Die Tigerin
mich so und so
nicht«, sagte ich ehrlich. »Wie steht es mit Corben ?
Beteiligt er sich an den Spielchen? Oder ist er zu sehr mit der Leitung des
Klubs beschäftigt ?«
»Er — mitspielen ?« Sie lachte wieder, diesmal mit echter Belustigung.
»Dieses Kriechtier! Der bezieht sein Vergnügen durch die Schlüssellöcher !«
»Wie steht’s mit Baker? Ist er
Mitglied — oder das Pendant zu Ihnen als Hostess ?«
»Er ist Mitglied«, sagte Betty
gleichmütig. »Er ist stinkend reich — muß man auch wohl sein, um diesem Klub
anzugehören — , und er weiß vermutlich mit seiner Zeit
nichts Besseres anzufangen. Es gibt ein halbes Dutzend Burschen wie er, die dazu
gehören .«
»Wie steht es mit den Frauen?
Tania Stroud ?«
Sie schauderte. »Tun Sie mir
einen Gefallen, Al, ja? Erwähnen Sie dieses Frauenzimmer nicht vor mir. Wenn
man ihr die geringste Chance ließe, würde sie meinen Job umsonst übernehmen — nur
um des Vergnügens willen .«
»War Martha Thorro Mitglied ?«
»Na sicher«, antwortete Betty
prompt. »Obwohl sie nicht ganz so wild begeistert war wie ihre liebe Freundin Mrs. Stroud .«
»Ist ihr Mann — Dr. Thorro -Mitglied ?« fragte ich.
»Nein«, sagte sie. »Zumindest
habe ich ihn nie im Klub gesehen — und das wäre der Fall gewesen, wenn er
Mitglied ist .«
» Wieviele Mitglieder gibt es insgesamt ?«
»So fünfzehn, sechzehn, glaube
ich. Ich kann Ihnen die Namen angeben, wenn Sie wollen .«
»Nein, im Augenblick nicht«,
sagte ich. »Vielen Dank, Betty. Sie sind mir eine große Hilfe gewesen .«
Sie sah eine Spur enttäuscht
drein. »Ist das alles? Wollen Sie nicht noch mehr hören? Dinge, die im Klub
passieren und die Sie nicht glauben würden? Da war diese Nacht, als Tania Stroud spät hinkam — nach Mitternacht — an jedem Arm einen
Burschen und noch einen, der ihr das Gepäck nachtrug! Und keiner von ihnen war
Mitglied des Klubs. Na, Sie können sich vorstellen, wie wütend Corben wurde! Er...«
Das Telefon klingelte
plötzlich, und Betty hielt inne, einen enttäuschten Ausdruck auf dem Gesicht.
Ich stand von der Couch auf und ging zum Apparat.
»Wheeler ?« bellte eine vertraute Stimme in mein Ohr.
»Ja, Sheriff ?« sagte ich resigniert.
»Dieses
>Ewige-Ruhe<-Etablissement — irgendein Kerl hat von dort aus angerufen — hat
sich wie ein Irrer aufgeführt! Ich habe nicht viel Sinnvolles aus ihm
herausgekriegt, aber es klang so, als ob es dort irgendwelche
Unannehmlichkeiten gäbe. Fahren Sie am besten mal dorthin und sehen Sie nach .«
»Jetzt bei Nacht ?« sagte ich nervös.
»Dieser Williams dort schreit
Zetermordio und leiert eine ganze Liste von Verbrechen herunter, die angeblich
begangen worden sind«, knurrte Lavers . »Sie fahren am
besten jetzt gleich hinaus. Haben Sie verstanden ?«
»Warum schicken Sie nicht Polnik ? — der hat Nerven wie Schiffstaue«, log ich
zungenfertig. »Friedhöfe bei Nacht entsprechen seinen Vorstellungen von
Sommerfrische .«
»Machen — Sie — daß — Sie — hinkommen !« sagte der Sheriff am Rand eines vulkanischen Ausbruchs. »Ich
warte im Büro auf Ihren Bericht .« Meine Ohren barsten
fast, als er auflegte.
Betty blickte mir ins Gesicht
und lächelte mitfühlend. »Scherereien, Al?«
»Die Pflicht ruft«, sagte ich
bedrückt. »Mein Motiv fängt allmählich an, zu einer quälenden Refrainmelodie zu werden: Geh nicht zum Friedhof, Daddy, steig nicht ins
Grab — und so ’n Quatsch .«
»Al — ?« Sie sah besorgt drein.
»Fühlen Sie sich wohl ?«
»Ich habe mich noch nie
schlechter gefühlt«, versicherte ich ihr. »Beim ersten unerklärlichen Laut
werde ich eine Ohnmacht bekommen. Vielen Dank für Ihren Besuch, Süße, er war
aufschlußreich, wenn nicht sogar ein Vergnügen. Sehe ich Sie wieder mal ?«
»Wie lange werden Sie weg
bleiben ?«
»Wer weiß ?« Ich zuckte hilflos die Schultern. »Eine Stunde — ein Leben lang. Die >Ewige
Ruhe< — kein Ort, wohin ich nach Einbruch der Dunkelheit lieber ginge.«
»Ich höre Sie, aber ich
begreife kein Wort«, sagte sie zweifelnd. »Vielleicht sind Sie doch krank ?«
»Bestimmt bin ich krank«, sagte
ich schwermütig. »Da, wo mein Magen war, ist nichts als ein gewaltiges nervöses
Etwas .«
»Vielleicht sollte ich warten,
bis Sie zurückkommen, um sicher zu sein, daß es Ihnen gut geht ?« schlug sie vor.
»Danke für die reizende Idee«,
sagte ich. »Aber meinen Erfahrungen nach bin ich möglicherweise die ganze Nacht
weg .«
»Das spielt keine Rolle — ich
habe
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