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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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diesem Baby hier !« Er schlug liebevoll mit der Hand gegen die Gitterstäbe des Pantherkäfigs.
Hinten im Käfig bewegte sich etwas, und zwei feuchte bernsteinfarbene Augen
glühten in der Dunkelheit.
    »Ich nenne ihn >Satan<«,
sagte Baker scherzhaft. »Das ist die niederträchtigste Raubkatze, die ich je
erlebt habe. Er haßt Menschen — ich glaube, er wittert Menschengeruch auf einen
Kilometer. Aber vielleicht liegt es auch daran, daß ich ihn die ganze Zeit
hungern lasse .«
    »Warum, Hal ?« fragte Tania und atmete schwer. »Warum fütterst du ihn nicht ?«
    »Ich füttere ihn schon«, sagte
er. »Gerade ausreichend, daß er nicht verhungert. Ich bereite ihn auf den
Endkampf vor. Ungefähr heute in einer Woche wird er in der richtigen Verfassung
sein. Das ist der Augenblick, in dem ich wieder hineingehe .« Seine Finger berührten den weiten Maschendraht zärtlich — in einer Bewegung,
die nahezu einer Liebkosung gleichkam. »Dann werde ich obsiegen .«
    Einige Sekunden lang, während
er darüber nachdachte, blickten seine Augen seltsam undurchsichtig ins Leere.
Dann zuckte er die mächtigen Schultern und grinste erneut. »Vermutlich sind Sie
nicht den ganzen Weg nach Cascada Canyon
herausgekommen — lediglich um die großen Katzen zu sehen, Lieutenant ?«
    »Ich bin gekommen, um mit Corben zu sprechen«, sagte ich. »Aber jetzt, nachdem ich
einmal da bin und Sie alle drei beisammen habe, würde ich eine Menge Zeit
sparen, wenn ich mit Ihnen allen rede .«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Baker
leichthin. »Warum gehen wir nicht zum Haus hinauf? Da haben wir’s viel
bequemer, ganz abgesehen davon, daß ich einen Schluck vertragen könnte .«
    »Von mir aus gerne«, pflichtete
ich bei.
    »Es ist zehn Minuten zu
fahren«, sagte er. »Wir nehmen Franks Wagen, und Sie können uns in Ihrem
folgen. Einverstanden, Lieutenant?«
    Das Haus war ein großer
weitläufiger und auf mehreren Ebenen in die Seite des Hügels gebauter und über
dem Zoo hegender Komplex. Wir saßen auf der gedeckten Veranda und bewunderten
die Aussicht, während Baker die Gläser verteilte. Die beunruhigenden Laute aus
den Käfigen unter uns drangen gemächlich zum Haus herauf und bildeten eine
beständig irritierende Geräuschkulisse für jede Unterhaltung.
    Tania und Frank Corben saßen mir gegenüber auf einer Couch, und Baker
setzte sich zu ihnen, nachdem er die Gläser eingegossen hatte. Polnik saß mit leicht glasigem Ausdruck auf seinem Gesicht
in einem Sessel neben mir, während er auf die üppigen Konturen Tanias blickte. Jedesmal , wenn er tief Luft holte, konnte ich förmlich
hören, wie sich seine Gedanken überschlugen.
    Baker nahm einen langen Schluck
aus seinem großen Glas und brummte dann anerkennend. »Da fühlt man sich gleich
besser. Nun, wie steht es mit Ihren Fragen, Lieutenant ?«
    »Sofort«, sagte ich. »Bernice Kains wurde vorgestern irgendwann zwischen zehn Uhr abends
und Mitternacht ermordet. Ich würde mich gern über Ihre Alibis informieren.
Beginnen wir gleich mit Ihnen, Corben .«
    Der grinsende Totenschädel
schürzte altjüngferlich seine Lippen und hob dann die buschigen Augenbrauen in
offensichtlicher Überraschung. »Mit mir?« Er gluckste einige Sekunden lang
nervös. »Sie wollen also von mir ein Alibi haben, Lieutenant ?«
    »Ja, von Ihnen«, sagte ich mit
größtmöglicher Zurückhaltung.
    »Das scheint mir nicht nötig zu
sein, nachdem ich das Mädchen überhaupt nicht gekannt habe«, sagte er kalt.
»Aber wenn Sie darauf bestehen — ich war den ganzen Abend zu Hause .«
    »Im Klub?«
    »Im Retiro — das ist der Name meines
Hauses«, sagte er scharf. »Ich war dort von sechs Uhr abends bis zum
darauffolgenden Morgen .«
    »Kann das irgend
jemand bezeugen ?«
    »Betty, das Mädchen«, fauchte
er. »Es ist einfach lächerlich .«
    »Wie steht es mit Ihnen, Tania ?« sagte ich und blickte das rothaarige Mädchen an.
    Sie holte betont entrüstet
Luft, und ich hätte schwören können, daß ich Polnik leise stöhnen hörte.
    »Haben Sie den Verstand
verloren ?« keuchte sie. »Was für einen Grund sollte
ich... ?«
    »Ich möchte ausschließlich Ihr
Alibi hören, Süße«, sagte ich verdrossen. »Sparen Sie sich die Geschichte Ihres
Lebens für die Zeitschrift Wahre
Bekenntnisse auf .«
    »Ich war zu Hause — in meiner
Wohnung«, sagte sie kühl.
    »Allein?«
    »Nun — « Sie zögerte einen
Augenblick. »Nein, da war noch jemand .«
    »Hat er zufällig auch einen
Namen ?«
    Ihre vollen Wangen röteten

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