Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid
bekommen, damit diese sich ihm aufdrängenden Gedanken verschwinden.
Hintergrund: Pat. ist aufgewachsen in Huddinge im Süden Stockholms. Er ist in einer intakten Familie aufgewachsen, als ältester Bruder von drei Geschwistern. Er hat zwei jüngere Schwestern. Der Vater arbeitete als Jurist beim Staat, die Mutter war Hausfrau. In der Jugendzeit des Patienten begann die Mutter als Arzthelferin zu arbeiten. Pat. beschreibt seine Kindheit als normal. Er meint, er sei ein ruhiger, braver Junge gewesen, habe aber ab und zu eine Tendenz zur Unruhe verspürt. Laut ihm hatte der Vater jahrelang Probleme mit immer wiederkehrenden Depressionen. Ansonsten gibt es keine Heredität für psychiatrische Probleme in der Familie.
Sozial: Patient lebt allein. Er arbeitet in einer Geschäftsbank. Beschreibt seine Karriere selbst als erfolgreich. Hat guten Kontakt
zu seiner Familie und erklärt, dass er seinen Schwestern sehr nahesteht. Hat außerdem mehrere gute Freunde, die er oft trifft.
Psychischer Status: guter formeller und emotionaler Kontakt. Gute Orientierung. Pat. verhält sich etwas deprimiert. Auf direkte Anfrage hin leugnet er Suizidgedanken, gibt jedoch zu, dass er Resignation und das Gefühl der Sinnlosigkeit kennt. Pat. ist deutlich unangenehm berührt, wenn er vom Inhalt seiner Zwangsvorstellungen berichtet.
Beurteilung: 38-jähriger Mann mit sexuell geprägten Zwangsvorstellungen. Es scheint keine Komponente von Genuss bei diesen Gedanken zu sein, und es ist anzunehmen, dass es sich um eine der ungewöhnlicheren Formen von Zwangssyndromen handelt. Weitere probatorische Sitzungen sind jedoch nötig. Der Unterzeichnende informiert den Patienten darüber, dass weitere Gespräche vor einer endgültigen Beurteilung und dem Behandlungsbeginn notwendig sind. Außerdem wird der Patient darüber informiert, dass bei dieser Art der Problematik eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein kann. Neuer Termin am 26. September, 15.00 Uhr.
Ich breche meine Lektüre ab. Der Text hat mir keine neuen Informationen gebracht. Wenn Peter Carlssons Motiv die Manipulation ist, dann ist es nicht verwunderlich, wenn seine Geschichte die gleiche bleibt, auch wenn er mit Sven spricht. Und wenn die Vorstellungen, die er loswerden will, tatsächlich existieren, dann ist es ja selbstverständlich, dass er die gleiche Geschichte noch einmal erzählt. Es gibt aber noch eine weitere Aktennotiz.
Datum: 25. September
Anmerkung: Patient ruft heute während der Telefonsprechstunde des Unterzeichnenden an. Er berichtet, dass er beschlossen habe, den Kontakt abzubrechen, da er stattdessen Kontakt zu einem Psychiater aufgenommen habe wegen einer medikamentösen Behandlung und er meine, das sei die bessere Behandlungsform für ihn. Dem Patienten wird ein Gespräch mit dem Unterzeichnenden angeboten, um das zu besprechen, aber er lehnt ab. Wir beenden hiermit unseren Kontakt.
Peter Carlsson hat also seine Therapie bei Sven beendet. Ich überlege, was das wohl zu bedeuten hat. Wahrscheinlich gar nichts. Vielleicht hatte er einfach genug von Sven. Ich sitze mit den Aufzeichnungen in der Hand da, mustere sie von oben bis unten, um zu sehen, ob ich noch weitere Details herausfinden kann, etwas, was ich übersehen habe. Ich lese die ersten Aufzeichnungen noch einmal.
Pat. ist aufgewachsen in Huddinge im Süden Stockholms.
Ich spüre, wie mir innerlich ganz kalt wird. Die Kälte breitet sich im ganzen Körper aus und bringt mich dazu, die Akte auf den Boden zu legen. Ich bin auch in Huddinge aufgewachsen. Aber Huddinge ist groß. Es sollte schon ein sonderbarer Zufall sein. Ich überprüfe Peter Carlssons Geburtsjahr: 1969. Dasselbe wie das meiner älteren Schwester. Ich schaue auf mein Handy, das neben mir auf dem Boden liegt. Zögere einen Moment, dann wähle ich die Nummer meiner Schwester. Sie geht sofort ran.
»Siri! Wie schön. Ich habe von Mama und Papa gehört, dass du Weihnachten nicht kommen kannst. Warum denn nicht?
Das wäre doch so schön. Kannst du nicht wenigstens für einen Tag kommen? Und ist sonst alles in Ordnung? Geht es dir gut?«
Sofias Fragen kommen in schnellem Takt wie Luftgewehrsalven, nicht gefährlich, aber sie brennen, wenn man von ihnen getroffen wird. Im Hintergrund höre ich ihre beiden Kinder darüber streiten, wer in der Sofaecke sitzen darf, und ihren Mann, der mit sanfter Stimme versucht, in dem Konflikt zu vermitteln.
»Ich kann jetzt nicht darüber sprechen, Sofia, hör mir
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