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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Geruch, der mir die ganze Zeit über hier draußen in der Nase gebrannt hatte.
    »Was ist, hat es dir etwa die Sprache verschlagen oder redest du nicht mehr mit mir?«
    Ich atmete tief durch. Bleib ruhig, Leni, ermahnte ich mich. Ignorier einfach sein Gepolter und sei freundlich und unverbindlich. Marc hat eine Scheißzeit hinter sich und benimmt sich deshalb wie ein Vollidiot. Das weißt du doch inzwischen. Was ist so schlimm daran, einfach nur nett zu sein?
    »Du rauchst ja schon wieder«, sagte ich betont normal.
    Marc lachte kurz auf. »Und du zickst mich schon wieder an.«
    Okay, das war jetzt wohl der passende Augenblick, um ein paar grundlegende Dinge zwischen uns zu klären.
    »Marc, es tut mir leid, aber du deutest mein Verhalten komplett falsch. Nimm’s mir nicht übel, aber ich bin weder an dir noch an deinen überfallartigen Küssen interessiert.«
    Gut, das wäre geklärt, dachte ich zufrieden, aber als das Schweigen links von mir immer ungemütlicher wurde, fügte ich hinzu: »Was ist, hat dich jetzt der Schlag getroffen?«
    Erneut hörte ich ihn leise auflachen. »Das würde dich wohl freuen, was?«
    In der nächsten Sekunde schnipste er seine glühende Zigarette in den Innenhof. Mir lag schon ein vorwurfsvoller Kommentar auf den Lippen. Aber ich schluckte ihn hinunter. Zusammen mit meiner Antwort auf seine Frage, die heute Morgen noch aus tiefstem Herzen Ja gelautet hätte.
    Stattdessen machte ich ihm einen Vorschlag. »Am besten vergessen wir den ganzen Blödsinn, der da zwischen uns gelaufen ist, und fangen noch mal von vorn an, ja?«
    »Wow! Was sind das denn für neue Töne aus deinem zickigen Mündchen?! Nicht schlecht«, machte er sich über mich lustig.
    Ich schnaubte laut. »Meine Güte, jetzt mach es mir doch nicht so schwer. Wir vergessen das Ganze und gut ist. Okay?!«
    »Wie, das
Ganze?
Du sprichst in Rätseln.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe und verdrehte die Augen. Für verbohrte englische Obermachos musste man wohl ein wenig deutlicher werden.
    »Na, eben alles. Diese albernen Streitereien zwischen uns, den Kuss, die Ohrfeige und natürlich auch das, was Clara da für einen Quatsch hineininterpretiert hat. Ich bin nur noch ein paar Tage auf Usedom. Können wir in dieser Zeit nicht einigermaßen entspannt miteinander umgehen? Das muss doch drin sein. Wir sind ja beide keine kleinen Kinder mehr.«
    Obwohl ich mir da bei ihm nicht so sicher war. Aber das behielt ich lieber für mich.
    Marc räusperte sich, und dann wiederholte er den Satz, der mich vorhin vor Schreck fast über die Balkonbrüstung hatte stürzen lassen. »Ihr passt gut zusammen.«
    »Wer?«, fragte ich.
    »Du und Clara. Ihr seid beide eindeutig nicht von diesem Planeten.«
    Hallo? Wie sollte ich das jetzt wieder verstehen? War das ein Kompliment oder die nächste Frechheit?
    »Wie meinst du das?«
    Aber auf eine Antwort wartete ich vergebens. Marc verließ den Balkon, was ich allerdings erst begriff, als die Tür schnappend hinter ihm ins Schloss fiel.
    Na super. So viel zu der ausgestreckten Hand, die ich ihm hingehalten hatte. Was für ein oberblöder Vollidiot! Schlimme Zeiten hin oder her, der Typ konnte mir zehnmal den Buckel runterrutschen und von mir aus am besten auf der Stelle dorthin zurückkehren, wo es richtig schön beschissen für ihn war.
    Wütend stampfte ich in mein Zimmer zurück und schlug die Tür mit einem Knall zu.
    Was für eine peinliche Nummer, ärgerte ich mich weiter. Geena hatte recht, Marc war durch und durch ein zwar gut aussehender, aber rücksichtsloser Machoarsch! Und ich würde einen Teufel tun, zukünftig auch nur ein einziges Wort mit ihm zu wechseln.
    Ärgerlich kroch ich in mein Bett zurück und zog mir die Decke bis zum Kinn. Luft – ja, ganz genau! Nur noch nach widerlichem Qualm stinkende Luft würde Marc McCourtney ab sofort für mich sein.
    Ein penetrantes Klopfen an meiner Zimmertür riss mich aus dem Schlaf. Als ich die Augen öffnete, wurde ich von stechenden Kopfschmerzen überwältigt. Meine Kehle brannte und meine Zunge fühlte sich eklig pelzig an. Ich versuchte, mich vorsichtig aufzusetzen, was das Dröhnen in meinem Kopf nur noch verstärkte. Ächzend ließ ich mich wieder ins Kissen zurücksinken und blieb regungslos liegen.
    Lasst mich in Ruhe. Ich will schlafen.
    Doch wer auch immer vor meiner Tür stand und meinte, mich mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf reißen zu müssen, er wollte einfach nicht damit aufhören. Das Klopfen wurde energischer und schallte

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