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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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mich und drückt mich fest, ganz fest. Als wäre ich ihr letzter Strohhalm. Vielleicht bin ich das ja?
    Ihre Wange ist feucht an meinem Hals, und ich kann ihren Atem in meinem Nacken spüren. Wir bleiben stehen wie ein Tanzpaar, das in einem Schritt erstarrt ist, eingefroren in Zeit und Raum.
    Draußen ist es dunkel geworden, und ich kann unser Spiegelbild im schwarzen Fenster sehen. Ich sehe das verletzliche Kind in Charlotte, sehe ihre sehnigen Arme, die Baumkletterarme, die meinen Körper umklammern, aber ich sehe noch etwas anderes in ihrem Blick, und das lässt mir die Haare im Nacken zu Berge steigen.
    Plötzlich sagt Charlotte mit einer überraschend kontrollierten, sanften Stimme:
    »Siri … bin ich dabei, wahnsinnig zu werden?«

     
    Ich sehe ihn jeden Morgen in der Praxis, an der Kaffeemaschine, vor dem Kopierer, im Empfang. Sein graumeliertes Haar und das obligatorische Cordjackett. Er scheint eines in jeder Farbe zu besitzen. Ab und zu begegne ich seinem Blick und muss mich fragen, ob er sie in meinem Blick sehen kann.
    Die Angst.
    Wie eine Ansammlung Fremder bewegen wir uns in der Praxis. Aina, Sven und ich. Alle schmerzhaft dessen bewusst, dass nichts wieder so sein kann wie vorher.
    Wir reden nicht darüber. Um es miteinander aushalten zu können, um die Praxis mit den Patienten und alles andere am Laufen zu halten, müssen wir schweigen. Nicht das erwähnen, an das wir alle denken. Es ist gefährlich, darüber zu sprechen.
    Das Vakuum nach Marianne ist fast greifbar. Ihr Duft im Waschraum, kleine, sorgfältige Aufzeichnungen in meinem Kalender. »Anneli Asplund 12.00 – die Nadeln nicht vergessen! « Ihre Kleider in dem kleinen Schrank: rosa Strickjacken, geblümte Tücher, alle auf umhäkelten Kleiderbügeln in tadelloser Ordnung. Auf dem Bügel ganz rechts hängt ein kleiner blauer Stoffbeutel, gefüllt mit Lavendel. Für den Duft. So sorgfältig, ein Blick für Details, ganz Marianne.
    Ich habe ein großes Bedürfnis, sie zu treffen. Und sei es nur, um ihre Hand eine Weile zu halten. Aber Marianne kann keinen Besuch empfangen. Sie liegt immer noch bewusstlos im Krankenhaus. »Es hat keinen Sinn, sie zu besuchen.« Das sagte die Krankenschwester, als ich anrief.

    Und in der Praxis setzen wir unser nervöses Umeinanderherumschleichen fort, unseren unruhigen Tanz durch Sprechzimmer und über die Flure, die Hände voll mit Papieren und Kaffeetassen, als würde uns das als zielgerichtet und professionell darstellen.
    Ich habe mit Aina über Sven gesprochen. Keine von uns glaubt wirklich, dass er mit dem Mord an Sara etwas zu tun hat. Keine von uns hat ihn jemals mit Sara reden sehen. Aber weder Aina noch ich, keine von uns kann die Fakten ignorieren. Sven ist einer der wenigen, der genügend über Saras Therapie wusste, um glaubwürdig ihren falschen Abschiedsbrief schreiben zu können. Er weiß, wo ich wohne, ja sogar, dass ich jeden Tag zwischen den Felsen und dem Anleger hin und her schwimme. Er weiß, dass Charlotte Mimer meine Patientin ist, und hat Zugang zu ihrer Adresse. Sven hätte ihr problemlos einen Brief schicken können, der sie vor mir warnt. Aber am schwerwiegendsten von allem: seine Anmerkungen in Saras Akte in Mariannes Küche. Und das Foto. Das Foto von Sara auf dem Felsen. Hatte Sven das auch?
    Ich weiß, dass die Polizei ihn verhört hat. Mehrere Male. Markus will nicht sagen, was sie herausbekommen haben, deutet jedoch an, dass es nicht viel ist. »Als ob du einen Tannenzapfen verhörst«, hat er gesagt. »Er sitzt da und starrt die ganze Zeit auf seine verdammten Birkenstocklatschen und sagt nichts, ich meine wirklich absolut NICHTS von Wert. « Markus hat zumindest angedeutet, dass sie zwar nichts wirklich Handfestes haben, aber dennoch Lücken in seinem Alibi gefunden haben. Stunden, von denen er nicht erklären kann, wo er war, und in denen sich niemand erinnert, ihn getroffen zu haben, nicht einmal Birgitta, obwohl Sven behauptet, dass sie zusammen gewesen sind.
    Man kann ja viel von Sven sagen, aber ist er ein Mörder?
Aber wer könnte es sonst sein? Peter Carlsson? Könnte er Saras heimlicher Freund sein? Und könnte Sara der Meinung gewesen sein, er wäre mittleren Alters? Nichts scheint zu passen. Peter hat ein psychisches Problem, das ihn vielleicht zum Verdächtigen macht, außerdem weiß er, dass Charlotte Mimer meine Patientin ist. Aber da hören die Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem Mörder auch schon auf. Er kann ja wohl kaum wissen, wo ich wohne. Außerdem

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