Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid
hatte.
»Oder wohnen Sie in dem Haus da unten… denn … äh… da wohnt doch eine alleinstehende Frau. Oder?«
Die Stimme des Mannes erstarb, er wirkte jetzt auffallend nervös. Stand da und wippte auf den Zehen auf und ab. Hob und senkte sich mit kleinen, ruckartigen Bewegungen. Wäre er schlau gewesen, er wäre davongelaufen, in die Dunkelheit hinein und für immer und ewig verschwunden, aber er blieb wie ein
Schaf auf dem Weg stehen, als erwartete er eine Art Belohnung für seinen Auftritt.
»Weiß sie, dass Sie hier schlafen?«
Ich kletterte aus dem Schlafsack, ohne ihm eine Antwort zu geben, und streckte mich nach dem blauen Rucksack, den ich immer bei mir habe.
»Ich meine ja nur… auch wenn Sie sonst nicht wissen, wo Sie schlafen können, so muss es ja nicht ausgerechnet hier sein …«
Ich wühlte zwischen Seilen, Plastiktüten und Klebeband herum, bis ich es fand. Das Jagdmesser hatte eine breite, scharfe Klinge aus blau schimmerndem Stahl und war auf der einen Seite gezackt. Mit einem geübten Griff verbarg ich es im Ärmel, erhob mich und ging langsam auf diesen selbstgerechten Mann mit dem albernen kleinen Hund zu. Die Wächter der Moral auf ihrem Abendspaziergang.
»Das hier ist kein Campingplatz«, erklärte der Mann mit Nachdruck, als wollte er sich selbst von dem überzeugen, was er gerade sagte.
»Und ich bin kein Camper«, antwortete ich und war mit zwei schnellen Sprüngen bei dem Mann, der instinktiv den Baum hinter sich umfasste, als wollte er Halt suchen. Aber das Ergebnis war nur, dass er zwischen Baum und Jagdmesser festgenagelt stand.
Mit einer einzigen Bewegung schlitzte ich den aufgeblähten Bauch des Mannes vom Nabel bis zum Brustbein auf. Etwas Übelriechendes, Organisches quoll mit einem Seufzer aus dem Bauch heraus, während der Mann wortlos zu Boden sackte, den Rücken immer noch gegen die große Kiefer gelehnt.
Ich riss die Leine an mich und zog den knurrenden kleinen Hund zu mir heran, um ihn zum Schweigen zu bringen. Aber der Hieb, der den Hund im Hals verletzte, schnitt gleichzeitig das Halsband durch, und mit einem gepressten, rasselnden Bellen verschwand er in der Nacht.
Es ist Abend. Die Dunkelheit brütet kompakt vor meinem Haus, und ich kann hören, wie die Herbstwinde über die Schären jagen. Alle Lampen sind eingeschaltet, und sicherheitshalber habe ich die große Taschenlampe in Reichweite platziert. Ich sitze zusammengekauert auf meinem Sofa. Auf dem Tisch ein leerer Teller, immer noch klebrig vom Ketchup und Essensresten, in meiner Hand das obligatorische Weinglas.
Ziggys Fressnapf steht leer an der Haustür. Ich habe beschlossen, heute Abend kein Fressen hinauszustellen, denn mir ist klar, dass er nicht wiederkommen wird, auch wenn ich ab und zu das Geräusch weicher Tatzen in der Nacht zu hören glaube.
Der Fußboden ist bedeckt mit Videokassetten von meinen Patientengesprächen, alle mit Mariannes ordentlicher Handschrift datiert und gekennzeichnet. Ich reibe mir die Augen. Hier einen Hinweis zu finden, wie soll das gehen? Gibt es etwas in all diesen Gesprächen, während dieser Hunderte von Stunden, das erklären kann, was passiert ist? Ein Wort, eine unbewusste Geste, ein entlarvender Blick?
Ich spule eines meiner Gespräche mit Peter vor. Arme wedeln spastisch in doppelter Geschwindigkeit. Der Kopf hüpft auf und ab. Immer wieder richtet er seine Krawatte. Wie deutlich sie werden, in doppelter Geschwindigkeit, die Tics der Menschen. Ich halte den Film an und drücke auf Play.
»Ja, nun … ich habe eine Freundin. Sie ist sehr wichtig für mich. Ich nehme an, es ist das erste Mal, dass ich wirklich jemanden liebe. Ich meine, wirklich liebe.« … »Wir haben uns vor ein paar Monaten kennen gelernt, und anfangs hat alles gut geklappt, aber ich war trotzdem nervös. Ich meine, ich habe schon früher Beziehungen gehabt, sie aber immer nach ziemlich kurzer Zeit wieder beendet. Aber mit diesem Mädchen, da will ich nicht… ich meine, ich will. Ich will etwas mit ihr zu tun haben.«
»Sie haben also schon früher Beziehungen gehabt, diese aber abgebrochen, und jetzt haben Sie eine Frau getroffen, die von Bedeutung für Sie ist, und Sie möchten, dass es klappt, habe ich Sie da richtig verstanden?« (Peter Carlsson nickt, seine Hand fährt wieder zum Schlips.)
»Können Sie mir berichten, warum Sie Ihre früheren Beziehungen beendet haben und warum Sie sich Sorgen machen, dass Sie die jetzige auch abbrechen müssen?«
»Ich habe so Gedanken,
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