Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)
weiche Haut seinerseits auf. Allerdings schien sich die Bestie nicht daran zu stören, denn sie setzte ihre Attacken trotz des aus den Schnitten rinnenden braunen Blutes unbeirrt fort.
Plötzlich wand sich der Kuorim jedoch behände aus Fargos Angriffsreichweite und schmetterte ihm seinen muskulösen Schwanz gegen den Oberkörper. Drei der spitzen Dornen, die auf beiden Seiten den Schwanzwirbeln entwuchsen, bohrten sich tief in Fargos Fleisch, ehe ihn die Wucht des Aufpralls auf die kalten Bodenplatten schleuderte. Stechende Schmerzen fuhren daraufhin bei jedem Atemzug durch seine Brust, und Blut zu husten, war auch kein gutes Zeichen.
Verdammt! , fluchte Fargo. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, doch ein abruptes Schwindelgefühl zwang ihn zurück auf den Boden. Die Kräfte des Delaarianers rannen mit seinem Blut aus seinem Körper, und er spürte, wie er abdriftete. Alles verschwamm vor seinen Augen. Das Geschrei der Leute wandelte sich zu einem dumpfen Echo. Und das Letzte, was Fargo sah, bevor die Bewusstlosigkeit ihn bezwang, war das dämonisch grinsende Gesicht des Kuorims, der zähnefletschend auf ihn zuschlurfte.
3
»Die aktuellen Schätzungen der Opferzahlen wurden erneut nach oben korrigiert und belaufen sich nun auf etwa vierundzwanzigtausend Tote. Noch immer ist unklar, warum die Kuorim den beliebten Handelsaußenposten Utrorr vor einer Standardwoche angegriffen und zerstört haben. Ein Sprecher der republikanischen Raumflotte ließ verlautbaren, dass man alle nötigen Ressourcen für die Aufklärung dieses Angriffs bereitstellen werde. Angesichts des geisterhaften Verhaltens der Kuorim – die sich nach der Zerstörung der Raumstation ebenso schnell wieder zurückgezogen hatten, wie sie aufgetaucht waren – dürfte es jedoch schwierig werden, ihre Beweggründe für den Überfall aufzudecken. Auf die Frage, ob die Raumflotte zusätzliche Kreuzer zum Schutz anderer abgelegener Außenposten abkommandieren würde, antwortete der Sprecher: ›Wir tun, was nötig ist, um den Schutz der Bürger der Republik zu gewährleisten.‹«
Das Bild der hiid'ranischen Nachrichtensprecherin flimmerte über einen holografischen Bildschirm, der knapp unterhalb der Decke in die Mitte des geräumigen Betriebsrestaurants projiziert wurde; der einzige Gast des Restaurants bekam jedoch so gut wie nichts davon mit. Der Mann saß leicht gekrümmt an einem der quadratischen Tische aus dunklem Hartholz und studierte gedankenversunken einige medizinische Befunde auf seinem Datenpad. Hin und wieder nippte er an seiner Kaffeetasse oder strich sich grübelnd über die Stirn. Die meiste Zeit saß er jedoch vollkommen reglos auf dem gepolsterten Stuhl, sodass man ihn für eine leblose Statue hätte halten können, der irgendjemand einen Ärztekittel übergeworfen hatte.
Ibana nippte einmal mehr an seiner Kaffeetasse, als mit einem Mal ein schrilles Piepsen erklang, das ihn erschrockenzusammenzucken ließ. Hustend versuchte er, den verschluckten Kaffee wieder aus seinen Lungen zu bekommen und schaute zu dem Holo-Interface, das er am linken Arm trug. Ein rotes Hinweiszeichen leuchtete auf der holografischen Benutzeroberfläche auf, die von einem schmalen, armbandähnlichen Emitter in bläulichem Licht um seinen Unterarm projiziert wurde. Er fuhr mit dem Finger durch das blinkende Symbol und prompt erschien ein kleiner Holo-Bildschirm über dem Interface, der die Vitaldaten seines derzeit einzigen Patienten ausgab. Nach kurzer Betrachtung dieser Daten sprang Ibana vom Stuhl auf, stürmte aus der Kantine und rannte zum Aufzug am anderen Ende des Korridors. Sobald er in Reichweite war, hämmerte er auf den holografischen Rufknopf neben den geschlossenen Aufzugtüren ein, doch dadurch bewegte sich das verdammte Ding auch nicht schneller. Würde sein Patient nicht im siebenunddreißigsten Stockwerk liegen, hätte Ibana die Treppe genommen, aber nach zweiundzwanzig Etagen hastig erklommener Stufen bräuchte er vermutlich selbst einen Arzt.
Die Aufzugstüren öffneten sich. Ibana eilte hinein und fuhr mit ausgestrecktem Zeigefinger durch die holografische Taste der gewünschten Etage. Nach einer kurzen Verzögerung schlossen sich die Türen wieder und die röhrenförmige Kabine setzte sich quälend langsam in Bewegung.
Jetzt mach schon, du lahmer Kasten! , grollte der Arzt und ignorierte die atemberaubende Aussicht, die der gläserne Aufzug auf die Häuserschluchten der Innenstadt von Daydrale bot.
Eine gefühlte Ewigkeit später
Weitere Kostenlose Bücher