Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid
möglich, sie irgendwie zu blockieren.
»Der ist wohl langsam fertig«, sage ich und nicke zum Backofen hinüber, in dem man sehen kann, dass sich eine schwarze Schicht von verbrannten Semmelbröseln und Senf auf dem Schinken bildet und aus dem der Geruch nach verbranntem Fleisch strömt.
Christer sieht mich verwirrt an, steht aber trotzdem auf, wendet sich dem Ofen zu und ergreift die Grillhandschuhe, um den Schinken herauszuholen.
Das ist meine Chance, die beste, die ich kriegen werde. Während Christer den Ofen öffnet und die ofenfeste Form fasst, stehe ich auf, gebe ihm einen kräftigen Stoß in den Rücken und laufe los. Es ist kein besonders gut durchdachter Plan. Ich renne durchs Wohnzimmer ins Schlafzimmer. Hinter mir kann ich Christer irgendetwas brüllen hören, aber es ist, als könnte mein Gehirn die Worte nicht verstehen, ihren Code nicht entschlüsseln.
Ich werfe die Schlafzimmertür mit einem so heftigen Knall zu, dass der Kerzenständer auf dem Regal über meinem Bett herunterfällt. Er landet weich auf meiner Bettdecke, während ich mich mit aller Kraft gegen die Tür drücke und die wenigen Möbel begutachte, die sich im Raum befinden. Das Einzige, was einigermaßen schwer ist und eine gewisse Größe hat, das ist das Bett. Ich beuge mich vor und versuche das Bett von seinem
Platz an der Wand zur Tür zu ziehen, die ich gleichzeitig mit meinem Körper blockiere.
PENG!
Christer wirft sich mit dem ganzen Gewicht eines erwachsenen Mannes gegen die Tür, und ich bin nicht in der Lage, dagegen zu halten. Die Tür wird einige Zentimeter aufgeschoben, es gelingt ihm, einen Fuß in den Spalt zu schieben, bevor ich sie wieder zudrücken kann.
»Scheiß-Psychohure. Mach auf!«
Christers Gebrüll in meinen Ohren. Er ist jetzt ganz nah, so nah, dass ich den Geruch seines Atems, der stoßweise kommt, riechen und das pfeifende Geräusch seiner sich verkrampfenden Luftröhre durch den Türspalt hören kann.
»MACH AUF, sonst BRINGE ICH DICH UM.«
Aber ich weiß, dass es ja genau umgekehrt ist. Wenn er hereinkommt, dann bringt er mich um. Was ihm ein Leichtes wäre, so leicht, wie es für einen Hund ist, ein kleines Nagetier mit einem einzigen knirschenden Biss zu töten. Ich bin so klein, so dünn. Ich habe ihm physisch nichts entgegenzusetzen, was er natürlich weiß, und keine Ahnung, wie ich ihn überlisten könnte. Also tue ich das Einzige, was ich kann: Ich drücke mit all meiner Kraft dagegen, so dass sein Fuß im Türspalt eingeklemmt wird. Christer brüllt, und einen Moment lang wird der Druck von der anderen Türseite weniger.
Meine Finger sind nass vom Schweiß, so dass es mir noch schwerer fällt, die Tür effektiv zuzuhalten. Stattdessen rutsche ich auf dem glatten Fußboden aus. Für eine Sekunde nutze ich die Chance und wische mir schnell die Handflächen am Hosenbein ab. Da. PENG! Mit erschreckend großer Kraft knallt Christer gegen die Tür – er muss im Wohnzimmer Anlauf genommen habe -, und die aufschlagende Tür wirft mich rittlings aufs Bett, das ich erst zur Hälfte habe heranziehen können.
Dort bleibe ich liegen, wie ein Käfer auf dem Rücken, hilflos, ohne Fluchtmöglichkeit, die Arme ausgestreckt wie ein Kind, das darauf wartet, hochgehoben zu werden.
Christer kommt langsam auf mich zu. Ich sehe, dass sein Gesicht schmerzverzerrt ist und er sich eine Schulter massiert.
Dann ist er über mir.
In aller Ruhe setzt er sich breitbeinig über meine Taille und zwängt mit schnellem Griff meine Arme unter seine Knie. Er atmet schwer. Und der Geruch, Christers Geruch, dieser unangenehme, scharfe Schweißgestank, hüllt mich plötzlich ein. Erzeugt bei mir Übelkeit. Vielleicht ist es auch der Druck auf mein Zwerchfell oder wirklich der Gestank, aber ich muss meinen Kopf zur Seite drehen und erbreche mich auf den blauen Kissen. Ich spüre, wie das warme Erbrochene meinen Nacken zum Rücken hinunterläuft.
»Igitt«, sagt Christer und blickt voller Verachtung zur Seite.
Mir kommt der Gedanke, dass er möglicherweise keine Körperflüssigkeiten ertragen kann. Blut, Sperma, Erbrochenes. Er rutscht auf meinem dünnen Körper hinunter, bis er auf meinen Schenkeln sitzt, in sicherem Abstand von dem Erbrochenen.
»Igitt«, wiederholt er und schaut auf seine Hände, als wollte er überprüfen, ob sie nicht besudelt sind.
»Du weißt, dass ich es nicht war, ich habe Jenny nicht getötet, das weißt du, nicht wahr?«
Ich weiß nicht, warum ich das sage, ich empfinde nur eine lähmende
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