Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid
meine Geduld langsam zur Neige geht, finde das Spiel nicht mehr lustig, habe keine Lust, weiter zu spekulieren, wer Sara getötet haben könnte. Sara ist fort. Tot. Ermordet. Hier zu sitzen und zu raten, wer ihr Mörder sein könnte, empfinde ich als unwürdig.
»Okay, vielleicht nicht sehr wahrscheinlich, aber es ist möglich.«
Aina leckt sich Hummus von den Fingern und fährt fort.
»Oder vielleicht Marianne. Sie könnte verbittert und neidisch auf dich sein … weil du …«
Aina verstummt und scheint zu überlegen.
»Weil… ich weiß nicht. Sie ist ja etwas beleidigt gewesen bei dem Krebsessen, als ich versucht habe, nur ein bisschen nett zu Christer zu sein.«
»Beleidigt? Weil du nur versucht hast, nett zu Christer zu sein? Aina, manchmal fasse ich es einfach nicht. Du hast ihm doch deine Titten direkt ins Gesicht gehalten. Findest du es da merkwürdig, wenn sie beleidigt ist? Und wenn sie nun wirklich wütend wäre, dann wärst du es doch, auf die sie sauer ist, nicht ich. Und schon gar nicht Sara.«
»Er war aber auch merkwürdig«, fährt Aina fort. »Christer meine ich. Er wirkte irgendwie so …« Aina überlegt und scheint nach einer Formulierung zu suchen.
»Ist mir schon klar, dass das etwas angeberisch klingen mag, aber die meisten Männer reagieren irgendwie auf mich. In irgendeiner Form. Auch wenn ich ihnen nicht die Titten ins Gesicht hängen lasse. Okay, ich höre selbst, wie narzisstisch und oberflächlich das klingt, aber er war … irgendwie kalt. Man konnte keinen Kontakt zu ihm herstellen.«
Ich spüre, dass ich kurz vorm Explodieren bin.
»Aina, zum Teufel! Hör auf. Sara ist tot! Ich mag diese Diskussion überhaupt nicht. Wir wissen nicht, ob ihr Tod überhaupt etwas mit mir zu tun hat, und du sitzt hier und… machst ein Gesellschaftsspiel daraus. Das ist nicht Mensch ärgere dich nicht. Du hast soeben alle in meiner Umgebung unter Verdacht gestellt. Sven, Birgitta, Marianne, Christer … weil du findest, sie sind merkwürdig. Kapier doch, dass keiner von ihnen einen Grund hätte, mich zu hassen. Vielleicht mich nicht besonders zu mögen, aber nicht zu hassen. Und wie ist es denn mit dir selbst? Du bist doch auch merkwürdig. Oder?«
Ich sehe ein, dass ich zu weit gegangen bin, und verstumme.
»Entschuldige«, murmle ich.
Aina wird ernst. Die kichernde Albernheit ist wie weggeblasen, und ich hole tief Luft und sehe auf meinen schmutzigen leeren Teller. Aina sieht mich lange an, sagt aber zunächst
nichts. Dann schaut sie auf, begegnet meinem Blick, hält ihn fest.
»Entschuldige. Das war unüberlegt. Ich habe nur versucht … ach, ich weiß nicht.«
Aina fährt sich mit der Hand durchs Haar.
»Sie haben jetzt alle in der Praxis vernommen, haben Kopien von allen Videobändern mit Sara gemacht. Was tut die Polizei eigentlich? Sie scheint keinen Schritt weiterzukommen.«
»Ich habe mit dieser Frau von der Polizei darüber geredet, dieser Sonja. Sie leitet die Ermittlungen. Den Staatsanwalt, der noch über ihr steht, habe ich nicht getroffen. Auf jeden Fall gibt es da Geheimhaltungsregeln. Die dürfen nicht einfach rumerzählen, was sie machen. Nicht einmal mir. Aber sie hat mir gesagt, dass sie alle Adressen auf Saras Handy kontaktiert haben, alle ihre alten Arbeitgeber aufgesucht haben. Mit allen Nachbarn gesprochen haben. Den Freunden. Der Mutter. Eine sorgfältige Spurensicherung vorgenommen haben. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber da waren noch mehr Sachen. Ich glaube wirklich, dass sie ihren Job gut machen.«
»Aber es scheint überhaupt keinen Verdächtigen zu geben. Mein Gott, wenn diese Person jetzt immer noch hinter den Büschen auf Värmdö hockt und dich beobachtet.«
Aina kann meinem Gesichtsausdruck ansehen, dass das keine gute Bemerkung war.
»Soll ich bei dir schlafen?«, fragt sie sanft und legt eine klebrige Hand auf meine.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, fährt sie dann fort und scheint zu zögern, »aber du bedeutest mir so viel. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass jemand dir wirklich Übles zufügen will. Das alles ist ja wahnsinnig. Ich kann gerne wieder eine Weile bei dir wohnen.«
Wir sagen nichts mehr. Ihre Hand liegt auf meiner, und sie
streichelt leicht mit feuchten Fingerspitzen mein Handgelenk. Plötzlich wird mir ihre Nähe zu viel, als wollte sie etwas, das ich ihr nicht geben kann, und das Gefühl, dass ich sie wieder einmal enttäuschen werde, drängt sich mir auf.
»Das ist nicht nötig«, sage ich und
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