Die Teufelshure
oder des Parlamentes geschlagen werden durfte. Einzig den immer zahlreicher werdenden Kohleminen und in den Highlands dem Torf, der dort gestochen wurde, hatten es die Menschen zu verdanken, dass sie im Winter nicht frieren mussten.
Wie betäubt sank Madlen in den Staub, nachdem John und die anderen Männer ein provisorisches Lager errichtet hatten. Im Schatten eines großen Baumes erschien ihnen das Tageslicht halbwegs erträglich. John entledigte sich seiner Kleidung und nahm ein ausgiebiges Bad am Ufer des Forth, um seine empfindliche Nase von dem fortwährenden Gestank zu erlösen, der ihn seit dem Bass Rock begleitete.
Madlen erschrak, als sie Johns Tätowierung sah. Es war genau das Zeichen, das sie in ihrer Vision im Turmzimmer von Wichfield Manor gesehen hatte. Chester Cuninghame hatte ihn also auf geheimnisvolle Weise gezeichnet. Und nicht nur ihn, sondern auch die anderen Männer, die nun nach und nach ihre Kleidung auszogen und zu John ins Wasser stiegen. Doch was hatte das zu bedeuten? Dass sie nun zu Cuninghames Schergen gehörten? Der Lord hatte ihr gegenüber eine entsprechende Andeutung gemacht, und doch konnte sie es nicht glauben. John und seinen Männern brannte das Feuer des Widerstandes in den Augen und nicht die Willfährigkeit eines Lakaien. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, dass den Männern all dieses Leid erspart geblieben wäre, wenn sie John in Ruhe gelassen hätte.
Rosie kreischte vor Angst, als sie die Tätowierung auf Paddys Schulter entdeckte. »Ein Hexenmal!«, zischte sie mit bebenden Lippen und kam näher heran. Sie streckte die Finger nach dem geheimnisvollen Symbol aus, wagte aber nicht, es zu berühren.
Der Ire griff nach Rosies Hand und führte sie mit sanfter Gewalt zu jener Stelle, an der man ihn gezeichnet hatte. »Denkst du nur, weil irgend so ein Arschloch ein Tintenmal in meine Haut geritzt hat, sei ich ein anderer Mensch?«, giftete er. Seine Haltung war trotzig. Dabei wirkte er nicht wie ein seelenloser Söldner, sondern eher wie ein tapsiger, unglücklicher Bär.
Rosie schien zu spüren, dass sie ihm Unrecht tat, wenn sie ihn nur wegen des Mals verteufelte. »Nein … nein«, stotterte sie leise und betastete zögernd die münzgroße Erhebung auf seiner Haut.
»Und?« knurrte Paddy mürrisch. »Wie fühlt es sich an? Wie die Schulter des Satans?«
»Vergib mir«, flüsterte Rosie und schaute zu Boden. Nachdem Paddy sich abgetrocknet hatte, zückte sie ihren mitgebrachten Kamm und die Schere, um ihm und den anderen das Haar und die Bärte zu stutzen.
John, der die Szene nachdenklich beobachtet hatte, warf einen prüfenden Blick zu Madlen hin, die ihm zaghaft zulächelte. Er lächelte zurück. Danach drehte er sich um und wusch sich gründlich. Anschließend stieg er prustend ans Ufer, die Muskeln glänzend vom abperlenden Wasser, und trocknete sich ab. Auch er ließ sich von Rosie rasieren, nachdem er sich angezogen hatte. Rosie hatte viele Talente. Neben einer Schankwirtin und einer kundigen Hure gab sie eine versierte Baderin ab. Bevor sie ihm den Bart stutzte, bestand sie darauf, seinen verspannten Nacken zu massieren und ihm das Haar auszukämmen.
Als die Schneide des Messers an Johns Kehle vorbeischrappte und er ihren verbindlichen Blick gewahrte, fragte er sich für einen Moment, ob es klug war, ihr auf diese Weise sein Leben anzuvertrauen. Irgendwann musste sie bemerken, dass es nichts nützte, wenn sie ihn weiter umwarb, und dann würde ihre Zuneigung in Rache umschlagen.
Nachdem sie den anderen Männern weit weniger zuvorkommend zur Hand gegangen war, ließ Rosie sich nicht weit entfernt von ihm nieder und warf ihm hier und da sehnsüchtige Blicke zu.
Dabei hatte John nur Augen für Madlen. Eingehüllt in eine alte Decke, erschien sie ihm sogar begehrenswerter als in ihrer vornehmen Robe, die sie bei Strattons Hinrichtung getragen hatte. Sie teilte sich mit Wilbur ein Stück grobes Brot, das John ihnen zuvor zusammen mit einem Stück geräucherten Fisch aus dem Proviantpaket gegeben hatte. Sie hielt sich tapfer, und am liebsten hätte John sie ausgiebig umarmt und geküsst, doch das erlaubte er sich nicht, wenn sie unter Beobachtung standen.
Malcolm und Micheal räusperten sich verlegen, nachdem sie ihre Kleider wieder angelegt hatten, und traten vor, weil sie an John eine Bitte herantragen wollten.
»Unser Vater wohnt nicht weit von hier«, begannen sie scheu. »Wäre es vielleicht möglich, dass wir ihm ein Lebenszeichen überbringen? Wir
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