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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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dekoriere in der Dämmerung mit Servietten und bunten Kerzen, während sich gleichzeitig das Wasser in der Bucht im schwülen Augustabend beruhigt, ein Krebsessen wie im Bilderbuch, denke ich.
    Draußen auf der kiesbestreuten Einfahrt stehen Sven und Birgitta, voll beladen mit Lebensmitteln und grauen Plastiktüten aus dem Systembolaget mit klirrenden Bierflaschen darin.
Hinter ihnen Marianne und neben ihr ein großer, dünner Mann mit roten Haaren und einem Ziegenbart. Christer. Ein kleiner Vorteil dieser Arbeitsessen ist die Möglichkeit, die Partner der anderen kennen zu lernen. Und ich kann nicht leugnen, dass ich neugierig bin auf diesen Christer, der Marianne verändert hat, sie weicher und gefühlvoller gegenüber anderen hat werden lassen.
    Vielleicht bin ich ja auch eifersüchtig.
    Die gegenseitige Vorstellung dauert ihre Zeit, wir tauschen Namen und Höflichkeitsfloskeln aus, während insgeheim das gegenseitige Taxieren beginnt. Ich spüre, dass Christer mich auf die gleiche Art mustert wie ich ihn.
    Sich ein Bild schaffen. Schlussfolgerungen daraus ziehen.
    Marianne gesellt sich zu uns, und Christer ergreift sofort ihre Hand und umschließt sie mit seiner. Ich empfinde augenblicklich Sympathie für diesen Mann. Er strahlt eine sonderbare Mischung aus Sicherheit und Nervosität aus und scheint durch Mariannes Anwesenheit Beruhigung zu finden. Er hat etwas Rührendes, leicht Verwundbares an sich, obwohl er auf diskrete Art und Weise die richtigen Erfolgsattribute trägt: eine exklusive Uhr, ein gut sitzender Blazer, ein paar überraschend hübsche Schuhe. Ich möchte, dass er sich willkommen und geschätzt fühlt und versuche es ihm mit einem Lächeln zu vermitteln. Er sieht mich dankbar an, und die Anspannung, die zunächst in der Gruppe existierte, löst sich langsam. Marianne scheint das auch so zu empfinden, und ihre vorher etwas steife Haltung wird durch Stolz ersetzt: Er gehört mir!
    Marianne selbst ist ungewöhnlich hübsch an diesem Spätsommerabend. Ihr sonst so krauses Haar liegt in einer etwas altmodischen, aber sehr kleidsamen Frisur am Kopf, die mich augenblicklich an Mamas Lockenwickler und Haarnadeln erinnert, die in einem orangefarbenen Frotteebeutel aufbewahrt
wurden und irgendwann in den frühen Achtzigern verschwanden. Gibt es jemanden unter siebzig, der noch Lockenwickler benutzt? Offenbar. Sie trägt ein grünes Kleid, das auf der sonnengebräunten Haut leuchtet. Unter dem Arm hat sie einen großen Karton aus der Östermalmshalle.
    »Ja, hier sind sie also, frische Krebse«, sagt sie, in einer Tonlage, die zwischen Zufriedenheit und Scheu schwankt. »Christer meinte, wir sollten … ja, das reicht wohl für alle …«
    Sie bekommt aufmunternde Blicke von Birgitta und Sven, die heute Abend ungewöhnlich vertraut miteinander zu sein scheinen, so dicht, wie sie zusammen stehen. Dass sie zusammengehören, erscheint eindeutig und selbstverständlich, obwohl ich weiß, dass ihre Beziehung alles andere als unkompliziert ist. Ich fühle mich plötzlich unglaublich einsam.
    Aina kommt natürlich zu spät, erscheint aber schließlich in Gesellschaft eines dünnen, rothaarigen Typen, den ich noch nie gesehen habe. Was nicht so überraschend ist. Aina hat es sich zum Hobby gemacht, bei jeder arbeitsbezogenen Veranstaltung immer einen anderen ihrer Verehrer mitzubringen. Ich glaube, sie genießt es, das Bild einer lockeren Femme fatale am Leben zu halten. Der Typ ist um die fünfunddreißig und wirkt mit seinem wild wuchernden Bart und etwas, das wohl Dreadlocks sein sollen, wenn sie ausgewachsen sind, etwas fehl am Platze in unserer Gesellschaft. Er stellt sich als Robert vor und erzählt, dass er im Augenblick an seiner Doktorarbeit in Mikrobiologie arbeitet.
    »Und an einer Karriere als Bassist in einer Band, die in nächster Zeit ihren großen Durchbruch haben wird«, fügt er grinsend hinzu.
    Das Krebsessen entwickelt sich ganz nach dem üblichen Muster, dem wir seit vielen Jahren folgen. Im trüben Licht der Dämmerung wird der Tisch ganz traditionell mit Krebsen,
Brot und den typischen Västerbottenpasteten gedeckt. Bierflaschen und Weinkartons werden hingestellt. Eine eiskalte Flasche mit irgendeinem Schnaps wird in die kleinen hübschen Gläser gegossen, die ich von meinem Großvater geerbt habe. Ich habe eine Platte der schwedischen Rockband Kent aufgelegt und sehe, wie Robert gegenüber Aina heimlich so tut, als müsste er sich den Finger in den Hals stecken und sich vor Ekel

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