Die Teufelsrose
könnten es vielleicht erwähnen, wenn Savary kom men sollte. Wir haben es nicht eilig.«
Devlin nahm Anne-Marie am Ellbogen und ging zum Club eingang. Der junge Mann schnippte mit den Fingern, und ein Oberkellner erschien irgendwo aus dem Nichts und führte sie zu einem Tisch.
»Champagner«, sagte Anne-Marie. »Und irischen Whisky
für Monsieur.«
»Haben Sie zufällig Old Bushmills da?« unterbrach Devlin.
»Selbstverständlich, Monsieur«, antwortete der Oberkellner. »Wir sind stolz darauf, alle Wünsche unserer Gäste erfüllen zu können.«
»Ich nehme an, das bezieht sich nicht nur auf die Getränke«, sagte Devlin und schaute sich um.
Das Nachtlokal hätte in irgendeiner beliebigen Stadt sein können. Ein Trio spielte gedämpfte Musik, es gab eine kleine Tanzfläche, die Tische standen dicht nebeneinander, und hinter einem Türbogen sah man ein Spielzimmer. Überraschend war höchstens die Tatsache, daß die Dekoration ausgesprochen geschmackvoll war – das galt für die Wandbehänge ebenso wie für die Teppiche und die Möbel.
Der Oberkellner brachte ihnen die Getränke selbst. »Möchten Sie vielleicht eine Kleinigkeit essen?«
Diesmal antwortete Anne-Marie: »Später. Im Augenblick warten wir auf Monsieur Savary.«
Der Oberkellner zuckte leicht mit den Schultern und entfern te sich. Devlin sagte: »Haben Sie das Gefühl, wir seien hier nicht erwünscht?«
Er prostete ihr zu, sie trank ein paar kleine Schlucke von ihrem Champagner. Weil es noch früh war, war nicht viel los – jenes eigenartige allabendliche Zwischenstadium im Leben solcher Nachtclubs, dessen Ende jeder herbeisehnt.
Der Portier stand mit einem Glas in der Hand an der Bar und ließ sie nicht aus den Augen. Er trank aus und näherte sich ihnen.
»Aufgepaßt«, murmelte Devlin. »Ich müßte mich sehr täu schen, wenn nicht gleich was passiert.«
Der Türsteher sagte zu Devlin: »Hören Sie, Monsieur Savary kommt heute abend nicht mehr, ich an Ihrer Stelle würde austrinken und das Lokal wechseln. Die Puppe kann natürlich bleiben.« Seine Hand senkte sich auf Anne-Maries Schulter, die Wurstfinger glitten in ihren Blusenausschnitt.
Sie zuckte nicht einmal zusammen. »Ich hätte gern noch etwas Champagner«, sagte sie zu Devlin.
»Sicher.« Er griff nach der Flasche. »Übrigens«, sagte er zu dem Türsteher. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Pfoten da wegnähmen. Ich meine, sie weiß schließlich nicht, was Sie eben damit gemacht haben, verstehen Sie?«
Der Türsteher lockerte seinen Griff sehr langsam. »Du klei ner Wichser«, sagte er. »Weißt du, was ich gleich mit dir machen werde?«
»Nein«, sagte Devlin. »Aber ich würde es gern hören.«
Er schenkte Anne-Marie gerade nach, und mit einer fast bei
läufigen Geste hob er die Champagnerflasche und schleuderte sie dem Portier an den Kopf. Der Mann brüllte vor Schmerz, stürzte hin und versuchte, sich am Tischtuch festzuhalten. Gläser klirrten zu Boden und zersprangen.
Sofort drohte ein Tohuwabohu auszubrechen, die anwesen den Gäste schrien entsetzt, die Band hörte auf zu spielen, und mehrere Schlägertypen in Dinner-Jacketts kamen in den Raum gelaufen. Der junge Mann mit der gebrochenen Nase erschien, wedelte mit den Armen und rief einen kurzen Befehl.
Die Leute traten zurück, der Portier stand auf, schüttelte den Kopf wie ein Stier und drückte eine Serviette auf das cham pagnerverschmierte Blut. »Sie hatten recht, Chef«, sagte er. »Er ist nicht so harmlos, wie er aussieht.«
Der junge Mann begutachtete den Schaden. »Nicht schlecht, Claude, aber du hast schon Schlimmeres überstanden. Geh und laß dir ein Pflaster geben.«
Ein halbes Dutzend Kellner war bereits damit beschäftigt, die Spuren des Kampfes zu beseitigen. Der junge Mann drehte sich zu Devlin und Anne-Marie. »Nun, Monsieur …«
»Devlin.«
»Ihre Art gefällt mir.«
»Und mir Ihre«, sagte Devlin. »Sie sind Jean-Paul Savary?«
»Schuldig.« Savary verbeugte sich ironisch.
»Wozu dann diese Show?«
»Weil ich Mademoiselle Audin erkannt habe.« Er nahm ihre Hand und küßte sie galant. »Es gibt keinen größeren Bewunde rer Ihrer Arbeit als mich. Aber ich brauchte etwas Zeit zum Nachdenken, ich lasse mich nicht gern ins kalte Wasser sto ßen.« Er setzte sich und schnippte dem Oberkellner. »Eine Nachricht von meinem Vater, sagten Sie? Wie ist das mög lich?«
»Er sitzt in
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