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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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positiven Befund.«
    »Deine Mutter hat Krebs?«
    »Hatte, genauer gesagt. Sie wurde operiert und nach der Chemo und Bestrahlung ist sie bis heute befundfrei, was auch hoffentlich so bleibt. Von Anfang an hatte sie eine gute Prognose. Das Problem war, dass ich das nicht glauben konnte, und meine Dämonen begannen, mich wieder einzuholen. Als ich es gemerkt habe, war es bereits zu spät. Extreme Verlustängste können schon bei einem gesunden Menschen eine Depression auslösen, für jemanden, der vorbelastet ist, kann das in die Katastrophe führen, wenn er nicht entsprechend reagiert.«
    »Und warum hast Du das nicht getan?«
    »Ich sagte doch, ich habe die Gefahr gar nicht erkannt, weil ich mir sicher war, dass ich alles im Griff hatte. Und lag mit dieser Einschätzung völlig daneben. Es ging mir mit jedem Tag schlechter. Anstatt zur Vorlesung zu gehen, blieb ich im Bett liegen. Grübelte beinahe rund um die Uhr. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich meine Oma, ihr Grab. Dann meine Mutter und deren Grab. Was es ja überhaupt nicht gab, aber ich sah es. Es war die Hölle. Ich wollte meine Mama nicht verlieren. Eine Welt ohne sie konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Lieber wollte ich selber sterben. Der Gedanke setzte sie wieder fest in mir. Wie eine Zecke, die ich partout nicht los werden konnte. Ich hasste mich für meine Schwäche so sehr, dass ich am liebsten gar nicht mehr in den Spiegel geschaut hätte. Doch ich tat es, und mein Anblick machte mich so krank, dass ich den Föhn genommen habe und ihn mit aller Wucht in diesen Spiegel schleuderte. Überall waren Scherben…..Scherben, verstehst Du, James? Es kam mir vor wie eine Fügung, …ich konnte einfach nicht anders,  und dann habe ich es getan.«
    Amelie verstummte und sah ihn voller Angst an, aber er sah auch den Schmerz, der sich dahinter verbarg. Er erwiderte ihren Blick und legte all seine Liebe darin, die er für sie empfand, all die Kraft, die er aufzubringen für sie bereit war.
    »Na ja, und wie man unschwer erkennen kann, habe ich es wieder nicht vollenden können«, fuhr sie schließlich fort. »Meine Kommilitonin, die an diesem Morgen in der Uni sein sollte, hatte einen Migräneanfall und kam zwei Stunden eher als geplant nach Hause. Und hat mich gefunden. Dann war es eigentlich, wie nach dem ersten Versuch. Der körperlichen Wiederherstellung folgte wiederum eine weitgehend erfolglose Therapie meiner kranken Psyche, und ich war mehr denn je davon überzeugt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Mir wurde bewusst, dass ich wahrscheinlich immer wieder an diesem Punkt landen werde, und ich hatte keinen blassen Schimmer, ob und wie es weitergehen sollte. Das Semester konnte ich so oder so vergessen, also beschloss ich den Job für das Reisebüro zu übernehmen, tja und dann traf ich Dich.«
    »Und seitdem ist alles anders?«, fragte James und ein glückliches Lächeln überzog sein Gesicht.
    »Bild Dir bloß nichts ein, Prescott!«, zog Amy ihn genauso lächelnd auf. »Sagen wir mal so, ich bin mir zumindest sicher, dass ich kein hoffnungsloser Fall mehr sein möchte. Und ich weiß, was mein Ziel ist, nur der Weg dahin, der bereitet mir arge Kopfschmerzen.«
    »Das sollte er nicht, Amy. Denn ich bin bei Dir, und ich werde Dir beistehen.«
    »Aber wie lange noch, James? Das frage ich mich jeden Tag aufs Neue.«
    »Geht es Dir deswegen so schlecht, seitdem wir hier sind?«
    »Ja, das ist wohl so.  Der Gedanke, Dich zu verlieren ist für mich genauso schlimm, als der, dass ich meine Mutter verlieren könnte. Versteh‘ doch James! So ging es letztes Jahr auch los, und jetzt habe ich Angst, dass ich das nicht stoppen kann, dass ich wieder an den Punkt komme, wo nichts mehr geht.«
    James rückte näher zu ihr hin und legte vorsichtig einen Arm um sie.
    »Aber das wird nicht geschehen, Amy, bitte vertrau mir. Ich verspreche Dir, dass ich immer bei Dir bleiben werde.«
    Amelie seufzte leise auf. »Ach James, das kannst Du doch gar nicht. Es gibt für nichts eine lebenslange Garantie, und ich werde lernen müssen, damit klarzukommen.«
    Sie schwiegen eine Weile, gingen ganz auf in der Nähe zueinander, denn nichts war in jetzt wichtiger als das.
    »Wenn Du, ……also, wenn Du an diesem besagten Punkt angekommen warst, was genau ging dann in Dir vor?« James hielt gespannt den Atem an. Würde sie ihm antworten auf seine Frage? Er spürte, dass sie unruhig wurde in seinem Arm. Dass sie verzweifelt nach Worten suchte und schließlich auch

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