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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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stellte uns vor. Hat er etwas
mit — mit Bernices Ermordung zu tun ?«
    »Das weiß ich noch nicht«,
antwortete ich. »Er ist Mitglied in Corbens Klub,
mehr kann ich noch nicht sagen .«
    Thorros Mund verzog sich angeekelt.
»Das kann ich mir vorstellen. Er war genau der Typ .«
    Ich trank mein Glas aus und
glitt dann vom Barhocker. »Vielen Dank, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben,
Doktor. Sie sind mir eine wirkliche Hilfe gewesen .«
    »Das hoffe ich«, sagte er
bitter. »Bernice und ich hätten geheiratet — nach einem entsprechenden
Zeitraum. Aber nun...« Seine Finger krampften sich zusammen, und das dünne Glas
zerbrach plötzlich in seiner Hand.
    Er blickte auf die Glassplitter
hinab und sah mit hingegebenem Interesse zu, wie das Blut aus einer tiefen
Fingerwunde floß und stetig auf die Theke tropfte. Dann lachte er heiser und
knarrend.
    »Das ist irgendwie merkwürdig,
Lieutenant. Oder nicht? Ich mache mich für Bernices Ermordung verantwortlich — im
Grund bin ich schuld — , also verlangt mein
verborgener Schuldkomplex Sühne.« Er hielt den blutigen Finger hoch und zeigte
die tiefe Schnittwunde. »Ich versuche, mich selber zu bestrafen! Glauben Sie,
ich sollte es einmal mit einer Selbstanalyse versuchen, Lieutenant ?«
     
    Die Sonne war längst
untergegangen, als ich wieder in meiner eigenen Wohnung angelangt war.
    Nachdem ich Thorro verlassen hatte, war ich ins Büro zurückgegangen und hatte Sheriff Lavers einen kurzen Abriß dessen
gegeben, was ich bis jetzt herausgefunden hatte. Als ich damit fertig war, war
er ebenso verwirrt wie ich selber, und damit war uns nicht gedient. Wir
raunzten uns noch eine Weile an und gingen dann für diesen Tag auseinander.
    Ich schenkte mir einen Whisky
ein und ließ mir etwas Therapie in Gestalt einer Peggy-Lee-Platte auf dem HiFi -Gerät angedeihen. Als die Platte zu Ende war, saß ich
ausgestreckt und entspannt in einem Lehnsessel und hatte die Augen bereits
beinahe geschlossen. Das barsche, gebieterische Krächzen des Summers ließ mich
in einer schockartigen Reaktion aufspringen.
    Es könnte weiß der Himmel wer
sein, dachte ich, während ich zur Tür ging, angefangen von Sheriff Lavers bis zum kratzenden Williams — der vielleicht kam, um
mir eine exklusive Grabstätte zu einem günstigen Preis anzubieten, weil er der
Meinung war, ich hätte nicht mehr viel Zeit, um meine Arrangements zu treffen.
Letzteres war eine Vorstellung, die mich vom Öffnen der Tür hätte abhalten
können. Aber der grundsätzliche Mut der Wheelers brach sich siegreich Bahn,
bestärkt durch die wilde Hoffnung, es könnte ja vielleicht auch ein weibliches
Wesen sein. Und so riß ich männlich die Tür weit auf, ein einladendes, wenn
auch vorsichtiges Lächeln auf dem Gesicht.
    Die wilde Hoffnung machte sich
bezahlt. Es war ein weibliches Wesen, das mit einem leichten Lächeln auf ihrem
kecken, sinnlichen Gesicht draußen stand — ein weibliches Wesen namens Betty. Sie
war ein Hausmädchen, das nicht wie ein Hausmädchen aussah, und im Augenblick
war sie auch nicht einmal entsprechend angezogen. Das Rüschenhäubchen war von
ihren kurzen blonden Locken verschwunden, und das schwarze Satinkleid war durch
eine schwarze Kreppbluse mit weitem Ausschnitt und einen weißen Seidenrock
ersetzt worden, der schwelgerisch um ihre Beine raschelte, wenn sie sich
bewegte.
    »Eine Überraschung, nicht wahr !« sagte sie mit heller Stimme. »Ich wette, Sie haben mich
nicht erwartet, Lieutenant. Was?«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich Sie berühre — um sicher zu sein, daß Sie wirklich sind ?« fragte ich nervös.
    »Manchen Männern fallen doch
die läppischsten Entschuldigungen ein !« rief sie mit
gespieltem Entsetzen aus. »Behalten Sie Ihre Pfoten bei sich, Lieutenant, bitte !«
    »Ich erinnere mich gar nicht,
Ihnen meine Adresse gegeben zu haben«, sagte ich. »Aber vielleicht sind Sie
einfach unwiderstehlich durch meine magnetische Persönlichkeit hierhergezogen
worden ?«
    »Darf ich nicht hineinkommen — oder
ist Ihre Frau zu Hause ?« fragte sie beiläufig.
    »Ich bin nicht verheiratet,
deshalb können Sie ruhig in meine Wohnung kommen«, sagte ich würdevoll. »Dem
Rest des Harems macht es höchstwahrscheinlich nichts aus .«
    Wir gingen ins Wohnzimmer, und
Betty sank in einen Sessel und schlug bedachtsam die Beine übereinander.
    »Kann ich Ihnen etwas zu
trinken bringen ?« fragte ich.
    »Sicher — Sie haben ja
schließlich zwei Hände«, sagte sie sehr liebenswürdig. »Ich

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