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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Ihres Vaters aufgenommen?«
    »Nicht so gut. Wir wohnten in einem Reihenendhaus in der Nähe der Andrew Barracks im amerikanischen Sektor in Steglitz. Hinter dem Haus hielten wir einen kleinen Mischlingshund, Terry, der uns einmal zugelaufen war. Mein Vater hasste ihn, und deshalb war er die meiste Zeit an einer kurzen Leine angebunden und durfte nie ins Haus. Als meine Mutter mir gesagt hatte, dass Vater tot war, ging ich raus zu dem Hund und schlug auf ihn ein. Ich nahm dazu einen von Daddys Baseballschlägern, den schweren mit dem Eisenkern. Weil die Leine so kurz war, konnte Terry nicht ausweichen, geschweige denn fliehen. Zuerst knickten seine Beine weg, und er duckte sich. Doch ich schlug weiter. Ich war ein kleines achtjähriges Mädchen mit dem Zorn und der Kraft einer Besessenen. Irgendwann, nach dem zehnten Schlag vielleicht, war Terrys Rückgrat gebrochen, und er konnte sich nicht mehr rühren. Er schrie entsetzlich vor Schmerzen, doch ich hämmerte weiter auf ihn ein, bis das Blut aus seinem Maul kam und er schließlich nur noch ein Klumpen Fleisch war, aus dem ich jegliches Leben herausgeprügelt hatte.«
    Viktor versuchte, sie nicht angewidert anzusehen, und fragte ruhig: »Wieso haben Sie das getan?«
    »Weil Terry das war, was ich außer meinem Vater am meisten im Leben geliebt habe. In meinem kindlichen Wahn dachte ich: Wenn man mir das Liebste genommen hat, so gibt es für die Nummer zwei in meinem Leben auch keine Daseinsberechtigung mehr. Ich war wütend, weil Terry noch lebte und mein Vater nicht.«
    »Das ist ein schreckliches Erlebnis.«
    »Ja, ist es. Aber Sie wissen ja noch gar nicht, warum.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie kennen noch nicht die ganze Geschichte, Dr. Larenz. Das wirklich Entsetzliche an diesem Erlebnis ist nicht der Tod meines Vaters. Und nicht, dass ich einen kleinen, unschuldigen Hund grausam zu Tode gequält habe.«
    »Sondern?«
    »Das wahrhaft Grauenhafte für mich ist, dass es diesen Hund nie gegeben hat. Terry hat nie existiert. Uns war einmal eine Katze zugelaufen, aber kein Hund. Und auch wenn mich noch heute Terrys geschundener kleiner Körper in meinen Träumen verfolgt, so weiß ich mittlerweile ganz genau, dass dieses Erlebnis nur meiner kranken Fantasie entsprungen ist.«
    »Wann haben Sie das erkannt?«
    »Oh, das hat lange gedauert. Es kam erst im Rahmen meiner ersten psychotherapeutischen Behandlung zur Sprache. Damals war ich achtzehn oder neunzehn. Vorher konnte ich mich niemandem anvertrauen. Wer beichtet schon gerne, dass er eine Tierquälerin ist, geschweige denn eine Irre?«
    Himmel, dachte Viktor und streichelte gedankenverloren Sindbad, der weiterhin zu seinen Füßen still vor sich hin döste und das ungewöhnliche Gespräch teilnahmslos verschlief. Über zehn Jahre lang hatte das arme Mädchen mit entsetzlichen Schuldgefühlen leben müssen. Das war die wohl grausamste Geisel der Schizophrenie. Die meisten Trugbilder hatten nur die eine Aufgabe, der erkrankten Person zu suggerieren, sie sei nutzlos, böse und lebensunwert. Nicht selten wurden Schizophrene von Stimmen in ihrem Kopf aufgefordert, sich das Leben zu nehmen. Und nicht viel seltener gehorchten die armen Seelen ihren imaginären Peinigern.
    Viktor sah auf seine Uhr und war verwundert, wie spät es bereits geworden war. Heute würde er nicht mehr an dem Interview arbeiten können.
    »Gut, Frau Spiegel.«
    Er stand demonstrativ auf, um zu signalisieren, dass das Gespräch damit endgültig beendet war. Während er einen Schritt auf Anna zuging, merkte er verwundert, dass ihm leicht schwindelig war.
    »Wie ich Ihnen mehrfach deutlich gemacht habe, kann ich Sie hier unmöglich behandeln«, fuhr er fort und hoffte, auf seinem Weg nach draußen nicht zu schwanken.
    Anna hatte ihn mit unbewegtem Gesicht angesehen und war dann ebenfalls aufgestanden.
    »Natürlich«, sagte sie erstaunlich lebhaft. »Ich freue mich trotzdem, dass Sie mir zugehört haben, und werde jetzt Ihrem Ratschlag folgen.«
    Etwas an der Art, wie sie sich zur Haustür bewegte, ließ eine schwache Erinnerung bei Viktor aufblitzen. So schnell, wie sie gekommen war, verschwand sie jedoch auch wieder.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Doktor?«
    Er ärgerte sich, dass sie ihm offenbar die leichte Gleichgewichtsstörung ansah.
    »Nein, nein, alles bestens.«
    Komisch. Viktor fühlte sich so, als ob er gerade nach einer längeren Schiffsfahrt wieder das Festland betreten hätte.
    »Wo wohnen Sie eigentlich im Ort?«, fragte er, um die

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