Die Teufelshure
Gesicht. Wenn es weiter nichts war! Er hatte schon Angst, sie sei krank.
»Woher weißt du …? Es ist doch noch gar nicht so lange her, seit wir beieinandergelegen haben?«
»Vor einer Woche hätten meine unreinen Tage einsetzen müssen. Aber sie sind ausgeblieben, nachdem wir uns geliebt haben.« Sie räusperte sich. »Ich meine … vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten.«
»Nichts zu bedeuten?« John sah sie fassungslos an und drückte sie spontan an sich. »Es könnte sein, dass ich Vater werde, und du sagst, es hat nichts zu bedeuten?« Seine Augen wurden ganz andächtig. »Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn ich der Vater deines Kindes sein dürfte.« Nicht einen Moment lang zweifelte er daran, dass er der Erzeuger dieser Leibesfrucht sein musste. Er nahm ihre rechte Hand an seine Lippen und küsste sie. »Madlen MacDonald«, flüsterte er inbrünstig, »willst du meine Frau werden, sobald wir zu Hause angekommen sind?«
Nach einem Moment schieren Glücks brachte Madlen ein gequältes Lächeln zustande. Eigentlich hatte sie nicht anderes vorgehabt, als John die Geschehnisse in Cuninghames Krypta zu beichten – dass Bruder Mercurius sie mit einer hinterhältigen List dazu verführt hatte, bei ihm zu liegen. Sie wollte nicht, dass Lug und Betrug zwischen ihnen stand. Doch John hatte so schnell reagiert und die vermeintlich gute Nachricht mit so glücklicher Miene auf sich bezogen, dass sie es nicht gewagt hatte, ihn in die wahren Begebenheiten einzuweihen. Die Hoffnung, dass er der Vater ihres möglichen Kindes sein könnte, war groß, aber die Angst, dass es die Frucht dieses Satans sein könnte, war noch viel größer. Johns spontanen Heiratsantrag abzulehnen erschien ihr unmöglich. Erst recht, wenn er sie – wie eben – mit seinen unglaublich treuen Augen ansah. Ganz gleich, ob sie es nach ihm mit dem Teufel getrieben hatte oder nicht. Nun, wo er sich so sehr freute, durfte er es nicht erfahren. Im Stillen hoffte Madlen, dass die Begegnung mit Mercurius nicht mehr als ein böser Traum gewesen war.
»Ja«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. »Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als an deiner Seite zu leben und dir Kinder zu schenken.« Sie lächelte schüchtern.
John riss sie stürmisch in seine Arme, doch gleich nahm er wieder Abstand und betrachtete sie zärtlich.
»Wenn es stimmt, dass ich schwanger bin, kann man es jetzt ohnehin noch nicht sehen«, belehrte sie ihn. »Es ist noch zu früh. Und außerdem kann noch ganz viel geschehen.« Im Geheimen hoffte sie, dass die Frucht vielleicht abging, wie es bei ihrer Mutter öfter der Fall gewesen war.
»Trotzdem solltest du auf dich achtgeben«, entgegnete John mit Sorge in der Stimme. »Wir werden mehr Pausen einlegen, und ich werde noch mehr als zuvor darauf achten, dass wir unser Ziel sicher erreichen.«
Madlen betrachtete ihn lange. John strahlte plötzlich wie ein junger Gott. Die Müdigkeit aus seinem Gesicht war verflogen. Offenbar verfügte er mit einem Mal über kaum bezwingbare Kräfte. Bis auf den Umstand, dass er offenbar Mühe hatte, im Tageslicht schmerzfrei zu sehen. Aber ganz gleich, was Chester mit ihm angestellt hatte, sein Ziel, ihn zu einem willfährigen Lakaien zu machen, hatte der Lord nicht erreicht. Nur die schwarze Uniform von Cuninghames Söldnern, die John trug, irritierte Madlen ein wenig. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er ein vorbildlicher Soldat gewesen sein musste und dass er es unweigerlich wieder sein würde, wenn sie in die Scharmützel der Highlands und ihrer Clans zurückkehrten.
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie ihn nicht nur in ihre Auseinandersetzung mit Chester Cuninghame hineingezogen hatte. Sie hatte ihm, ohne es zu wollen, die Freiheit genommen, ein friedliebender Mensch zu sein. Von nun an würde er wieder kämpfen müssen.
»Ach, John«, sagte sie leise. »Ich hoffe so sehr, dass du es nicht eines Tages bereust, mir begegnet zu sein.«
Gegen Abend zog dichter Nebel über den Forth und hüllte die Landschaft in ein graues Gespinst feuchter, kühler Luft. Nicht einmal die Burg auf dem gegenüberliegenden Hügel war noch zu erkennen. Den ganzen Tag über hatten sich John und seine Begleiter still verhalten, damit die vorüberziehenden Soldatenregimenter ihnen keine Beachtung schenkten. Paddy wandte sich – nach einer Mütze voll Schlaf – dem kindlichen Mohren zu. Der Junge hatte kaum geschlafen und schien sich zu langweilen. Während Madlen,
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