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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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eingerollt in ihre Decke, immer noch fest in Johns Armen schlief, hatte ihr kindlicher Diener mit einem Stöckchen Tiere und Gesichter in den Sand gemalt und sogar seinen Namen geschrieben. Paddy stieß ihn an der Schulter an, als der Junge, ohne es zu merken, nahe genug an den Iren herangekrochen war. Wilbur schrak auf und sah sich hastig um, ob irgendjemand sein Verhalten missbilligte. Doch die Männer lächelten ihn nur freundlich an.
    »He, Kleiner«, raunte der Ire ihm zu. »Wenn du mir das Schreiben beibringst, zeige ich dir, wie man Checkers spielt.«
    »Ich weiß, wie man Checkers spielt«, erwiderte der Junge altklug. »Außerdem beherrsche ich verschiedene Kartenspiele und Schach. Ich wurde dazu erzogen, den Damen Kurzweil zu bereiten.«
    Paddy zog eine Braue hoch und sah grinsend in die Runde. »Oho! Den Damen Kurzweil bereiten«, wiederholte er näselnd, um die vornehme Ausdrucksweise des Jungen nachzuäffen. »Das kann ich auch, mein Freund. Heiliger Christ«, meinte er vergnügt, »früh krümmt sich, was ein Häkchen werden will!«
    David und Ruaraidh brachen in verhaltenes Gelächter aus. »Ich glaube nicht, dass er das Gleiche meint wie du, Ire«, erklärte Ruaraidh amüsiert.
    John schüttelte lachend den Kopf, aber er sagte nichts dazu, weil er Madlen nicht wecken wollte. Umso überraschter war er, als sie aufschrak und nach ihm schlug.
    »Nein!«, schrie sie. »Nicht! Ihr sollt mich in Ruhe lassen! Weicht von mir! Ihr seid der Satan!« Wieder schlug sie nach John. Dabei war ihr Blick starr auf sein Gesicht gerichtet. Geschickt fing er ihre Handgelenke auf und hielt sie so fest umklammert, dass sie sich kaum noch regen konnte.
    »Madlen!« Rasch zog er sie an sich und umschloss sie so eng mit seinem linken Arm, dass sie ihm nicht entwischen konnte. Mit der rechten Hand verschloss er ihr den Mund, damit sie nicht noch lauter schrie.
    »Madlen! Komm zu dir! Ich bin’s, John!« Seine Stimme war eindringlich.
    Paddy und die übrigen Männer sahen beunruhigt auf. Selbst Rosie war von ihrem provisorischen Lager aus Satteldecken und Jacken hochgefahren und schaute mit verwirrter Miene zu ihrer Konkurrentin hin.
    »Sie ist besessen«, zischte sie mit panischem Blick. »Sieh doch, der Satan hat von ihr Besitz ergriffen!«
    »Rosie!« Paddy warf ihr unter seinen buschigen Brauen einen warnenden Blick zu.
    John versuchte Madlen zur Besinnung zu bringen, indem er sie bei den Schultern packte und kurz und heftig schüttelte. Es schien zu helfen, weil ihre Augen klarer wurden und sie ihn anschaute, als ob sie aus einer anderen Welt zurückgekehrt sei.
    »John!« Ihr Blick zeugte von Erkenntnis, und ebenso unvermittelt, wie sie nach ihm geschlagen hatte, fiel sie ihm nun um den Hals. Gleichzeitig brach sie in Tränen aus.
    »Die Bruderschaft wird uns finden«, stammelte sie und verbarg ihr Gesicht an Johns Schulter.
    »Madlen«, rief John und schob sie ein Stück von sich weg, um ihr in die Augen schauen zu können. »Hör sofort auf damit, einen solchen Blödsinn zu reden!« Er versuchte seiner Stimme einen strengen Unterton zu verleihen, so wie er es aus seiner Armeezeit gewohnt war, wenn er seiner Truppe einen schwierigen Befehl erteilen musste. »Du machst den Jungs noch Angst!«
    Mit tränenverhangenen Augen schaute Madlen zu ihm auf. »So glaub mir doch, John«, flüsterte sie mit bebenden Lippen. »Ich habe den Satan gesehen. Er ist mir im Traum erschienen und hat mich mit hämischer Miene angelächelt. Er hat geschworen, er werde uns finden, ganz gleich, wohin wir uns verkriechen.«
    »Ich sage doch, der Teufel ist in sie gefahren«, schrie Rosie mit bleichem Gesicht. Sie war aufgesprungen und hatte sich an den äußersten Rand der kleinen halbrunden Felsformation zurückgezogen, als ob sie vor der Pest Reißaus nehmen wollte. Mit dem Rücken zur Wand stand sie da, schweratmend, eine Hand wie zum Schutz auf ihr Herz gelegt, die andere auf Madlen gerichtet. »Sie wird uns alle ins Verderben reißen! Ihr müsst sie töten! Nur so könnt ihr den Dämon in ihr zum Schweigen bringen!«
    »Halt den Mund, Weib!« Für einen Moment sah es aus, als wollte Paddy sie schlagen. Rosie zuckte ängstlich zurück, selbst nachdem er seine von Schwielen gezeichnete Pranke hatte sinken lassen. Mit einem Mal war es totenstill. Nur das Rauschen des Flusses war zu hören, und ein paar Nebelkrähen, die ihrem Namen alle Ehre machten.
    Auch Madlen war verstummt. John drückte sie wortlos an sich und seufzte schwer, während er

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