Die Teufelssonate
Notovich fuhr langsamer, er durfte sich seine Panik nicht anmerken lassen. Das Schlafzimmer . Auf einmal war er sich ganz sicher: Der Wäschekorb stand im Schlafzimmer.
Die Haustür war offen. Als er eintreten wollte, hielt ihn der Polizist zurück.
»Ich wohne hier.«
»Ihr Name?«
»Mikhael Notovich.«
»Ich muß das kurz bei meinem Kollegen überprüfen.«
»Ich werde doch wohl noch in meine eigene Wohnung dürfen?!«
Er versuchte, sich an dem Beamten vorbeizuwinden, aber der baute sich vor ihm auf. Plötzlich erklang eine Stimme am Ende des Flurs.
»Laß ihn durch, Sjoerd.«
Es war Van der Wal. Der war wieder die Ruhe selbst.
»Ich sagte Ihrer Freundin gerade, daß wir gleich fertig sind.«
Notovich wollte hineingehen, um zu schauen, ob sie schon im Schlafzimmer waren, doch Van der Wal war offensichtlich auf ein Schwätzchen aus.
»Ich hatte bei unserem letzten Gespräch gar nicht mitbekommen, daß Sie eine neue Beziehung haben.«
Er lachte Natasja an. Die stand verloren da. Gott weiß, was er ihr alles für Horrorgeschichten über Notovichs Vergangenheit erzählt hatte.
»Es ist noch ganz frisch«, antwortete Notovich bissig. »Darf ich mal durch? Ich will nicht, daß sie was kaputtschlagen.«
»Wir sind versichert. Der niederländische Staat bezahlt. Wenn Sie also einen Moment hier warten, dann können die Männer ihre Arbeit tun.«
»Was sucht ihr denn genau?«
»Alles, was uns mehr über Senna van Ruysdael erzählen kann.«
»Das war in Paris. Was sollte hier noch liegen?«
»Die französische Polizei möchte offenbar auf Nummer Sicher gehen. Vielleicht haben Sie Sachen aufbewahrt, die uns etwas nützen. Die Menschen klammern sich oft an persönliche Dinge, nicht wahr?«
»Ja, oder Sie wollen mich einfach unter Druck setzen, natürlich. Sie hoffen, daß ich eine Dummheit mache.«
Notovich lief ins Wohnzimmer. Van der Wal folgte ihm und beobachtete ihn. Notovich tat, als ob er seinen Flügel inspiziere. Aus den Augenwinkeln sah er, daß schon zwei Männer im Schlafzimmer zugange waren.
»Schönes Instrument«, sagte Van der Wal. »Diese Dinger sind sicher ziemlich teuer?«
Notovich nickte abwesend und schaute noch einmal ins Schlafzimmer. Das Bett stand an der Wand, und die Decken lagen daneben. Vor dem eingebauten Kleiderschrank häuften sich seine Oberhemden, Unterhosen und Socken. Den Wäschekorb hatten sie noch nicht angerührt, aber es war klar, wonach sie suchten.
»Geht's denn ein bißchen voran, Jungs?« fragte Van der Wal. »Der Herr wird langsam nervös.«
»Fast fertig.«
Aber es dauerte noch eine Ewigkeit. Notovich tigerte im Zimmer auf und ab. Natasja rückte die Sofakissen wieder an ihren Platz und setzte sich.
Endlich kamen sie heraus.
»Und?« fragte Van der Wal.
Der Kriminalbeamte schüttelte den Kopf. Notovich fühlte, wie er auf einmal leichter wurde. Hieß das, daß sie nichts gefunden hatten?
»Warte, hast du den Wäschekorb schon kontrolliert?« fragte der Beamte seinen Partner.
Der verneinte.
»Sie brauchen doch meine schmutzige Unterwäsche nicht zu untersuchen?« wandte Notovich noch ein. Aber der Beamte griff mit seinem Arm tief hinein und holte ein Handtuch hervor.
»Sieht aus, wie ein ganz normales Handtuch«, scherzte Van der Wal. Notovich gab sich Mühe, ihn nicht ungläubig anzuschauen. Er ging ins Schlafzimmer und warf seitlich einen Blick in den Korb.
Der war leer.
Sie hatten nichts gefunden. Notovich verstand überhaupt nichts mehr. Als sie endlich weg waren, rief er Linda an.
»Linda, hast du meine Wäsche mitgenommen?«
»Bist du mir böse?«
»Ja oder nein?«
»Du wolltest dir doch eine Waschmaschine kaufen, erinnerst du dich? Aber das hast du natürlich nicht getan. Ich habe also alles mitgenommen. Wieso, was ist denn?«
»Auch das T-Shirt mit den Blutflecken?«
»Die sind noch nicht alle raus. Aber man sieht sie fast nicht mehr.«
»Du hast es ausgewaschen ?«
»Bei sechzig Grad, aber es ist nicht eingegangen. Brauchst du das Ding schnell wieder?«
»Nein, alles gut. Du bist ein Schatz.«
Als er auflegte, vermochte er einen Freudenschrei kaum zu unterdrücken. Jetzt konnte er endlich wirklich nach vorn schauen.
Natasja wollte wissen, was es mit diesem T-Shirt auf sich hatte.
Er fragte, was Van der Wal ihr erzählt hatte.
»Nicht viel.«
»Sag schon, Natasja. Hat er dir Angst gemacht?«
»Angst? Vor dir?«
Sie lachte, aber er wußte nicht, ob es aufrichtig gemeint war. Er erzählte ihr offen von der Nacht, in der er
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