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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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auf dem Boden, Messinglampen an den Wänden. Große, naive Gemälde in kräftigen Farben, ich weiß, dass Marianne selbst malt, schmücken die Wände.
    »Hallo!«
    Im Fernsehen vor dem Fenster läuft leise ein Programm auf Discovery Channel. Wieder überlege ich, wie wenig ich doch von Marianne weiß, ich hätte nie vermutet, dass sie an Wissenschafts- oder Natursendungen interessiert ist oder an dem, was gerade gezeigt wird: eine Sendung über Verbrechen. »… the woman never suspected that her own brother could be involved in such a horrific crime …«, verkündet eine nasale Stimme mit britischem Akzent.

    Das Zimmer ist leer. Ich gehe weiter in die Küche, auch sie ist dunkel und leer. Massive Eichentüren, der Herd von Miele – Marianne muss einiges Geld bei ihrer letzten Scheidung herausgeschlagen haben. Auf dem Tisch liegt ein Stapel Papiere, ordentlich in eine durchsichtige Plastikmappe gepackt, mit einem gelben Post-it-Zettel darauf: »Rechnungen – zu bezahlen« steht drauf. Plötzlich fühle ich mich unwohl. Irgendetwas stimmt hier nicht.
    »Marianne?«
    Keine Antwort. Keine Marianne. Nur diese nasale Stimme aus dem Wohnzimmer: »As soon as the driver arrived he understood that something was terribly wrong … «
    Ich gehe weiter zum Schlafzimmer und bleibe einen Moment zögernd in der Tür stehen, kann fühlen, wie mein Herz pocht, und das bekannte Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe breitet sich blitzschnell wie Gift in meinem Körper aus. Ich rede mir ein, dass es doch nur ein ganz normaler Besuch in einer gemütlich eingerichteten Wohnung ist, die einer geschätzten Kollegin gehört. Natürlich wird Marianne jeden Moment auftauchen – denn sie wird doch wohl nicht im Schlafzimmer sein? Ich hole tief Luft und suche mit den Fingern nach dem Lichtschalter.
    » … although the driver could see blood on the floor, Mary-Jane was nowhere to be found … «
    Das Zimmer ist leer.
    Ein gigantisches Doppelbett mit einer Tagesdecke im Patchworkmuster und viel zu vielen Kissen, die in weiße, gehäkelte Spitzenhüllen gezwängt sind, nimmt fast den ganzen Raum ein. Auf dem Nachttisch stehen Fotos von Kindern und Freunden. Langsam gehe ich auf die Bilder zu und hocke mich hin. Zwei kleine Jungs in Badehosen lachen in die Kamera, und ich kann sehen, dass dem Kleineren die Schneidezähne fehlen. Er
hält einen Wasserball unter seinem mageren, braungebrannten Arm, auf dem »Tempo« steht.
    Die Söhne, denke ich und stehe auf, mit dem unangenehmen Gefühl, etwas Unerlaubtes getan zu haben; als hätte ich im Badezimmerschrank oder in der Handtasche eines anderen geschnüffelt. Und die ganze Zeit dieses quälende Gefühl, beobachtet zu werden, als würde ich Mariannes Wohnung mit jemandem teilen. Dass ich gesehen werde, obwohl ich selbst nicht sehen kann; wie in meinem hellerleuchteten Haus in der Nacht. Mit einer Hand, die gegen meinen Willen zittert, wische ich mir den Schweiß von der Stirn.
    »… in the barn he finally found a trace of her … «
    Ich gehe zurück ins Wohnzimmer und lasse mich auf das pompöse Ledersofa fallen. Bleibe lange dort sitzen, ohne etwas zu tun. Marianne ist eine der verantwortungsvollsten Menschen, die ich kenne. Ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen, dass sie ihre Wohnung verlassen hat, nachdem sie mich hierher eingeladen hat. Und mir wird klar, dass sie nicht einfach schnell hinuntergelaufen ist, um Zigaretten oder Kuchen zu kaufen, wie ich gehofft hatte, oder um eben das Auto besser zu parken. Was tut man, wenn jemand auf diese Art und Weise verschwindet? Ich kann ja wohl kaum die Polizei rufen. Wie lange muss man warten, bevor man weiß – bevor man weiß, dass jemand verschwunden ist? Ein paar Stunden? Einen Tag? Eine Woche?
    Vor mir auf dem Tisch liegt ein ordentlich zusammengelegter Stapel mit goldbestickten Stoffen in allen Regenbogenfarben. Saristoff, wie ich vermute. Das muss ein Geschenk des Sohnes und seiner Freundin sein. Daneben steht ein großer Kaffeebecher, er ist nicht leergetrunken, und prüfend lege ich eine Handfläche daran.
    Er ist noch warm.

    »… there was blood on the floor, inside the car and … «
    Plötzlich weiß ich genau, dass ich nicht eine Minute länger in Mariannes Wohnung bleiben kann. Ohne mich umzuschauen, eile ich auf den Flur, zur Wohnungstür hin, auf alles gefasst. Aber niemand stellt sich mir in den Weg, als ich mit meinem ganzen Körpergewicht die Wohnungstür aufdrücke und mich ins Treppenhaus begebe.
    Während ich zum St.

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