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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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einen mißlungenen Auftritt?«
    »Das hat mich nur stärker gemacht. Glaub mir.«
    »Aber warum wußte ich nichts davon?«
    »Was hätte das geändert?«
    »Mischa, ich muß das mit Nicole besprechen.«
    »Ich ruf sie schon selbst an.«
    »Das hast du vor drei Wochen auch gesagt.«
    Sie hatte es nie verstanden, und sie würde es auch jetzt nicht verstehen.
    »Hat das etwas mit dieser Natasja zu tun?«
    »Sie heißt nicht ›diese Natasja‹. Und was mischst du dich da ein?«
    »Die Polizei beobachtet dich, und du verfällst wieder in deine alten Muster. Du nimmst deine Medikamente nicht und rennst wieder irgendeinem Mädel hinterher.«
    »Du klingst fast eifersüchtig.«
    »Ich habe mich die letzten zwei Wochen ganz brav zurückgehalten. Du gehst nicht ans Telefon. Dreimal hattest du die Tür von innen verriegelt, so daß ich nicht reinkonnte, und ich sehe in deinem Kühlschrank, daß du nichts ißt.«
    »Ich arbeite.«
    »Ich komme überhaupt nicht mehr an dich heran.«
    »Weil ich deine Erbsensuppe nicht aufesse? Bin ich deshalb gleich eine Gefahr für die Gesellschaft? Ich versuche, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Aber das einzige, woran du denkst, ist, daß du mich dann nicht mehr bemuttern kannst.«
    Er bereute seine Worte sofort. Er sah, daß er sie verletzt hatte.
    »Linda, es … es ist alles sehr kompliziert.«
    »Kompliziert, ja«, sagte sie schnaubend. »Und ich verstehe das alles mal wieder nicht. Glaubst du wirklich, daß du dadurch soviel mehr bist als andere? Weil du so ›kompliziert‹ bist?«
    Sie sprach das Wort aus, als ob sie einen toten Frosch ausspucken würde. Er führte sie mit sanfter Gewalt zur Tür und versprach, ihre Aufläufe künftig bis zum letzten Bissen aufzuessen.
 
    Er hatte Natasja seit dem mißglückten Auftritt nicht mehr gesehen und ihre Anrufe nicht angenommen. Aber jetzt, da das chemische Zeug seinen Körper ganz verlassen hatte, vermißte er sie immer mehr. Er phantasierte sogar beim Klavierspielen, daß Natasja wieder in seinen Armen läge. Als er sich nicht mehr zurückhalten konnte, rief er sie an. Sie war beleidigt, daß er so lange nichts von sich hatte hören lassen. Er sagte, es tue ihm leid.
    Nach langem Zögern entschied sie sich, doch zu kommen. Sie sei gegen vier im Konservatorium fertig und würde dann gleich zu ihm fahren. Er freute sich darauf, sie wiederzusehen. Pfeifend nahm er seine Jacke, um noch ein paar Besorgungen zu machen. Als er aus dem Supermarkt trat, beschloß er, sich in einer Kneipe um die Ecke noch schnell ein Bierchen zu genehmigen. Natasja hatte einen Schlüssel für seinen Keller. Falls sie vor ihm dasein würde, käme sie selbst hinein. Als er den ersten Schluck nahm, klingelte sein Handy. Es war Natasja.
    »Ich bin gleich zu Hause. Gedulde dich noch einen Moment.«
    »Mischa. Die Polizei ist hier.«
    »Wo?«
    »In deiner Wohnung. Sie haben einen Durchsuchungsbefehl dabei.«
    »Hast du sie reingelassen?!«
    »Was sollte ich denn sonst tun? Was ist los?«
    Er hatte das T-Shirt mit den Blutflecken völlig vergessen. Das lag noch unter seinem Bett. Oder nein, es lag zwischen der anderen schmutzigen Wäsche in seinem Wäschekorb. Verdammt, warum hatte er das Ding nicht weggeworfen? Was sollte er jetzt machen?
    »Natasja, bleib ganz ruhig.«
    »Ich bin ruhig.«
    »Wo sind sie gerade?«
    »Im Wohnzimmer.«
    »Sorg dafür, daß sie nicht ins Bad gehen. Nein, warte. Halt sie vom Schlafzimmer fern!«
    Er wußte nicht mehr, wo der Wäschekorb stand.
    »Warum? Was ist denn?«
    Sie sprach auf einmal leise. Die Ermittler bekamen wahrscheinlich jedes Wort mit. Notovich rannte aus der Kneipe und wollte auf sein Rad springen, aber es war noch angeschlossen. Als er die Schlüssel aus der Tasche holte, fiel sein Handy herunter.
    »Natasja, bist du noch dran?«
    »Ja. Was soll ich machen?«
    »Ich … Nichts. Ich bin gleich da.«
    Das Schloß sprang auf. Als er wegfuhr, kam die Wirtin heraus. Er hatte vergessen zu bezahlen. Aber Notovich hörte sie schon nicht mehr. Die Pedale waren schwer wie Betonblöcke. Seine Beine fühlten sich schlapp an, der Schweiß brach ihm aus. Er versuchte, sich zu erinnern, wo er den Wäschekorb hingestellt hatte. Würden sie den auch durchwühlen? Und was würden sie tun, wenn sie ein blutverschmiertes T-Shirt darin fanden?
    Er hatte das Gefühl, überhaupt nicht voranzukommen, und es lag noch eine ganze Straße vor ihm. In der Ferne sah er zwei Polizeiautos auf dem Bürgersteig. Vor der Tür war ein Beamter postiert.

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