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Die Tiefe einer Seele

Die Tiefe einer Seele

Titel: Die Tiefe einer Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Dakota
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Fachwerkhäusern. Es war mittlerweile kurz nach 20 Uhr. Zum Glück hatte der Regen ganz aufgehört und einige Strahlen der sich für diesen Tag langsam verabschiedenden Sonne schafften es glatt, sich durch die immer noch dichten Wolken zu quetschen. Sie tauchten Mölln in ein sanftes Licht, und James sog völlig fasziniert die Bilder auf, die sich ihm boten. Natürlich schlug auch hier wieder sein berufliches Interesse durch, und er nahm sich vor, diese Stadt bei Gelegenheit mal näher anzuschauen. Aber nicht heute. Seine feuchte Kleidung fühlte sich alles andere als gut an, und er war sich sicher, dass es der Göre neben ihm nicht viel besser erging. Darum jetzt erst einmal flugs zur Unterkunft. James atmete auf, als das Hotel »Hansa-Hof« vor ihnen auftauchte, und parkte den Audi auf den dazu gehörenden Parkplatz.
    »So, Miss, da sind wir«, stellte er wenig geistreich fest, stieg aus und umrundete den Wagen, um die Beifahrertür zu öffnen. Doch Amelie kam ihm zuvor.
    »Danke, ich bin schon groß: Ich kann die Tür selbst aufmachen und bin ebenso in der Lage, alleine aussteigen«, zickte sie ihn an, was bei dem Mann zwar einen hilfesuchenden Blick zum Himmel verursachte, aber auch ein mildes Lächeln. So war sie ihm wirklich viel lieber, als wenn sie die schweigende Madonna gab.
    »Und eines sage ich Ihnen sofort«, meckerte sie lustig weiter. »Wenn Sie jetzt auf den Trichter kommen und meinen, ich schlafe im gleichen Zimmer wie Sie oder gar mit Ihnen in einem Bett, dann haben Sie sich aber geschnitten.«
    Auf den Trichter kommen? Verflixt und zugenäht, was spricht dieses Weib bloß für eine Sprache?
    Darüber würde er dringend mit seiner Mutter sprechen müssen. Stirnrunzelnd holte James die beiden Taschen dieser rätselhaften Frau von der Rückbank des Mietwagens. »Ich habe Sie zwar nicht genau verstanden, aber ich kann mir denken, was Sie meinen. Diesbezüglich möchte ich Sie beruhigen. Sicher plane ich nicht, im gleichen Zimmer wie Sie zu nächtigen, mir klingeln die Ohren nämlich jetzt schon.« Angespannt erwartete er die vermutlich knallharte Retourkutsche, doch nichts passierte. Als er sie ansah, erschrak er, denn Amelie hielt sich geschockt eine Hand vor den Mund. »Hey, was ist los?«, fragte er besorgt nach. Sie deutete auf die Motorhaube des Audis, die eine nicht zu verachtende Beule aufwies. »Verflucht, das wird teuer«, jammerte das Mädchen.
    »Ich hab Ihnen bereits gesagt, dass wir das schon regeln werden«, fuhr James sie an, den ihre plötzlichen Stimmungswechsel zunehmend überforderten. Er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. »Jetzt kommen Sie endlich, sonst holen wir uns am Ende noch eine Lungenentzündung.«
     
    Zwanzig Minuten später schlang James nach einer wohltuenden heißen Dusche ein weiches Handtuch um seine Hüften und ließ sich in dem geräumigen und geschmackvoll eingerichteten Zimmer des Mittelklassehotels auf das breite Bett fallen. Er fühlte sich ausgelaugt, wie durch einen Fleischwolf gedreht. Ob es an der Aufregung der vergangenen 90 Minuten lag? An der Begegnung mit diesem komischen Mädchen? Oder war es der Ärger darüber, dass er nun verspätet in Berlin eintreffen würde? Nein, Letzteres wohl kaum, seine Auftraggeber hatten ihm alle Zeit der Welt gegeben, um seine Recherchen durchzuführen und diese dann in Wort und Bild zu fassen. Es war ja auch kein Problem gewesen, dass er für ein paar Tage nach Massachusetts geflogen war.
    Seine Gedanken schweiften zurück an seinen kurzen Trip nach Cape Cod, der nicht nur wegen des ungemütlichen Wetters ein wenig erholsamer Aufenthalt in der Heimat gewesen war. Sein alter Herr gab einfach keine Ruhe. Was ja einerseits durchaus verständlich war, denn schließlich hatte er alles Recht der Erde, darauf zu pochen, was ihm zehn Jahre zuvor versprochen worden war. Aber trotzdem fühlte James sich unfair behandelt. Wie hätte er damals ahnen können, was das Leben an bösen Überraschungen für ihn parat halten würde? Natürlich war er seinerzeit unheimlich stolz gewesen, dass sein Vater in ihm seinen Nachfolger sah. In ihm, dem drittgeborenen Sohn. Nicht in seinem Ältesten, William Brighton V., der in der Familie allerdings nur Bill gerufen wurde, und ebenso nicht in dessen jüngerem Bruder Ruben. Was nicht weiter verwunderlich war, denn beide hatten sich beruflich völlig anders orientiert und waren aufgrund ihres Lebensstils eher nicht für die Leitung eines Medienkonzerns geeignet. Dieser Job erforderte

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