Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
knallen, und der Tiger antwortete mit einem tiefen,
grollenden furchtsamen Murren.
    »Hal«, rief Tania Stroud mit kehliger Stimme,
»warum pulverst du ihn nicht ein bißchen auf ?«
    Er starrte sie ein paar
Sekunden lang an, dann breitete sich langsam ein bösartiges Grinsen auf seinem
Gesicht aus. »Du meinst — so wie das ?« fragte er
leise.
    Im nächsten Augenblick
beschrieb die Peitschenschnur wieder einen Bogen durch die Luft und fuhr mit
wilder Gewalt über den Rücken des Tigers, sich dabei eng um die riesige
Raubkatze wickelnd, so daß sich die Stahlspitze grausam in seinen weichen Bauch
bohrte. Ein wahnsinniges aus Schmerz und Furcht gemischtes Gebrüll folgte. Dann
riß Baker die Peitsche mit einem Ruck los, so daß sie mit einem bösartig
singenden Laut in die Luft schoß und anschließend wieder auf den zitternden
gestreiften Leib niederfuhr.
    »Gut so, Hal !« schrie Tania plötzlich, und ihre Augen glänzten fieberhaft. » Gib’s ihm richtig, Junge !«
    Fünf-, sechsmal oder auch mehr
flog die Peitschenschnur durch die Luft; dann trat Baker aus dem Käfig, das
Gesicht von winzigen Schweißperlen glitzernd, ein befriedigtes Grinsen um den
Mund.
    »Du bist ein richtiges
Mannsbild, Hal !« Tania umschlang seinen Hals mit
beiden Armen und küßte ihn geräuschvoll und voller Überschwang. »Du hast dieser
großen Katze vielleicht beigebracht, wer hier der Boß ist !«
    »Das war wirklich ein
Erlebnis«, sagte Corben und gab das tief aus seiner
Kehle dringende Glucksen von sich. »So was habe ich noch nie gesehen. Einfach
faszinierend.«
    Am anderen Ende des Käfigs lag
ein zitternder gestreifter Körper auf der Seite, und das dunkle Blut bildete
kleine hellglitzernde Pfützen auf dem staubigen Beton.
    Baker hob die Augen und sah
mich zum erstenmal . Ein Blick des Wiedererkennens
tauchte in seinen wachsamen dunklen Augen auf, und er lächelte höflich.
    »Lieutenant Wheeler, nicht
wahr? Wie hat Ihnen das Schauspiel gefallen ?«
    »Ganz wie Corben gerade gesagt hat — faszinierend«, antwortete ich. »Es ist das erstemal , daß ich in einem Käfig in einem Zoo zwei wilde
Tiere habe miteinander kämpfen sehen .«

ACHTES KAPITEL
     
    D as kalte, verachtungsvolle
Schweigen dauerte an, bis wir an dem Käfig vorüberkamen, in dem der schwarze
Panther eingesperrt war. Dort blieb Baker plötzlich stehen und starrte mich
düster an.
    »Wenn Sie mich nicht verstehen,
Lieutenant«, sagte er forsch, »vergeude ich wahrscheinlich nur meine Zeit, wenn
ich versuche, es Ihnen zu erklären .«
    »Versuchen Sie’s immerhin«,
schlug ich vor. »Vielleicht täusche ich mich und es handelt sich doch nicht
einfach um Sadismus. Vielleicht regt eine solche Auspeitscherei ,
wie Sie sie gerade diesem Tiger zukommen ließen, die Blutzirkulation an, oder
so was Ähnliches ?«
    Er holte tief Luft und redete
dann betont langsam und bedächtig weiter. »Es kommt nur darauf an, was für eine
Einstellung Sie dem Leben gegenüber haben, Lieutenant. Die meisten Leute wollen
sich das Leben so lange wie möglich erhalten — also nehmen sie kein
vermeidbares Risiko auf sich. Aber dann gibt es auch noch Leute, die das Leben
in jedem Fall für ein Spiel halten und die glauben, daß es verdammt langweilig
ist, wenn man nicht hier und dort ein paar Risiken auf sich nimmt.«
    »So wie die Leute, die Rennwagen
fahren, gegen Stiere kämpfen und auf Großwildjagd in Afrika gehen ?« fragte ich.
    »Ja«, sagte er und nickte
ernsthaft. »Was mich betrifft, so dreht es sich darum, etwas Großem und
wirklich Gefährlichem im Nahkampf gegenüberzustehen — wie dieser großen Raubkatze
eben zum Beispiel .«
    »Vielleicht könnte ich etwas
mehr Sympathie für Ihren Standpunkt aufbringen, wenn das Tier eine Chance
gehabt hätte, die Rechnung auszugleichen — wenigstens einmal«, sagte ich kalt.
»Hin und wieder wird ein Matador aufgespießt, und hin und wieder wird der
gewaltige Großwildjäger gefressen — ich würde sagen, die nehmen ein Risiko auf sich !«
    Er grinste wieder, rollte
seinen Hemdsärmel auf und entblößte den einen Oberarm mit einer tiefen
gezackten Narbe, die von seiner Schulter bis zum Ellbogen hinunterlief. »Wie
das zum Beispiel ?« fragte er höflich.
    »Ja«, mußte ich zögernd
zugeben, »wie das zum Beispiel .«
    »Die stammt wohl von dem Tiger,
ja ?« fragte Polnik mit
plötzlichem Interesse.
    »Ach, der würde nicht mal in
eine Cremeschnitte beißen !« sagte Baker verächtlich.
»Nein, Sir. Das war ein Andenken von

Weitere Kostenlose Bücher