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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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Sie sah billig aus, aber, das muss ich zugeben, nicht ohne eine gewisse Konsequenz und einen Stil. Sie trug ein rosa T-Shirtkleid, mit einem Reh vorne auf der Brust und einem tiefen Ausschnitt, den sie bewusst über eine Schulter hinunterrutschen ließ, so dass ein knallgrüner BH-Träger sichtbar wurde. Nackte, braungebrannte Beine, an den Füßen ausgetretene Slipper, das Haar in einem lockeren Knoten hochgesteckt.
    Der Mann ihr gegenüber sah jünger aus als sie. Er trug abgewetzte Jeans, eine Kapuzenjacke, und etwas, das aussah wie ein Palästinenserschal, hatte er mehrmals um den bärtigen Hals geschlungen.
Sein langes, krauses Haar war in einem Zopf im Nacken zusammengebunden.
    Ich hätte gern gewusst, worüber sie redeten, doch obwohl sie nur wenige Meter entfernt saßen, war das wegen dem lautstarken Gewusel der Menschenmenge unmöglich.
    Dann beugte sich die Andere zu dem Mann vor und spielte mit einer Haarlocke, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte. Sie lächelte und schaute ihn mit einem Blick an, der nicht anders als mit dem Wort geil beschrieben werden kann. Der Typ im Palästinensertuch ergriff ihre Hand und drückte sie lachend. Sie erwiderte sein Lachen, zog sich die Schuhe aus und legte ungeniert die Füße auf seine Knie.
    Ich beugte mich vor, um besser sehen zu können. Der Gesichtsausdruck des Mannes war starr geworden, und er umklammerte die Hand der Anderen jetzt fester. Sie sah weiß aus. Sie grinste, und als ich mich vorbeugte, konnte ich erkennen, wie ihre Füße seinen Schritt kneteten, massierten und streichelten. Eine plötzliche Welle der Übelkeit und des Schwindels zwang mich , mich abzuwenden und die feuchte Nachtluft tief einzuatmen.
    Plötzlich drehte sich alles um mich. Ich wollte nur weg von dieser Dekadenz, weg von all diesen Körpern, all dem Fleisch, der Begierde. All den Gefühlen, die zu zähmen ich mir so viel Mühe gegeben hatte.
    Schmutz, Schweiß und der Gestank der Menschenmenge drängten sich mir mit ungeahnter Kraft auf, und plötzlich schienen die Menschen um mich herum vor meinen Augen miteinander zu verschmelzen und einen einzigen großen Organismus abzugeben. Eine stinkende, stöhnende, willenlose Amöbe aus menschlichen Trieben und Begierden, die mich umwaberte, während ich hilflos dasaß, die Kippe zwischen den Fingern.
    Ich stand auf und verließ zitternd den Ort: angewidert, von Übelkeit befallen und ohne mich umzuschauen.

    Der Abend geht in eine schwarze Spätsommernacht über, und die Luft, die mich einhüllt, ist feucht und rau. Mein Haus ruht wie ein schlafendes Tier zwischen den Fichten, die vom Wind in die Knie gezwungen werden und sich weich um die Klippen schmiegen. Ich höre das Rauschen des Meeres, während ich den schmalen Kiesweg zu meiner Haustür hinauf eile. Ich muss daran denken, eine Art Beleuchtung draußen zu installieren.
    Sicher im Haus angekommen, folge ich meiner üblichen Routine. Ich schalte die Lampen ein und gehe kurz ins Bad. Zurück in meiner Küche schenke ich mir ein Glas Wein ein, serviere mir einen Teller Dosensuppe und setze mich dann an meinen Küchentisch, um die heutige Post durchzusehen. Die Stromrechnung, eine Einladung zu einem Workshop, der Kontoauszug von der Bank.
    Zurück auf dem Tisch bleibt ein grauer Briefumschlag von ausgesuchter Qualität. Ich betaste prüfend das dicke, strukturierte Papier und wiege den Umschlag in meiner Hand, um sein Gewicht abzuschätzen.
    Name und Adresse sind mit einem schwarzen Stift geschrieben. Die Handschrift ist ordentlich und gleichmäßig. Ich habe ihn mir bis zuletzt aufgehoben, weil er am interessantesten aussieht. Vielleicht ist es eine Einladung oder ein Brief – ein richtiger Brief. Langsam öffne ich den grauen Umschlag. Heraus fällt eine Karte. Ein paar Sekunden lang mustere ich sie interessiert, ohne den Inhalt zu begreifen. Dann erkenne ich,
was vor mir liegt, und eine Welle des Unbehagens schwappt über mich.
    Es ist ein Bild von mir.
    Ich trage mein Leinenkostüm und hohe Sandalen und habe es offenbar eilig, über den Medborgarplatz zu gehen. Das Bild muss erst vor kurzem gemacht worden sein.
    Auf die Rückseite hat jemand geschrieben: »Ich sehe dich.«

     
    Datum: 24. August
Uhrzeit: 14.00 Uhr
Ort: grünes Zimmer, Praxis
Patient: Peter Carlsson
Erstes Gespräch
     
    »Ich sollte Sie zunächst darüber informieren, wie ein erstes Gespräch verläuft und wie es anschließend weitergeht.«
    »Ja, okay. Ich verstehe.«
    Ich betrachte den Mann auf dem Stuhl vor mir.

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