Die Therapie: Psychothriller (German Edition)
beraten sich in diesem Moment mit Professor Malzius.«
Anwälte.
Viktor dachte darüber nach, wann er das letzte Mal einen Rechtsbeistand gebraucht hatte. In den nächsten Wochen würde der schlaksige juristische Verkehrsexperte nicht ausreichen, der ihm im Jahr 1997 seinen Führerschein gerettet hatte. Diesmal brauchte er wirkliche Profis. Dieses Mal ging es nicht nur um einen Blechschaden.
Es ging um sein Leben.
»Und sie sind wirklich gut?«
»Die Anwälte? Ja. Soviel ich weiß, sind es die besten Strafrechtler, die man für Geld in Deutschland bekommen kann.«
»Und die wollen heute von mir wissen, was mit Anna geschehen ist?«
»Unter anderem. Das müssen sie ja auch, wenn sie Sie verteidigen sollen. Schließlich geht es um Mord.«
Mord.
Zum ersten Mal war es ausgesprochen. Bisher hatten sie um den heißen Brei herumgeredet. Obwohl sie es beide wussten: Auf Dr. Viktor Larenz wartete das Gefängnis. Es sei denn, das Ende der Geschichte würde den Richter davon überzeugen, er habe gar keine andere Wahl gehabt, als zu töten.
»Mord hin oder her. Ich denke nicht, dass ich heute noch einmal die Kraft habe, alles zu wiederholen. Außerdem hoffe ich ja immer noch, mich in zwanzig Minuten nicht mehr länger hier aufhalten zu müssen.«
»Vergessen Sie es.« Dr. Roth nahm ihm das Glas wieder weg und strich sich durch seine Haare. »Erzählen Sie mir lieber, wie es weiterging. Was hatte es mit dem Menstruationsblut auf sich? Und was hat Ihnen Anna noch erzählt, als Sie wieder zu ihr zurück ins Wohnzimmer kamen?«
»Nichts.«
Dr. Roth sah ihn zweifelnd an.
»Sie hatte bereits während meines Telefongesprächs mit dem Detektiv, von mir unbemerkt, das Haus verlassen.
›Will nicht stören. Sie haben viel zu tun. Wir reden morgen weiter‹, hatte sie mir auf einen Zettel geschrieben und diesen auf den Schreibtisch gelegt. Ich war ziemlich runter mit den Nerven. Jetzt, wo sie weg war, musste ich wieder eine Nacht ausharren, bevor ich weitere Informationen von ihr bekam.«
Über Charlotte. Über Josy.
»Also gingen Sie schlafen?«
»Nein. Noch nicht. Vorher bekam ich noch einen weiteren, völlig unerwarteten Besuch.«
23. Kapitel
Z ehn Minuten, nachdem er das Gespräch mit Kai beendet hatte, klopfte es an der Tür. Für einen Moment hoffte Viktor, Anna wäre wieder zurückgekehrt. Diese Hoffnung fiel jedoch jäh in sich zusammen, als er feststellte, dass es nur Halberstaedt war, der sich erneut durch den Sturm bis zu seinem Haus durchgekämpft hatte und nun mit ernster Miene an der Haustür stand. Auch diesmal wollte der Bürgermeister nicht eintreten und übergab Viktor stattdessen wortlos ein kleines Päckchen.
»Was ist das?«
»Eine Pistole.«
Viktor wich einen Schritt zurück, als ginge von Halberstaedt eine ansteckende Krankheit aus.
»Was um Himmels willen soll ich denn damit?«
»Es ist besser so. Zu Ihrem eigenen Schutz.«
»Schutz wovor?«
»Vor ihr.« Halberstaedt deutete mit dem Daumen seiner rechten Hand nach hinten über die Schulter. »Ich hab gesehen, dass sie wieder bei Ihnen war.«
Viktor schüttelte ungläubig den Kopf.
»Hören Sie mal. Sie wissen, ich kann Sie gut leiden.« Er fingerte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte sich seine laufende Nase ab, ohne zu schnäuzen.
»Aber ich bin Psychiater. Ich kann es nicht dulden, dass Sie mir und meinen Patienten hinterherspionieren.«
»Und ich bin hier der Bürgermeister und mache mir Sorgen um Sie.«
»Ja. Danke. Das weiß ich sehr zu schätzen. Wirklich. Aber solange es dafür keinen triftigen Grund gibt, werde ich dieses Ding da nicht anfassen.« Viktor wollte ihm das Päckchen wieder zurückgeben, doch Halberstaedt nahm die Hände nicht aus den Taschen seiner verschlissenen Cordhose.
»Es gibt einen Grund«, murmelte er grimmig.
»Was?«
»Es gibt einen Grund, warum Sie eine Waffe im Haus haben sollten. Ich hab mich über die Frau erkundigt. Hab mit allen geredet, die sie auf der Insel gesehen haben.«
»Und?« Viktor hatte auf einmal einen metallischen Geschmack im Mund. Zumindest war Kai Strathman also nicht der Einzige, der Anna jetzt hinterherspionierte.
»Die Frau hat Burg ganz schön erschreckt.«
»Michael Burg? Den Fährmann? Was kann den denn schon verängstigen?«
»Sie hat ihm gesagt, sie habe eine offene Rechnung mit Ihnen zu begleichen, Doktor.«
»Wie bitte?«
»Ja. Und dass Sie dafür bluten sollen.«
»Das glaub ich nicht.«
Alles voller Blut.
Halberstaedt zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher