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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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vibrierte leicht, als er zu sprechen anhob.
    »Wie man mir erst vor einer Stunde berichtete, ist es unseren Gefangenen gestern Nacht gelungen, vom Bass Rock zu entkommen. Allem Anschein nach töteten sie bei ihrer Flucht zehn Wachsoldaten der parlamentarischen Justiz, die sich ihnen bei ihrer Flucht in den Weg stellten. Und – was beinahe noch schwerer wiegt – drei Söldner aus meinem Geheimregiment, die ihr Entkommen zu verhindern suchten. Nachdem ihnen die Überfahrt nach North Berwick geglückt war, haben sie Kleidung und Pferde aus unserer Garnison entwendet. In den frühen Morgenstunden haben sie Wichfield Manor in Schutt und Asche gelegt. Dabei wurden sechs meiner besten Männer getötet. Zudem ist es ihnen gelungen, meine zukünftige Gemahlin Mistress Madlen MacDonald zu entführen.« Cuninghame atmete tief durch, und obwohl es ihm schwerfiel, versuchte er einen ruhigen Eindruck zu vermitteln. Jeder hier im Raum wusste, was er Madlen zuvor angetan hatte und dass die Heirat mit ihr nur ein Vorwand sein sollte, um die dunklen Machenschaften des Ordens zu tarnen.
    »Und als ob das alles noch nicht genug wäre«, fuhr er ungerührt fort, »hat diese Horde von Bastarden einige unserer wichtigsten Bücher geraubt.«
    Hatten zuvor alle nur fassungslos Cuninghames Worten gelauscht, brandete nun wahre Entrüstung auf.
    »Wie konnte das geschehen?«, brüllte Ebenezer Wentworth und verzog sein Gesicht zu einer empörten Grimasse. »Ich hoffe, Bruder Chester, du weißt, was das bedeutet! Wenn es diesen Bastarden gelingen sollte, ihre Informationen an die falschen Leute zu bringen, sind wir geliefert.«
    Cuninghame leckte sich hastig die Lippen. Dann sah er Wentworth mit zusammengekniffenen Lidern an. Dieser Giftzwerg störte bereits seit längerem seine Kreise. Immer wieder versuchte er, seinen Führungsanspruch im Orden zu untergraben. Es wurde höchste Zeit, dass er ihn dafür büßen ließ.
    »Dir ist hoffentlich klar, Chester, dass du damit nicht nur dich selbst in eine missliche Lage gebracht hast«, schob Wentworth wie zur Bestätigung von Cuninghames Befürchtungen hinterher, »sondern die gesamte Bruderschaft. Wie sollten wir das vor König Charles verantworten, der ohnehin schon genug an Leid zu verkraften hat. Von anderen hohen Parlamentsabgeordneten, deren Vertrauen wir genießen, ganz zu schweigen. Die Liste unserer Kundschaft ist lang. Nur wenn sie es bleibt, sind wir in der Lage, unsere Sache voranzutreiben, damit wir uns eines nicht allzu fernen Tages Herrn einer weltumspannenden Organisation nennen können, auf deren Wohlwollen die Mächtigen ausnahmslos angewiesen sind. Nicht auszudenken, wenn unsere Widersacher oder das Kirchenvolk dahinterkommen sollten, wie unsere genauen Pläne aussehen und wer unser wahrer Auftraggeber ist!«
    »Kein Uneingeweihter wird erfahren, was hinter unseren Forschungen steckt«, entgegnete Cuninghame barsch und schlug mit seinem schwarzen Ordensstab, den ein silberner Totenkopf schmückte, demonstrativ auf den Tisch. Einige seiner Mitbrüder zuckten zusammen. »Die Entflohenen wissen nichts über ihren Zustand, und bevor sie es herausbekommen, haben wir sie entweder getötet oder wieder eingefangen.«
    »Gehe ich recht in der Annahme«, resümierte Sir Baxter of Fieldbarton, ein Adliger aus der Nähe von Carlisle, »dass die Männer noch nicht dem ›Caput mortuum‹ unterzogen wurden?«
    »Ja, das seht Ihr richtig. Die Gefangenen besitzen noch ihren Geist«, gab Cuninghame ungerührt zu Protokoll. »Doch das macht nichts. Wir werden sie in jedem Fall finden und ihrer Bestimmung zuführen. Ich habe Bruder Mercurius in den vergangenen Tagen erlaubt, in Madlens Seele einzudringen. Er hat sie mit seiner dunklen Gabe markiert. Somit ist
er für immer und ewig
Herr ihres Geistes und kann sie finden.«
    »So ist es!« In diesem Moment betrat ein weißgewandeter Mann den Raum, und während er mit hallenden Schritten den Weg zu Chester Cuninghame antrat, erhoben sich die übrigen Brüder hastig von ihren Stühlen und verbeugten sich ehrfürchtig. Auch Cuninghame selbst verbeugte sich tief und küsste den Ring des Neuankömmlings mit ergebener Anteilnahme. Keiner der Anwesenden wusste Genaues über Mercurius, über sein Alter und seine Herkunft, aber dass er in direkter Weise mit dem Satan und all seinen Dämonen in Verbindung stand, daran zweifelte niemand. Vor knapp zwei Jahren war er inmitten der Pestwirren mit seiner Fregatte im Hafen von Leith gelandet. Sein Schiff, hieß es,

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