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Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid

Titel: Die Therapeutin - Grebe, C: Therapeutin - Någon sorts frid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Camilla;Träff Grebe
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derartigen Verbrecher sind Männer. Wieso, hast du an jemand Speziellen gedacht?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Nein, Vijay, aber wenn wir uns das ansehen, was letzte Woche passiert ist. Du weißt, als ich jemanden vor meinem Fenster gesehen und dann diese Blutpfütze gefunden habe. Glaubst du, das war er, und wenn ja, was kann seine Absicht gewesen sein?«
    Vijay nimmt eine Weinblätterdolme und stopft sie sich ganz in den Mund.
    »Hm, ja, ich glaube schon, dass er es war. Was war das übrigens für Blut, haben sie das inzwischen herausgekriegt?«
    »Von einem Hund. Markus glaubt, es könnte ein angefahrener Hund gewesen sein, der sich auf mein Grundstück verirrt hat. Aber… es ist ja verdammt weit bis zur nächsten Straße.«
    »Hm.« Vijay kratzt sich am Schnurrbart und schaut Aina an, die sich inzwischen aufs Sofa gekuschelt hat und eingeschlafen ist. »Hm«, wiederholt er, »ich glaube, dass er es war. Ja, das glaube ich wirklich.«
    »Warum?«
    »Das kann ich nicht sagen. Es sind nur einfach zu viele Zufälle.
Und ich glaube nicht an Zufälle. Nicht in diesem Fall. Vielleicht wollte er dir Angst einjagen?«
    »Das kann schon sein. Was soll ich also deiner Meinung nach tun?«
    »Genau das, was du gerade machst. Wegziehen. Aufhören, über ihn nachzudenken, und die Polizei ihren Job machen lassen.«
    »Ich muss nur erst einen Platz finden, wohin ich ziehen kann…«
    »Siri, ich habe dir das schon mal gesagt, und ich sage es jetzt noch einmal: Zieh zu deinen Eltern oder zu Aina. Du kannst nicht hier herumlaufen und auf die perfekte Wohnung warten. Hallo, das hier ist Stockholm. Es gefällt mir nicht, dass du hier ganz allein wohnst. Lass uns erst diesen kranken Kerl finden.«
    Vijays dunkler Blick nagelt mich fest.
    »Es ist mein Ernst, Siri.«
    Ich nicke schweigend, und in mir breitet sich dieses kalte, klebrige Gefühl aus, das ich inzwischen so gut kenne. Mein Leben: ein ständiger Kampf, die Angst zu bezwingen, eine Art Normalität aufrechtzuerhalten.
    »Prost!«, nicke ich Vijay noch einmal zu und hebe mein Weinglas.
     
    Später hocke ich auf Knien vor der Toilettenschüssel im Nebenhäuschen und übergebe mich, würge etwas heraus, das aussieht wie Himbeeren, eine eklige Mischung aus Rotwein und Popcorn. Ich weiß nicht, ob es der Alkohol ist oder die Angst, die mich dazu bringt, mich zu übergeben.
    Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, wobei meine Hand so heftig zittert, dass ich meine Bewegungen kaum kontrollieren kann, und erkenne: Mein Leben gehört mir nicht mehr allein.

     
    Es ist morgens. Ein nasskalter, graublauer Novembermorgen. Dunkle, violette Wolken türmen sich am Horizont, aber der Wind hat sich gelegt. Gelbe und rostbraune Blätter von den Rosenbüschen und den Apfelbäumen bedecken die kleine, wildgewachsene Rasenfläche, die mein Häuschen von den Klippen trennt. Vijay schläft immer noch auf dem Sofa und Aina in meinem Bett. Ich kann sie leise schnarchen hören.
    Ich selbst habe mich in eine gelbe Wolldecke gewickelt, um die Kälte fernzuhalten. Langsam trete ich ans Fenster, der Kopf tut mir ein wenig weh, aber ich weiß, dass ich mir das selbst zuzuschreiben habe. Auf dem Boden liegen die Reste unserer Mahlzeit: Popcorn, Humus, Avocadohälften, ein paar angebissene Weinblattdolmen und Zigarettenkippen. Etwas Rotwein ist ausgelaufen und hat einen blauroten Fleck auf dem Kieferfußboden rechts vom Teppich hinterlassen. Alles ist still. Ich schaue auf meine Armbanduhr: Viertel nach neun.
    Als ich die Tür zum Vorplatz öffne, dringt kalte Luft herein und schmiegt sich unerbittlich um meinen Körper. Ich ziehe die Decke dichter um mich, gehe hinaus und setze mich auf die Treppe.
    Auf dem Hügel über Lasses Arsch kann ich eine Gruppe großer, schwarzer Krähen sehen. Es scheint, als stritten sie sich um etwas Essbares in den Büschen, unmöglich zu erkennen, was es sein könnte. Ich stehe auf und gehe zu den Felsen. Das Gras ist feucht und kalt unter meinen Füßen. Ich spüre es mehr, als dass ich es sehe, dass es nachts gefroren hat. Es gibt
eine Art Steife in den Grashalmen, ein Knistern, das vom bevorstehenden Winter kündet.
    Als ich oben auf den Felsen ankomme, sind die Vögel weggeflogen. Alles scheint in bester Ordnung zu sein. Das Meer liegt blaugrau da, schwer und ruhig vor meinen Füßen. Die Zweige der Bäume zeichnen sich bloß und nackt gegen den Himmel ab. Langsam falte ich die Decke zusammen, lege sie auf den Felsen, ziehe Slip und T-Shirt aus und mache kleine,

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