder Mercurius schwebte regelrecht herein. John hatte ihn erst zweimal leibhaftig gesehen und er fragte sich, ob es überhaupt möglich war, ihn zu töten.
    »Wir vermissen unsere weiblichen Zuschauer«, bemerkte Cuninghame seinem geistigen Oberhaupt gegenüber leicht ungehalten. »Ich dachte, die beiden seien auf dem Weg hierher.«
    Mercurius schloss für einen Moment seine faltigen Lider, als ob er sich konzentrieren musste. »Schickt sofort weitere Wachen zum Verlies. Auf den Weg dorthin sollen sie die Gänge im Auge behalten«, befahl er knapp. »Das Vögelchen hatte überraschend Hilfe und ist offenbar ausgeflogen, aber weit kann es nicht kommen.«
     
    Lilian folgte Wilbur in die Dunkelheit. Immer wieder vergewisserte sie sich, dass Dough mit Jenna den Anschluss behielt. Nach einer Weile erreichten sie jene Abstellkammer, die Wilbur gemeint haben musste. Dutzende von okkulten Gegenständen standen fein säuberlich in Aluminiumkisten verpackt und mit einem Strichcode beschriftet in diversen Regalen. In der Mitte des Raumes befand sich ein mit Laser gesicherter offener Tresor, dem der Inhalt fehlte und dessen Alarmsystem nun abgeschaltet war.
    Leider gab es hier nichts, das ihnen weiterhelfen konnte, John zu finden oder Jenna, deren Zustand immer bedenklicher wurde, zu retten. Nicht nur ihre Sehkraft war nun stark beeinträchtigt – wegen ihrer Kraftlosigkeit verlor sie immer wieder das Bewusstsein.
    Wilbur, der das Ausmaß der Katastrophe erkannte, sah sie mitleidig an. »Vielleicht kann ich ihr helfen«, bemerkte er leise, und Lilian stieß einen spitzen Schrei aus, als er sich – ähnlich wie John in Norwegen – kurzerhand in den Unterarm schnitt und die stark blutende Stelle über Jennas Lippen hielt. Zielsicher ließ er sein eigenes Blut in Jennas leicht geöffneten Mund rinnen. Sie schluckte mechanisch, ohne wirklich zu wissen, was sie da tat. Wahrscheinlich hatte sie Durst und dachte, es sei Wasser.
    »Es ist kein Ersatz für Eternity«, meinte er beinahe entschuldigend, »weil es nicht aufbereitet und die Wirkung zu gering ist, aber es wird ihr für kurze Zeit helfen.«
    Tatsächlich ging es Jenna schlagartig besser, auch wenn sie weiterhin nicht selbst laufen konnte. Ihre Augen klärten sich, und ihr Körper straffte sich ein wenig.
    Mit Wilbur an der Spitze schlichen sie an den Kern der Katakomben heran. Jedoch der Weg zum Allerheiligsten blieb Unbefugten versperrt. Wilbur machte in zwanzig Yards Entfernung zehn schwerbewaffnete Männer aus, die den Eingang zum Hauptsaal bewachten. »Hier muss es sein«, formten seine Lippen, während er in Richtung eines mit Fackeln illuminierten Tores zeigte, das im nächsten Moment geöffnet wurde. In Reih und Glied marschierten sechs Söldner in ihre Richtung.
    Lilian wurde von Panik ergriffen. Was wäre, wenn man sie ausgerechnet jetzt entdeckte?
    Wilbur hob Jenna von Doughs Rücken, als ob sie eine Puppe wäre, und trug sie mit Leichtigkeit eine seitlich abzweigende, enge steinerne Wendeltreppe hinauf. Mit einem Fingerzeig bedeutete er Lilian und Dough, dass sie ihm in ein höher liegendes Geschoss folgen sollten. Von ihren Gegnern unbemerkt, betraten sie einen kahlen Raum, der direkt über der Versammlungshalle lag. »Es wird nicht lange dauern, bis sie uns finden«, flüsterte Wilbur mit einem Blick auf Dough. »Sie werden euch riechen. Lilian, weil sie schwach nach Parfüm duftet und dich, Dough … na ja, lassen wir das.«
    »Was soll das denn bedeuten?« Dough warf ihm einen giftigen Blick zu.
    Wilbur legte einen Zeigefinger auf die Lippen, dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf einen alten verfallenen Kamin, aus dem Stimmen zu hören waren. Es musste also eine Verbindung nach unten geben. Wilbur hatte Jenna auf dem Boden gebettet und verabreichte ihr rasch eine weitere Blutration, die sie dankbar, wenn auch ein wenig widerwillig zu sich nahm.

Weitere Kostenlose Bücher