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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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befreundet war — laut
Tania Stroud «, sagte ich. »Aber Corbens Version geht dahin, daß ihm Tania mit dem Gejammer über ihre häusliche Misere
ziemlich auf die Nerven gegangen sei .« Thorro zuckte ein wenig und wandte eine Sekunde den Blick
ab. »Dieser Corben «, fuhr ich fort, »hat in seinem
Haus, er nennt es Retiro , eine
interessante Einrichtung — fast einmalig .«
    »Ja ?« brummte Thorro , und seine
Finger trommelten heftig auf die Bar. »Glauben Sie, daß das irgend
etwas mit Bernices Ermordung zu tun hat, Lieutenant ?«
    »Ich
weiß nicht«, gestand ich. »Inwiefern haben Sie schon einmal von Corben gehört, Doktor ?«
    »Wenn
Sie’s genau wissen müssen — er war mein Patient«, sagte er kalt.
    »Ich
habe mir gedacht, daß er nicht alle Tassen im Schrank hat«, sagte ich
zerstreut.
    »Lieutenant!«
Seine schief ergrauen Augen waren voller Kälte. »Von Ihnen würde ich einen
derartig albernen Ausdruck nicht erwartet haben. Corben hatte eine psychische Störung, mehr nicht .«
    »Natürlich«,
sagte ich in entschuldigendem Ton. »Soviel ich herausgebracht habe, scheint er
dort draußen eine Art intimen Privatclub zu leiten .«
    »Ich
bin dort nicht Mitglied, wenn Sie das vielleicht damit andeuten wollen«,
knurrte er.
    »Ich
hätte gern gewußt«, sagte ich, »ob Ihre Frau Mitglied war. Tania Stroud jedenfalls ist Mitglied .«
    Thorro fuhr sich müde mit der Hand über die Stirn. »Es ist
möglich, daß Martha Mitglied war, Lieutenant, durchaus möglich. Ich habe Ihnen heute morgen schon gesagt, daß unser Leben nahezu völlig
getrennt verlief .«
    »Stimmt«,
bestätigte ich. »Wußten Sie, daß Tania Stroud außerdem überzeugt ist, daß der Tod Ihrer Frau kein Unfall war? Sie glaubt, daß
Sie sie irgendwie ermordet haben .«
    »Ich
wundere mich über nichts, was Tania glaubt, soweit es meine Person betrifft .« Er lachte kurz. »Ohne Zweifel können Sie sich den Bericht
des Coroners beschaffen, Lieutenant, falls Sie dazu neigen, ihr zu glauben .«
    »Ich
neige zur Zeit überhaupt nicht dazu, irgend jemandem etwas zu glauben — einschließlich Ihnen, Doktor«, sagte ich freundlich. »Ich
bemühe mich, einen Mörder zu finden .«
    »Nun
gut!« Er trank sein Glas aus und stellte es dann nachdrücklich auf die Bar.
»Ich kann nicht einsehen, inwiefern diese endlose Flut alberner Fragen in
irgendeiner Weise etwas nützen kann, Lieutenant .«
    Ich
seufzte. »Früher oder später bekommen wir beide in unseren Berufen eine
derartige Antwort. Nicht wahr, Doktor? Warum tun Sie nicht einmal so, als ob
Sie jetzt auf der Couch lägen und sich entspannten und mir erzählten, was Ihnen
gerade in den Sinn kommt? Fangen wir einmal mit Corben an. Erzählen Sie mir von ihm — als Patienten, meine ich .«
    »Das
ist unmöglich«, fuhr er mich an. »Hier handelt es sich um eine Frage ärztlicher
Ethik — das wissen Sie genau !«
    »Und
bei mir handelt es sich um einen Mord — das wissen Sie genau !« fuhr ich ihn meinerseits an. »Handelt es sich
um eine Frage ärztlicher Ethik oder um das Verschweigen wichtiger Tathinweise ?«
    »Na
schön.« Er schüttelte erschöpft den Kopf. »Was wollen Sie über Corben wissen ?«
    »Fangen
wir ganz am Anfang an«, schlug ich vor. »Wann kam er zuerst zu Ihnen? Welcher
Art waren seine Probleme? Alles, was möglicherweise von Belang sein könnte.«
    Thorro lächelte schwach. »Vielleicht wäre es einfacher,
Sie würden doch seine Krankengeschichte ansehen, Lieutenant. Das heißt, wenn
Sie Zeit haben, drei eng beschriebene Notizbücher durchzulesen ?«
    »Ich
hoffe, Sie können mir eine Zusammenfassung geben«, sagte ich milde.
    Er
zündete sich eine Zigarette an, und kaum war das Streichholz erloschen, glitten
seine Finger nervös am Anzug hinunter auf die Tischplatte der Bar und verfielen
dann wieder in ihre alte Gewohnheit des Trommelns.
    » Corben wurde mir durch eine andere Patientin vorgestellt«,
sagte er schnell. »Und wenn Ihr Verdacht, daß meine Frau Mitglied seines Klubs
war, sich bewahrheiten sollte, Lieutenant, so müssen Sie zugeben, daß die
Situation nicht ohne Ironie ist. Die Patientin, die ihn mir vorstellte, war
Tania Stroud !«
    Ich
zündete mir eine Zigarette an, um ihm Gesellschaft zu leisten, und trank noch
einen Schluck Chivas Regal. »Das reine Familienunternehmen«,
sagte ich. »Weiter.«
    »Ein
sehr komplizierter Mann«, sagte er beinahe wie zu sich selber. »Ein von vielen
Teufeln besessener Mensch — vor allem von einer zwangsartigen Neigung

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