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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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der ersten Frau, die ich hier im Lager zu Gesicht bekomme. Abbie verbeugt sich vor Dschingis und sagt: »B ayarlaa.«
    Dann wendet sie sich an mich. »K omm mit, dann stelle ich dich Temudschin vor.«
    Abbie nickt den beiden Kriegern zu, die vor der Öffnung des großen Zelts stehen, dann ducken wir uns und treten ein. Gemessen an den Wüstenbedingungen des zwölften Jahrhunderts, handelt es sich mindestens um eine Vier-Sterne-Unterkunft. Ein leuchtend blauer, mit stilisierten Blumen und Kreuzen bestickter Teppich bedeckt den Boden. Wandteppiche zeigen Krieger im Zweikampf. In einer Vertiefung am hinteren Ende des Zelts lodert ein Feuer. In der Mitte hocken drei Personen im Schneidersitz, ihre langen Schatten reichen bis zu mir und Abbie.
    Ich werfe meinen Gastgebern einen verstohlenen Blick zu. Sie alle sind gekleidet wie Dschingis, mit schweren Mänteln und einem Brustschutz aus engmaschigen Eisenringen. Ihre Gesichter sind braun und von der Sonne gegerbt. Der Mann zur Rechten hat ein von tiefen Falten durchzogenes Gesicht sowie einen schütteren weißen Bart. Ich schätze ihn auf siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Zur Linken sitzt ein Mann, der in den Vierzigern sein muss. Doch vor allem fällt mir der Junge in der Mitte auf. Er kann kaum älter sein als ich. Dennoch wird mir schnell klar, dass er hier der Anführer ist. Wenn die anderen ihn ansehen, erkenne ich den Respekt in ihren Augen.
    Abbie macht eine kleine Verbeugung und sagt lächelnd: »S ain baina uu.«
    Der junge Häuptling erwidert ihr Lächeln und schnippt mit den Fingern. Der Mann zu seiner Linken nickt und verlässt das Zelt.
    »S ain baina uu«, sagt der Häuptling zu mir.
    »T emudschin begrüßt dich und erkundigt sich nach deinem Wohlergehen, Cale«, sagt Abbie. »S ag einfach sain. Das bedeutet, dass es dir gut geht. Aber zuerst musst du dich verbeugen.«
    Ich mache eine ungelenke Verbeugung. »S ain«, antworte ich.
    Temudschin blickt mich unverwandt an und sagt: »N aash oirt.«
    » W as hat er gerade gesagt?«
    »E r sagt, du sollst näher kommen.«
    Ich schlurfe ihm ein Stück entgegen. Mir steckt der kleine Ritt immer noch in den Knochen, doch ich schiebe die Brust nach vorn und stehe so gerade, wie ich nur kann.
    Temudschin sieht mich prüfend an und sagt: »C hi tom hamartai yum.«
    »B i bas tegzh bodozh baina«, antwortet Abbie.
    »W as hat er gesagt?«, frage ich.
    »D ass du eine große Nase hast«, sagt sie.
    »U nd was hast du gesagt?«
    »I ch habe ihm recht gegeben. Aber keine Sorge, ich finde deine Nase sehr süß.«
    Temudschin steht auf und geht, die Hände auf dem Rücken, zweimal langsam um mich herum. Dann bleibt er stehen, sieht zu Abbie hinüber und sagt: »C hi burhan shig haragdahgui baina.«
    »W as sagt er?«
    »D ass du gar nicht wie ein Gott aussiehst«, antwortet sie.
    »W as soll das heißen?«, frage ich.
    »N a ja, ich musste dich ein bisschen interessant machen«, antwortet sie. »D amit er einen seiner Männer schickt, um dich zu holen.«
    »A lso hast du ihm erzählt, ich sei ein Gott?«, frage ich mit hochgezogenen Brauen.
    »N icht direkt. Ich hab ihm nur gesagt, dass wir beide gleich sind. Und er ist davon überzeugt, dass ich eine Göttin bin, weil ein paar seiner Männer, die meine Ankunft beobachtet haben, sagten, ich sei direkt aus den Wolken gekommen. Meine weiße Haut und mein kastanienbraunes Haar haben wahrscheinlich den Rest besorgt.«
    Der Zelteingang öffnet sich, und der Mann von vorhin kommt zurück, flankiert von zwei Frauen in knöchellangen wallenden Gewändern. Eine von ihnen gibt mir eine Holzschüssel, die bis zum Rand mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Die andere reicht mir ein zusammengefaltetes Gewand. Ich blicke zu Abbie hinüber.
    »N ur zu, Cale, trink aus«, ermuntert mich Abbie. »S ie nennen es Tarag. Und wenn es dir peinlich ist, hier die Kleider zu wechseln, kannst du damit noch warten.«
    Ich hebe die Schale an meinen Mund und trinke einen kleinen Schluck. Igittigitt! Schmeckt wie saurer Joghurt. Doch immerhin ist es was Essbares und das kann ich mir nicht entgehen lassen. Binnen zehn Sekunden habe ich zum Wohlgefallen meiner Gastgeber die ganze Schüssel geleert und werde umgehend mit einer zweiten belohnt.
    »V ielleicht lässt du dir mit der ein bisschen mehr Zeit«, schlägt Abbie vor.
    Ich nicke allen lächelnd zu und hoffe, dass sie bald aufhören, mich anzuglotzen.
    Plötzlich springt der alte Kerl, der neben Temudschin sitzt, auf, geht vor Abbie in die Knie

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