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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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er auf diversen Feldzügen hinter sich gelassen hatte. Seitdem hatte er dem Krieg den Rücken gekehrt. Sein gälisches Blut konnte er trotzdem nicht verleugnen. Er gehörte immer noch zu jenen, die ungern einen Faustkampf verpassten.
    John blickte zurück und bemerkte in Paddys Augen einen verräterischen Glanz. In seiner Rechten blitzte die Waffe des Kerkerwächters. Die übrigen Männer hatten nur ihre Ketten, mit denen sie notfalls jemanden erschlagen oder erwürgen konnten. Nur der Teufel konnte wissen, was sie dort draußen auf dem Festungshof erwartete.
    Als John vorsichtig die Tür zum Hof öffnete, blies ihm ein rauer Wind ins Gesicht. Zu seiner Überraschung dämmerte nicht der Morgen, sondern der Abend. Dunkle Wolken hatten sich über die Insel herabgesenkt, und zwischen einzelnen Nebelfetzen leuchtete ein runder Vollmond, der das Mauerwerk mit einem verwirrenden Spiel von Licht und Schatten überzog. John erschien die Umgebung trotz fehlender Sonne taghell. Dass es seinen Kameraden offenbar genauso erging, musste an ihren neu erworbenen Fähigkeiten liegen.
    »Teufelszeug«, murmelte Ruaraidh und kniff immer wieder die Lider zusammen, weil er seine plötzlichen Fähigkeiten nicht wahrhaben wollte. Und es waren nicht nur ihre Augen, die verrückt spielten.
    Das Rauschen der Wellen kam John wie ein tosender Orkan vor und erschrak ihn und die anderen Kameraden ebenso wie das ohrenbetäubende Horn, in das einer der Wachsoldaten gestoßen hatte. Offensichtlich wollte der Wachhabende die übrigen Soldaten warnen, als er plötzlich sieben abgerissene Gestalten erblickte, die auf das Haupthaus zuliefen.
    Für einen Moment waren John und seine Leute zu abgelenkt, um die Gefahr zu erkennen, die mit einer Truppe ausschwärmender Soldaten aus der Garnisonsbaracke auf sie eindrang. Ein Schuss krachte aus einer Muskete und traf Malcolm, der seine Rechte reflexartig auf den Bauch presste und stöhnend zu Boden ging. John sah aus den Augenwinkeln, dass Ruaraidh sich um den Jungen kümmerte und die Soldaten auf den Festungsmauern mehrere Fackeln entzündeten, um besser sehen zu können. Anscheinend verfügten sie nicht über die gleichen Fähigkeiten wie die Ausbrecher. Während John unbewusst eine Hand zur Faust ballte, erinnerte er sich an Randolfs Vorführung mit dem Blechnapf. Der Norweger hatte nicht zu Unrecht vermutet, dass sie nach der seltsamen Folter durch Cuninghames Schergen nicht nur ungewöhnlich gut sehen konnten, sondern zudem unverhältnismäßig an Stärke gewonnen hatten.
    Obwohl auch John diese Sache für die reinste Hexerei hielt, sammelte er all seine Kraft und rannte in die Richtung jenes Soldaten, der zu einem nächsten Schuss nachgeladen hatte. John war fasziniert, wie rasch ihn seine Füße trugen, und er war ebenso verdutzt wie sein Gegner, als er plötzlich vor ihm stand. Erst als er zum Schlag ausholte und dem Söldner mit nur einem Hieb den Schädel zertrümmerte, bekam er eine Ahnung davon, welch gewaltige Kraft allein in seinen Händen steckte. Verwirrt ließ er den blutüberströmten Toten liegen und wandte sich einem weiteren Trupp von acht Wachleuten zu, die in Zweierreihen angerückt waren, um ihre Kameraden zu unterstützen.
    Paddy und Randolf hatten inzwischen ebenfalls ihre Kraft und Schnelligkeit entdeckt, und auch David Ogilvy hatte jegliche Scheu verloren, die er gewöhnlich bei einer Schlägerei an den Tag legte, indem er einen Söldner nach dem anderen umpflügte wie ein marschierendes Ackerross. Bald war der halbe Hof übersät mit toten Soldaten.
    Der wachhabende Sergeant im Ausguck blies abermals panisch in sein Horn, woraufhin sich drei schwarze Gestalten aus dem Schatten des Mauerwerks lösten. Sie trugen schwarze Uniformen, ihre Gesichter waren mit einer schwarzen Maske bedeckt. Geheimpolizisten, zuckte es John durch den Kopf. Sie mussten zu Cuninghames Leuten gehören. John war sich darüber im Klaren, dass sie ebenfalls über besondere Gaben verfügten. Zu lebhaft erinnerte er sich an das Feld vor dem Leith Water, als die beiden Männer ihn kurzerhand schachmatt gesetzt hatten.
    Wie in Leith sprang einer der Söldner John direkt vor die Füße, doch im Gegensatz zu dem ungleichen Kampf am Leith Water konnte John nun parieren. Die Augen seines Gegenübers leuchteten unnatürlich hell im Schein einer brennenden Fackel, die in einer Eisenfassung an den Festungsmauern steckte. In einer Hand hielt der Mann einen Degen, in der anderen seinen Kampfdolch. John wich dem ersten

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