Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
Vom Netzwerk:
haben mir doch den Brief gezeigt, den Amelie geschrieben hat, bevor Sie die Schlaftabletten geschluckt hat. Diese Zeilen sagen im Grunde genommen alles und damit meine ich keineswegs, dass Amy Sie sogar mit klaren Worten von einer möglichen Schuld freispricht. Nein, dieser Brief zeugt von der Tiefe der Zuneigung, die Ihre Tochter für Sie hegt. Sie wollte Sie nicht länger quälen, deswegen einen Schlussstrich ziehen. Wobei Sie natürlich in diesem Moment nicht begriffen hat, dass ihr Tod ganz und gar kein Schlussstrich für Sie bedeutet hätte. Im Gegenteil, es wäre der Anfang eines noch viel schlimmeren Schmerzes gewesen, aber auch das wird sie hoffentlich irgendwann verstehen.«
    Magda saß ruhig auf ihrem Stuhl. Ihre Miene hatte sich wieder verschlossen und sie nippte scheinbar unbeteiligt an ihrem Mineralwasser.
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass ich mich schuldig fühlen würde?«, fragte sie schließlich kühl. »Sie kennen mich doch überhaupt nicht. Natürlich habe ich Fehler gemacht, aber ich bin meiner Tochter stets eine gute Mutter gewesen.«
    »Ja, und etwas anderes hat auch nie jemand behauptet. Inklusive Amelie. Ich frage mich nur, warum Sie, wenn Sie so davon überzeugt sind, alles richtig gemacht zu haben, sich selber dann immer noch bestrafen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Mr. Prescott!«
    »Doch ich glaube schon, dass sie wissen, was ich meine. Keine Bange, ich will und kann Sie dafür nicht verurteilen, weil ich genau den gleichen Fehler begangen habe. Viele haben mich in den vergangenen Jahren darauf hingewiesen, aber ich wollte es nicht begreifen. Erst Amy hat geschafft, dass ich mich mit meinem Entschluss noch mal ernsthaft auseinandersetze und sie hatte recht, wie auch meine Geschwister, meine Eltern und meine Freunde. Dadurch, dass ich mich gegen die Leitung unseres Familienunternehmens entschieden habe, einer Aufgabe, die zeit meines Lebens ein großer Traum für mich gewesen ist, der ich entgegengefiebert habe, konnte ich das, was geschehen ist, auch nicht rückgängig machen. Nichts kann mir meinen toten Sohn zurückgeben, er ist mir für alle Zeit genommen. Man kann die Uhr nun mal nicht zurückdrehen, und Sie können das ebenfalls nicht, Frau Johannson. Gleich, nachdem Amelie mir erzählt hat, dass sie mal als Autorin tätig waren, habe ich mich informiert über Sie. Habe mir sogar sofort einen Ihrer Krimis auf mein E-Book geladen, und ich war absolut begeistert. Selten habe ich etwas so Gutes gelesen. Meine weiteren Recherchen über Sie waren weniger aufschlussreich, nur dass Sie das Schreiben seit 2003 aus privaten Gründen aufgegeben haben. Darauf konnte ich mir keinen Reim machen, bis ich heute vom Ausmaß der Erkrankung Amelies erfahren habe. Da war dann schlagartig alles klar.«
    Magda Johannson schluckte schwer. Plötzlich fühlte sie sich in der Gegenwart dieses Mannes gläsern und unendlich verwundbar. Gleichzeitig aber hatte sie auch ein für sie unerklärliches Vertrauen zu ihm. Eben gerade hatte sie ihm noch vorgeworfen, dass er sie überhaupt nicht kennen würde, und umgekehrt war das keineswegs anders. Und dennoch war es jetzt so, als wenn sie hier mit einem Familienmitglied am Tisch sitzen würde.
    »Ich habe es mir nun mal geschworen«, murmelte sie, verzweifelt bemüht, ihrer Stimme ein wenig mehr Kraft zu verleihen. »Ist doch gut möglich, dass Amelie, ohne dass ich es wollte, unter meiner Schreiberei gelitten hat, dass sie sich zurückgesetzt fühlte, …..vielleicht sogar vernachlässigt.«
    »Das ist Quatsch, Frau Johannson, und das wissen Sie auch. Denn falls das so gewesen wäre, hätte Amy mit all der Aufmerksamkeit, die Sie ihr in den letzten Jahren geschenkt haben, doch ganz schnell wieder genesen müssen. Sie waren und sind sicher einer der wichtigsten Menschen für Amelie. Denken Sie nur daran, dass sie zu Ihnen, im Gegensatz zu Ihrem Mann, niemals den Kontakt abgebrochen hat. Wobei sie genau gewusst haben wird, dass der Entschluss von Herrn Johannson, sie zwangseinweisen zu lassen, bestimmt nicht ohne Ihr Einverständnis zustande gekommen ist. Habe ich recht?«
    Magda nickte traurig und senkte dann beschämt den Kopf.
    »Na, sehen Sie!«, fuhr James fort. »Ihre Tochter liebt Sie ohne Wenn und Aber, und daran wird sich nichts ändern. Auch nicht, wenn ich sie jetzt von hier forthole. Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich meine, die Nähe ihrer Familie würde ihr schaden. Nein, ich glaube nur einfach, dass ein Tapetenwechsel

Weitere Kostenlose Bücher