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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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er zusammen und ließ dabei fallen, was er unerlaubterweise in den Händen gehalten hatte. Mit einem lauten Rums knallte es genau in der Pause zwischen zwei Klingeltönen auf das Parkett. Und entsetzt musste Viktor feststellen, warum das Portemonnaie so schwer gewesen war, denn wie von Geisterhand befreit, verteilten sich unzählige Geldmünzen über den Fußboden.
    Verdammt.
    Oben wurde die Badezimmertür geöffnet. Es konnte sich nur noch um wenige Sekunden handeln, bis Anna zurück war und sehen würde, wie der Inhalt ihres Geldbeutels auf seinem Fußboden verstreut herumlag.
    Auf Knien rutschte Viktor auf dem Parkett umher und versuchte, mit zittrigen Händen das Geld wieder einzusammeln, während das Telefon keine Ruhe gab. Wegen seiner kurz geschnittenen Fingernägel und der zittrigen Hände gelang es ihm kaum, die Münzen umzudrehen, um sie besser aufheben zu können.
    Er begann zu schwitzen, und eine alte Erinnerung gesellte sich zu dem Gefühl der Panik. Vor langer Zeit hatte ihm sein Vater exakt auf diesem Fußboden gezeigt, wie man Münzgeld am besten mit einem Magneten aufheben kann. Wie sehr hätte er sich jetzt das rotschwarze Hufeisen gewünscht, um sich schneller aus seiner peinlichen Lage befreien zu können.

    »Sie können ruhig abnehmen, Dr. Larenz«, rief Anna von oben aus dem ersten Stock. Offenbar stand sie am Treppenabsatz und war im Begriff, nach unten zu kommen. Wegen des lauten Klingelns konnte er ihre Schritte nicht mehr genau orten.
    »Ja«, rief er und war sich bewusst, dass dies eine ziemlich unsinnige Antwort war. Noch mindestens zehn Münzen lagen vor und unter dem Sofa. Eine war bis vor den Kamin gerollt und erst vom Funkengitter aufgehalten worden.
    »Gehen Sie ruhig dran. Ich habe kein Problem damit, wenn wir die Sitzung noch weiter unterbrechen.«
    Annas Stimme klang jetzt ganz nah. Und noch während er sich wunderte, warum sie nicht schon längst wieder im Zimmer stand, sah er verblüfft auf seine Hand. Die Münzen. Es war kein Geld, was er da fieberhaft einsammeln wollte. Zumindest kein gültiges. Es waren alte Mark-Stücke, die seit der Euroeinführung ihre Zahlungsfunktion verloren hatten. Isabell besaß auch noch eine alte D-Mark, die sie für den Einkaufswagen im Supermarkt benutzte. Aber Anna hatte in ihrem Portemonnaie mindestens vier Dutzend Exemplare der früheren Währung.
    Warum?
    Wer war sie? Was wollte sie mit all diesen alten Münzen? Wieso hatte sie keine persönlichen Papiere oder Scheckkarten bei sich? Was hatte sie mit Josy zu tun? Und wieso kam sie nicht zurück ins Wohnzimmer?
    Viktor handelte jetzt blitzschnell und ohne zu überlegen. Er steckte das halbleere Portemonnaie wieder zurück in die Manteltasche und schob die restlichen Münzen mit beiden Händen tief unter das Sofa. Er konnte nur beten, dass sie ihr Geld nicht gezählt hatte und keinen Blick unter die Ledercouch warf.
    Als er sich hektisch umsah, um festzustellen, ob er noch eine Münze übersehen hatte, bemerkte er einen kleinen gefalteten Zettel. Er war offenbar mit dem Geld zu Boden gefallen und in der Wasserlache unter dem Stuhl gelandet, auf dem ihr schwarzer Cashmere-Mantel gelegen hatte. Wie in Trance steckte Viktor ihn in die Hosentasche seiner Jeans und wollte aufstehen.
    »Was ist los?«
    Viktor fuhr herum und starrte in Annas Gesicht. Sie musste die letzten Meter lautlos ins Zimmer geschlichen sein, und er hatte auch nicht gehört, wie die Tür geöffnet wurde, obwohl diese sonst immer penetrant knarrte.
    »Ich … ich … habe nur …«
    Mit einem Schlag wurde ihm klar, wie bizarr die Situation auf Anna wirken musste. Er hockte völlig verschwitzt auf Knien vor dem Sofa, während sie nur für drei Minuten aufs Klo gegangen war. Was gab es da für eine plausible Erklärung?
    »Ich bin …«
    »Ich meine am Telefon? Ich hoffe, es war nichts Schlimmes?«
    »Am Telefon?«
    Und dann wusste er, warum sie nicht hereingekommen war.
    In der Hektik hatte er gar nicht bemerkt, dass es aufgehört hatte zu klingeln. Anna glaubte offenbar, er wäre drangegangen, und sie hatte daraufhin höflich im Flur gewartet.
    »Ach, das Telefon?«, wiederholte Viktor und kam sich selbst ziemlich dümmlich dabei vor.
    »Ja.«
    »Nur verwählt«, sagte er und stand zittrig auf, um sofort wieder zusammenzuzucken, als es erneut klingelte.
    »Na, da ist aber jemand hartnäckig«, lächelte Anna und setzte sich wieder auf das Sofa. »Wollen Sie nicht abnehmen?«
    »Ich? Ja. Ich werde …«, stotterte Viktor und

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