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Die teuflischen Schwestern

Die teuflischen Schwestern

Titel: Die teuflischen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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sich selber umbringen!«
    »Ja, aber Sie nehme ich mit hinüber!«
    Mit diesen Worten löste ich die Rechte vom Lenkrad und ließ mein Feuerzeug aufschnappen, das nach wie vor wie angewachsen in meiner Handfläche klebte.
    Der Schrei, der mich fast meiner Trommelfelle beraubte, zeigte an, daß sie erkannt hatte, worum es sich handelte. Und plötzlich war der Schwefelgestank fort. Der Benzingeruch jedoch verpestete das gesamte Wageninnere. Ich bereitete meinen Verstand auf den größten Schock meines Lebens vor und öffnete mein rechtes Auge einen Spalt breit.
    Nichts. Ringsum war nichts. Aber vor mir ...
    Ich hatte geglaubt, eine viel weitere Strecke zurückgelegt zu haben, doch es schien, als sei ich noch Meilen entfernt von Mara Kents Gestalt und der gelben Masse an ihrer Seite, die auf seltsame Weise wie geronnen wirkte und sich für den Moment von mir zurückgezogen hatte.
    Für einen Moment...
    Womöglich war gar nicht mehr erforderlich, nur ein Augenblick, um die richtigen Worte zu sprechen oder die richtigen Dinge zu tun, die das Grauen in diese Welt bringen würden.
    Ja, so mußte es sein. Das Wesen hatte seine Entscheidung gefällt. Es vermochte mich nicht aufzuhalten, wagte sich nicht einem Mann zu nähern, der entschlossen war, sich selbst zu vernichten, wenn er damit die Transmission vereiteln konnte. Doch wenn die falsche Kent...
    Ja, die Vorbereitungen mußten so weit gediehen sein, daß sie das erforderliche Ritual oder die erforderlichen Dinge nun zum Abschluß bringen konnte, um...
    Ich drückte auf die Hupe. Hartnäckig. Ich hoffte, daß das Geräusch ...
    Und es gelang.
    Mara Kent hob ruckartig den Kopf und schaute herüber, ins Scheinwerferlicht des dunklen Cadillacs. Dann regte sie sich, um einen Blick auf die Kreatur in ihrer Nähe zu werfen.
    » Nein! « brüllte ich. Aber es war ausgeschlossen, daß sie mich hörte.
    Da erfolgte die Veränderung.
    Es schien, als geschehe sie auf meinen Befehl, so prompt ereignete sie sich.
    Statt der echten Mara Kent und einem scheußlichen Ungeheuer sah ich im Scheinwerferlicht plötzlich zwei Mara Kents.
    Und ich verstand. Natürlich ...
    Das Muttergeschöpf selbst hatte es gesagt. Zur erfolgreichen Abwicklung des Rituals benötigte man ein menschliches Wesen. Ein Opfer, wenn man es so nennen will. Daher brauchte das Wesen Mara Kent lebend. Und um ihr Leben nicht zu gefährden, durfte das Geschöpf sich nicht in seiner tatsächlichen Form zeigen. Nicht jetzt, nachdem das Opfer aus der Trance erwacht war und bei vollem Bewußtsein um sich schaute. Denn wenn Mara Kent die wirkliche Gestalt des Mutterwesens sah, würde sie vor Schreck sterben. Und eine tote Mara Kent war völlig nutzlos.
    Ich lachte durch den Lärm, der aus dem Radio drang, und öffnete mit einem Knopfdruck der linken Hand ein Fenster. »Miss Kent«, brüllte ich, »laufen Sie! Fliehen Sie!«
    » Nein! « schrie die andere Mara Kent. »Bleiben Sie, wo Sie ...«
    Doch dann begriff sie offenbar, daß sie wertvolle Sekunden verschwendete, und wieder begann die Verformung. Zum Glück bemerkte Mara Kent (die echte Kent), was sich dort anbahnte. Sie schrie auf und begann zu laufen. Als ich sie nach links eilen sah, sprach ich den Gedanken, der mir durch den Kopf zuckte, laut aus: »Jetzt, Urban, jetzt! «
    Aber schon kam es, und diesmal mit ganzer Macht, stürzte sich auf meine Blöße – das Fenster, das ich geöffnet hatte. Instinktiv schloß ich die Augen, weil ich wußte, worauf es ankam. Meine übrigen Sinne jedoch blieben hellwach. Der faulige Geruch von Schwefel drang mir in die Nase, und in meinen Ohren hallte ein Schrei rachsüchtiger Wut wieder; das schlimmste aber war die plötzliche Berührung von etwas Feuchtem, Zähflüssigem, das wie mit vielen tausend winzigen Saugnäpfen auf meiner Gesichtshaut klebte, um meinem Leib alle Körper- und Lebenskräfte zu entziehen.
    Mein Aufschrei war nicht allein ein Schrei körperlichen Schmerzes, sondern auch psychischer Qual. Obwohl ich durch meine zusammengekrampften Lider nichts zu sehen vermochte, spürte ich darauf jene grauenhaften Saugnäpfchen, die meine Lider zu zerstören, sie zu öffnen versuchten, um mich zu zwingen, dem tödlichen Ding von Angesicht zu Angesicht... Jetzt, Urban!
    Ich fand mich mit dem bevorstehenden Ende ab. Dann handelte ich. So rasch hintereinander, wie es mir möglich war, tat ich fünf Dinge.
    Erstens ließ ich das Lenkrad los.
    Zweitens ließ ich mich blindlings seitwärts fallen und streckte die Rechte unter den

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