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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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Antwerpen, aber sie war sich sicher, daß Valdin sie dort finden und zurückholen würde. Er selbst kam oft nachts nicht nach Hause. Morgens roch er dann nach anderen Frauen.
    »Warum läßt du dir das gefallen?«
    »Du kennst ihn nicht.«
    »Offensichtlich. Er ist eindeutig paranoid.«
    »Er weiß, daß ich mit dir geredet habe.«
    »Hast du ihm das erzählt?«
    »Natürlich nicht. Als ich neulich nach Hause kam, wollte er wissen, wo ich gewesen bin. Und mit wem ich gesprochen habe. Ich sagte, daß er sich nicht so aufspielen solle. Da schrie er auf einmal: ›Ihr steckt doch nicht etwa unter einer Decke?!‹«
    »Er weiß es.«
    »Und als ich ihn fragte, mit wem ich unter eine Decke stecken soll, fing er an, geheimnisvoll zu lachen.«
    Sie wirkte verstört. Notovich blieb unbeholfen stehen, setzte sich dann neben sie und rutschte gleich wieder ein Stück zur Seite, um nicht allzu vertraulich zu werden. Valdin war argwöhnisch. Vielleicht ließ er Vivien sogar von einem Privatdetektiv verfolgen. Oder womöglich sogar von der Polizei.
    Sie saßen schweigend nebeneinander. Sie war nicht Senna, aber in ihrer Gegenwart vermißte er Senna mehr denn je. Und indem er sie vermißte, schien sie wieder lebendig zu werden. Warum tat er sich das an? Er konnte diese Gefühle nicht zulassen. Er wollte wieder aufstehen, aber sie hielt ihn fest.
    »Bleib noch einen Moment hier sitzen, bitte.«
    »Vivien, wir kennen einander kaum.«
    »Doch es fühlt sich ganz vertraut an. Geht es dir nicht auch so?«
    Er zögerte.
    »Vielleicht ist es nicht richtig, was wir tun«, sagte sie. »Aber ich sehe, wie du mich anschaust. Ich spüre, wie sehr du sie noch immer liebst. Eine solche Liebe … so etwas habe ich noch nie empfunden. Es ist mir egal, was in deinem Kopf vorgeht. Dein Herz ist entscheidend. Eure Liebe war so stark. Niemand hat mich je so geliebt. Ich fände es nicht schlimm, so zu tun, als ob ich sie wäre.«
    »Das ist blanker Unsinn.«
    Sie erhob sich und zog ihn vom Sofa.
    »Vivien, was machst du?«
    »Du brauchst mich nicht Vivien zu nennen, wenn du nicht willst.«
    »Du bist verrückt. Das ist doch Wahnsinn.«
    Aber sein Widerstand schwand. Sie führte ihn ins Schlafzimmer und schloß die Vorhänge. Dann zog sie ihn aufs Bett, streifte ihr Top ab und leitete seine Hände im Dunkeln zu ihren Brüsten. Ihre Brüste. Ihre Haare, ihr Mund, ihr Atem. Ihr auf und ab wogender Bauch.
    »O Mischa … nun sag es schon. Sag ihren Namen.«
    Doch er konnte es nicht. Er durfte sich jetzt nicht hingeben. Es wäre unfair gegenüber Natasja. Er wollte ihr nicht weh tun. Nie. Sie hatte ihn nicht nur in ihr Bett gelassen, sondern auch in ihr Herz. Sie gab ihm Hoffnung und eine Zukunft. Außerdem hatte er zu arbeiten. Er riß sich los und stand auf. Dann öffnete er die Vorhänge und fragte Vivien, wo er Valdin finden könne.

24
    A m Ende der engen Gasse befand sich tatsächlich eine Art Laden. Vivien zufolge gelangte man durch einen Perlenvorhang neben dem Ladentisch in einen kleinen Raum, wo Valdin sich nachmittags massieren ließ. Notovich trat ein. Im vorderen Teil standen Regale voller Schalen, Töpfe und Kartons mit chinesischen Schriftzeichen. Vermutlich Produkte zur Körperpflege und asiatische Arzneimittel. Ein penetranter Weihrauchgeruch hing in der Luft, der indes nicht gesund sein konnte. Ein asiatisches Mädchen, Anfang zwanzig, telefonierte mit teilnahmslosem Blick. Er murmelte einen Gruß, als käme er öfter hierher, und schob den Perlenvorhang zur Seite. Im Flur gab es nur eine Tür.
    In dem Zimmer tönte leises Geklimper chinesischer Saiteninstrumente aus winzig kleinen Lautsprechern; ein Lampion tauchte den Raum in ein beruhigendes rotes Licht, und es roch hier angenehmer und süßer als in dem Laden. Valdin war nur mit einem Handtuch bedeckt und lag auf einem Massagetisch. Eine bildschöne Chinesin mit langem Haar und einem kurzen schwarzen Kleid knetete sanft seine Schultern. Auf einem Stuhl saß noch eine Frau, die sowohl ihre Schwester als auch ihre Tochter sein konnte. Sie sagte etwas auf chinesisch über den hereinkommenden Notovich, und die andere fing an zu lachen. Valdin drehte sich um und schien nicht sonderlich überrascht.
    »Sieh an, wen haben wir denn da«, sagte er auf französisch. In Valdins Nacken bemerkte Notovich blaue Flecke, die bei ihrer letzten Begegnung entstanden waren.
    »Können wir hier reden?«
    »Darf ich dir eine Massage anbieten?« fragte Valdin munter. »Das ist das mindeste, was ich tun

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