Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
verglasten Büro des diensthabenden Beamten drang gedämpfte Radiomusik. Das Dach und das Gewölbe waren stockdunkel. Brosnan stieg auf das Geländer und kletter te den Maschendraht zum Dach des Trakts hoch. Er hakte die Schlinge am Draht fest und nahm die Drahtschere heraus.
      Er brauchte nur fünf Minuten, um ein Loch mit einem Durchmesser von etwa einem Meter zu schneiden, durch das er sich anschließend zog. Auf der anderen Seite stellte er sich auf einen der Stahlträger. Er sah hinunter zu Savary, dessen Ge sicht ein heller Fleck in der Schwärze war, gab ihm ein Zei chen, und der Franzose kletterte hinterher.
      Sie balancierten beide auf einem Träger und hielten sich an einem zweiten fest. Brosnan hakte die Leine an die Schlinge um Savarys Taille und tippte ihm auf die Schulter. Sie brauch ten nicht zu reden, denn sie hatten alle weiteren Schritte im Kopf.
      Der schwierige Teil kam jetzt, denn die vergitterte Öffnung, die sie erreichen mußten, war zehn Meter weiter oben im Dunkel. Brosnan legte eine Schlinge um den Träger, befestigte die Enden an seiner Taille und kletterte los, wobei er sich nach altbewährter Technik mit den Füßen am Träger abstemmte.
      Nun kamen ihm seine Kraft und seine hervorragende Kondi
    tion zustatten. Er bewegte sich zentimeterweise hoch, bis er sein Ziel, ein großes Lüftungsgitter, erreicht hatte.
      Es wurde von vier Schrauben gehalten; er zog den Schrau benzieher aus der Tasche, stemmte sich mit den Füßen gegen den Träger und begann zu arbeiten. Die Schrauben waren aus Messing und ließen sich relativ leicht herausdrehen. Die Schraube unten links lockerte er nur ein wenig, so daß das Gitter den Ausgang freigab, aber gehalten wurde.
      Er schaute zu Savary, winkte und zupfte an dem Seil. Der Franzose sicherte sich mit seiner Schlinge am Träger und kletterte los.
      Brosnan hielt das Seil gespannt und gab Savary alle nur mög liche Hilfestellung. Eine Weile ging alles gut, aber dann klappte irgendwo weit unten eine Tür. Savary erschrak über das unerwartete Geräusch, verlor den Halt und rutschte ab.
      Brosnan biß die Zähne aufeinander, lehnte sich, einen Fuß auf dem Träger, an die Mauer und hielt das Seil, das ihm in Rücken und Schulter schnitt, gespannt. Savary hing daran, während unten ein Gefängnisbeamter durch den Mittelgang schritt und das verglaste Büro betrat. Stimmen ertönten, dann wurde gelacht.
      Savary schwang wieder an den Träger, hielt sich fest, kletter te weiter. Endlich erreichte er Brosnan.
      Sie ruhten kurz aus, und dann flüsterte Brosnan: »Los, Jacques, du zuerst.«
      Savary hakte sich von dem Träger los, beugte sich vor und kletterte mit dem Kopf voran in den Lüftungsschacht. Brosnan wickelte sich das Seil um die Taille und folgte ihm.
      Trockener Staub drang ihm in die Nase, und er nahm die Taschenlampe heraus und knipste sie an, ließ den Strahl vor Savary an den schmutzverkrusteten Metallkanten des Schachts entlangwandern. Der Franzose zog sich weiter, da der Raum nicht zum Kriechen reichte, und Brosnan blieb dicht hinter ihm. Dann spürte er einen Luftzug, hörte von unten leises Summen. Der Schacht mündete in einen kubischen Raum. Ringsum sah er die gähnenden Schlünde anderer Lüftungs schächte.
      Das Summen kam aus einem knapp einen Meter großen Loch in der Mitte des Raums. Brosnan ging neben Savary in die Hocke und leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
      »Das ist er«, sagte er. »Ich habe vor zwei Jahren die Pläne für das Belüftungssystem gesehen, als ich mit dem Mann des Heizungsingenieurs in der Krankenstation arbeitete. Soweit ich mich erinnere, ist dieser Schacht ungefähr zwanzig Meter lang und endet unten im Kesselraum. Wie geht es dir?«
      »Gut«, sagte Savary. »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich
    hab mich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt.«
      Brosnan untersuchte mit seiner Taschenlampe das Schacht innere. Die Metallverkleidung war mit Eisenstreben befestigt.
      »Guter Halt für die Füße«, sagte er. »Wenn du müde wirst, brauchst du dich nur ein paar Augenblicke an die Seiten zu stemmen. Ich gehe zuerst, dann fällst du auf mich drauf, wenn du abrutschst.«
      Savarys Zähne blitzten in der Dunkelheit. »Hals- und Bein bruch, Martin.«
      Brosnan behielt die Taschenlampe in der Hand und fing an, nach unten zu steigen. Es war relativ leicht, viel leichter als der Abschnitt auf dem Träger über dem Haupttrakt. Das Summen der Generatoren wurde

Weitere Kostenlose Bücher