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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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ist klar, dass er versucht, die Unterhaltung in sicherere Gefilde zu steuern, und ich helfe ihm gern dabei.
    »Ja, stimmt schon, aber allein sich für den richtigen Lack zu entscheiden, ist schon anstrengend, du weißt, ob Acryl oder auf Ölbasis.«
    Ich lüge.
    Ich weiß ganz genau, welche Farbe ich brauche, möchte aber unbedingt über ein anderes Thema sprechen als über Stefan und den Grund, warum ich an diesem unzugänglichen, wilden und schönen Ort allein lebe.
    »Na, kommt dann darauf an, wie sehr du auf dem Ökotrip bist«, sagt Christer mit einem vorsichtigen Lächeln.
    Ich erwidere sein Lächeln, und wir gehen dazu über, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Farbtypen zu diskutieren und wann man am besten die Hauswände streicht. Christer
verblüfft mich, als er mir anbietet, mir beim Streichen zu helfen.
    »Ich weiß, wie schwer es ist, etwas zustande zu kriegen, wenn man auf sich allein gestellt ist«, sagt er und sieht einen Moment lang traurig aus, und ich denke, dass wir doch alle an irgendeiner Geschichte zu tragen haben, die unsere Handlungsmuster und unser Leben bestimmt.
    Ich bin nicht die Einzige, die Verluste und Schmerzen erlitten hat.
     
    Plötzlich wird die Stille von erregten Stimmen und Geschrei durchbrochen, die von meinem Haus her zu uns dringen. Schnell gehen wir den schmalen Waldpfad zurück. Am Tisch stehen Sven und Aina und sehen einander wütend an. An der Tür zu meinem Haus steht Ziggy mit rundem Buckel in Verteidigungsposition, während ein leises Knurren aus seiner Kehle zu hören ist.
    »Aber Sven«, ruft Aina wütend, »du kannst doch verdammt noch mal nicht nach dem Kater treten! Er wollte doch nur auf deinen Schoß. Das ist ein Tier, kapierst du das, der hat keinen boshaften Plan ausgeheckt, um dich zu erschrecken. Wenn er dich stört, dann brauchst du ihn nur runterzuheben.«
    Ich sehe im Licht der Tür, dass Aina schwankt.
    »Ich will nur nicht, dass er zu mir kommt«, erklärt Sven mürrisch. »Ich … ich mag keine Katzen.«
    »Aber hallo, werd erst mal erwachsen!«
    Ainas Gesicht ist rot vor Wut und vom Alkohol.
    Ich gehe zu Ziggy und trage ihn ins Haus. Gleichzeitig ist es Robert geglückt, sich die Gitarre zu schnappen, ohne dass Sven etwas gemerkt hat.
    »Zeit, das Genre zu wechseln«, sagt er und grinst mit glänzenden Augen. »Das hier widme ich dem Katzenteufel.«

    Sekunden später setzt er mit dem Vorspiel zu Ziggy Stardust ein.
     
    Ich stehe in der Küche und kratze Krebsschalen von der großen Anrichteplatte in einen Müllbeutel. Die Arbeitsplatte ist voll mit schmutzigem Geschirr. Draußen läuft das Fest weiter. Robert ist es gelungen, die anderen in gemeinschaftlichem Gesang mitzuziehen, und jetzt tanzen Marianne und Christer ganz eng unter den bunten Glühbirnen. Der Himmel ist rabenschwarz geworden und wird passenderweise von einem großen gelben Augustmond erhellt. Das ist schön, traurigschön, und erinnert an den unwiderruflichen Abschied des Sommers und dass uns schon bald die Dunkelheit und die Kälte einhüllen werden.
    Plötzlich spüre ich, wie mich jemand von hinten umarmt und mir eine Hand auf die rechte Brust legt, während gleichzeitig eine feuchte Zunge ihre Schleimspur auf meinem Nacken hinterlässt. »Siri, du bist so verdammt schön.«
    Ich mache mich mit einem Ruck los und drehe mich um.
    Sven steht vor mir. Er sieht aus wie ein ziemlich betrunkener Mann, tut jedoch, was er kann, um das zu verbergen. Ich weiß nicht, ob ich mich gekränkt fühlen und eine Szene machen oder ob ich das Ganze diskret übergehen soll. Gleichzeitig erfüllt mich Ekel bei dem Gedanken an die höchst unfreiwillige Nähe, der er mich ausgesetzt hat. Die frühere Diskussion über Vergewaltigung und Hierarchie der Geschlechter verstärkt mein unangenehmes Gefühl noch. Sven, der zusammen mit Birgitta so verflucht politisch korrekt ist, schafft es, nach diversen Bieren gleichzeitig ihre oder vielleicht auch Roberts Theorie zu bestätigen.
    Ich weiche vor ihm zurück und fauche leise.
    »Was soll der Mist, Sven.« Meine Stimme ist leise, aber ich
weiß, dass sie entschlossen klingt. »Ich mag dich. Ich arbeite gern mit dir, aber Voraussetzung für unsere Zusammenarbeit ist, dass du aufhörst, mich zu betatschen. Ich bin nicht interessiert. Kapier das endlich!«
    Jetzt bin ich nicht mehr ruhig, ich kann selbst hören, wie schrill meine Stimme klingt. Sven wird ganz rot im Gesicht und sieht schrecklich betroffen aus. Er steht hilflos mitten in der Küche und

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