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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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Ich habe jetzt schon so oft von ihm gehört, dass ich vorsichtig sein soll. Aber dieses Mal kann ich ihm sogar den Gefallen tun. Ich konzentriere mich darauf, wo ich meine Füße hinsetze.
    Ich habe Vijay von Peter Carlsson erzählt. Nicht konkret. Ich habe seine Berichte in einen nebulösen Schleier verpackt, die Fakten und Details geändert, so dass er ihn nicht wiedererkennen kann. Immer noch quält mich der Gedanke, die Schweigepflicht zu brechen und einem bereits verletzten Mann zu schaden. Ich kann der Polizei nichts sagen, solange ich nicht mehr vorzuweisen habe, gleichzeitig werde ich meine Angst nicht los, dass es Peter Carlsson sein könnte, bekomme seine Beschreibungen von Gewalt und Tod nicht aus dem Sinn. Seit
Aina mir von Peters Auto berichtet hat, ist meine Angst eskaliert, wie eine Riesenwelle schwappt sie über mir zusammen. Bringt mich dazu, Fassung und Kontrolle zu verlieren. Und deshalb muss ich mit Vijay sprechen.
    »Was glaubst du, Vijay?«
    Er breitet die Arme aus, und wieder hätte ich fast das Gleichgewicht verloren.
    »Was wissen wir über denjenigen, den wir suchen?«
    Vijays Frage ist rein rhetorisch, und ich lasse ihn weitermachen.
    »Wir glauben, dass er mittleren Alters ist, gebildet, über Geld verfügt. Er ist gut organisiert. Schnell gekränkt. Und fühlt sich sehr getrieben. Er ist ein Mann mit einem Auftrag. A man with a mission.«
    Vijay schaut auf das dunkelblaue Wasser der Bucht, die Wellen mit den Schaumkronen. Er sieht verbissen und besorgt aus, aber ich weiß nicht, was ihn wirklich bedrückt.
    »Außerdem glauben wir, dass er eine Art asexuelle Beziehung zu Sara hatte. Aus irgendeinem Grund hat er beschlossen, nicht mit ihr intim zu sein. Der Patient, von dem du erzählt hast, passt eigentlich nicht ins Bild. Er scheint keinerlei persönliche Verbindung zu dir zu haben. Es ist schwer, irgendein handfestes Motiv zu finden. Zwar hat er eine gewisse Kenntnis von eurer Praxis, und er kennt zumindest eine deiner Patientinnen persönlich. Aber was mich in erster Linie zögern lässt, ist das, was du über seine Probleme erzählt hast. Ein Mann mit dieser Art von Zwangsgedanken, wie du sie beschreibst, der ist kaum denkbar als Täter, vorausgesetzt, dass er dir nicht etwas vorspielt. Für mich klingt das nach Zwangsvorstellungen. Seine Angst handelt doch vor allem davon, die Kontrolle zu verlieren und aus irgendeinem Grund schlimme Sachen zu tun, die er eigentlich gar nicht tun will. Ungefähr
wie diese frischgebackenen Mütter, die alle Medikamente und gefährlichen Gegenstände im Haus verstecken, weil sie Zwangsgedanken quälen, sie könnten ihren Babys schaden. Er hat Angst, die zu verletzen, die ihm lieb ist. Aber so weit hast du sicher auch gedacht, nicht wahr?«
    Vijay wendet sich mir zu, und ich nicke als Antwort auf seine Frage. Natürlich habe ich mir das alles bereits überlegt. Ich denke an die Diskussionen, die Sven und ich Ende August über Peter Carlsson geführt haben. Es erscheint mir jetzt eine Ewigkeit her.
    »Also«, fährt Vijay fort, »die Alternative ist, dass dieser Mann seine Symptome ganz einfach nur vortäuscht. Dass er sich diese Geschichte nur ausgedacht hat, um dir Angst einzujagen. Und um dir näherzukommen. Dass es ihm einen Kick gibt, wenn es ihm gelingt, dich reinzulegen. Menschen mit dieser Art von Persönlichkeitsstörung genießen es, wenn sie sich intellektuell überlegen fühlen. Und der Mann, der Sara getötet hat, hegt aus irgendeinem Grund einen starken, übertriebenen Hass gegen dich, Siri. Einen Hass, der so groß ist, dass er nicht davor zurückschreckt, anderen Schaden zuzufügen, um an dich heranzukommen. Er hat Sara Matteus getötet. Er… hat deine Katze ausgestopft … das ist verdammt krank. Und dich reinzulegen, das ist auch eine Art, dich zu erniedrigen. Dich fertigzumachen.«
    Ich schließe die Augen und sehe Peter Carlssons Gesicht vor mir. Seine blauen Augen und das ordentlich gekämmte Haar, die gepflegten Fingernägel, den Seidenschlips. Ich habe ihn als einen sehr unglücklichen Menschen in Erinnerung. Sein Leiden scheint wahrhaftig zu sein, seine Scham und seine Tränen, aber auch sein Eifer, als ich mit meinen Fragen genau ins Schwarze getroffen hatte. Ich kann nicht glauben, dass Peter Carlsson Saras Mörder ist. Als könnte Vijay meine Gedanken lesen, fährt er fort:

    »Du kannst es nicht wissen, Siri. Es ist unmöglich für dich, das herauszukriegen. Ich habe Mörder getroffen, die sind in den Suchtrupps mitgelaufen

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