Die Tigerin
Couch auf und lächelte höflich
auf sie hinunter. »Es war ganz reizend«, sagte ich aufrichtig. »Aber jetzt muß
ich gehen .«
Sie
starrte mich mit restloser Ungläubigkeit an, während sich ihr Mund leicht
öffnete. »Soll das ein Witz sein ?« keuchte sie.
»Es
steht alles im Handbuch über Vorschriften für den Sheriff«, sagte ich in
bedauerndem Ton. »Seite fünf, Paragraph vier, Abschnitt E. Ich zitiere:
>Kein Beamter darf sich während der Dienststunden auf intime Beziehungen zu
Verdächtigen oder Zeugen einlassen .< « Ich warf
einen Blick auf meine Uhr. »Es ist jetzt vier Uhr fünf, und vor sechs Uhr habe
ich nicht dienstfrei .«
»Sie —
Sie laufen jetzt einfach weg ?« Der zitronengelbe Pullover hob und
senkte sich mit erschreckender Schnelligkeit, was mir zu einer erreichbaren
Würdigung der konstruktiven Probleme der Büstenhalterfabrikanten verhalf.
»Aber
ich komme wieder, Tania, mein Püppchen«, versprach ich, während ich mich in
Richtung der Tür zurückzog. »Ich komme wieder .«
»Dann
klingeln Sie zweimal«, knurrte sie. »Dann weiß ich, daß Sie’s sind, und brauche
mir nicht die Mühe zu machen, die Tür zu öffnen .«
»Das
war den ganzen Nachmittag schon so«, sagte ich düster. »Kein Mädchen, das ich
treffe, will etwas von mir wissen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen,
weshalb. Meine Zähne sind in Ordnung, das neue Desodorans ist prima. Glauben Sie, die Mädchen finden mich widerwärtig, einfach weil ich’s
bin ?«
»Machen
Sie, daß Sie rauskommen, Sie Schelm«, sagte sie. »Mir wird schlecht, wenn ich
Sie sehe .«
FÜNFTES KAPITEL
W ährend ich von der Stadt zurückfuhr, begann die Sonne langsam im Westen
zu sinken. Die Empfindungen in meinem Magen glichen weitgehend denen Tanias und
so hielt ich unterwegs, um ein Steak-Sandwich zu mir zu nehmen. In Dr. Thorros Praxis antwortete niemand, als ich vom Restaurant
aus dort anrief, und so versuchte ich es mit seiner Privatnummer und mit mehr
Erfolg. Seine Stimme klang nicht sonderlich begeistert, als ich ihm mitteilte,
ich würde gerne noch einmal mit ihm sprechen, aber er versprach, auf mich zu
warten.
Das
Haus schien für einen Burschen wie Thorro genau das
richtige zu sein — es lag in einer der protzigen Vorstädte, wo die
Grundstückmakler Pine Citys ohne auch nur mit der
Wimper zu zucken eine weitere Null an den geforderten Preis hinten anhängen. Es
war ein großes, weitläufiges Haus mit einer kunstvollen und etwas unruhigen
Fassade — so als ob der Architekt im letzten Augenblick von der Sorge befallen
worden wäre, das Haus könnte vielleicht nicht so aussehen, als ob es wirklich
so viel Geld gekostet hätte, wie der Eigentümer dafür bezahlt hatte.
Wassersprenger
zischten sanft über den großen Rasen vor dem Haus, als ich den mit Steinfliesen
belegten Weg zum Eingang entlangging. Die an sämtlichen Fenstern
herabgelassenen Rouleaus verliehen dem Haus einen merkwürdig leblosen Eindruck,
der aber, wenn man es sich überlegte, eigentlich ganz sinnvoll war. Ich drückte
auf den Klingelknopf und hörte irgendwo drinnen ein zartes Glockengeläute. Kurz
darauf öffnete Thorro die Tür.
Vielleicht
waren die Furchen in dem asketischen Gesicht wirklich ein wenig tiefer als am
Morgen, vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein. Er sah mich einen
Augenblick lang an, als handelte es sich bei mir um eine unangenehme
Erinnerung, dann zuckte er die schmalen Schultern unter dem gutsitzenden blauen
Anzug. »Kommen Sie herein, Lieutenant«, sagte er ruhig. »Ich bin allein zu Haus .«
Ich
folgte ihm durch den dunklen Korridor und durch einen riesigen Wohnraum hinaus
auf eine rückwärtige Terrasse, deren eine Hälfte als Bar eingerichtet war. Auf
dem Bartisch stand ein eben frisch eingeschenktes
Glas Whisky, und Thorro wies auf eine eindrucksvolle
Batterie Flaschen, die auf den Regalen standen. »Darf ich Ihnen etwas anbieten,
Lieutenant ?«
»Danke«,
sagte ich. »Scotch auf Eis, ein bißchen Soda.«
Ich
setzte mich auf einen der Hocker vor der Bar, während er den Whisky eingoß . Nachdem das Glas vor mir stand, nahm Thorro sein eigenes in die Hand und blickte mich zugleich
unbeteiligt an.
»Sie
wollten mir noch einige Fragen stellen, Lieutenant ?«
»Ja.«
Ich nippte mit der einem Chivas Regal gebührenden Achtung an meinem Glas. »Kennen Sie einen Mann namens Corben — Frank Corben ?«
»Ich
habe von ihm gehört«, sagte er. »Warum?«
»Er
ist der Bursche, der ausgesprochen gut mit Ihrer Frau
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