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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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Beine von der Bank und setze mich auf. Mein Rücken schmerzt und ich reibe meinen steifen Nacken.
    »H ier, das habe ich in einem Kleiderschrank gefunden. Erinnerst du dich daran?«
    Sie gibt mir ein lehmbraunes, einreihiges Jackett mit Plisseefalten, ein gestärktes Hemd sowie eine dunkelgrüne Hose – mein Outfit für unsere Operation Tortenboden . Das sind wahrscheinlich die hässlichsten und unbequemsten Klamotten, die ich je auf einer Mission getragen habe. Ich bin nicht scharf drauf, sie erneut anzuziehen, doch Abbie hat mal wieder einen Schritt weiter gedacht als ich. Da ich zu der Zeit und dem Ort zurückkehre, an dem ich Ben sein Geburtstagsgeschenk überreicht habe, erwarten er und seine Eltern natürlich, dass ich immer noch dieselben Kleider trage.
    Sie wendet sich ab, damit meine Privatsphäre gewahrt bleibt.
    Ich ziehe den nach Ziegen stinkenden Kaftan aus, werfe ihn in den Mülleimer neben der Bank und quetsche mich in meine Operation-Tortenboden-Garderobe.
    »F ertig«, sage ich.
    Sie dreht sich um und wirft mir eine Banane zu. Ich entferne die Schale und schlinge sie hinunter.
    »D er schmutzige Job ist erledigt«, sagt sie.
    »W elcher schmutzige Job?«
    »M ario.«
    Ich schlucke rasch ein weiteres Stück Banane hinunter. »U nd wie war’s?«
    »N a ja, willst du zuerst die guten oder die schlechten Nachrichten hören?«
    »E rst die guten.«
    »E r hat mir abgekauft, dass ich meine Meinung geändert habe und jetzt seine Assistentin werden will.«
    Warum überrascht mich das nicht? Mario hat ein viel zu großes Ego, als dass er sich vorstellen könnte, jemand könnte auf Dauer seinem Charme widerstehen.
    »U nd die schlechten?«
    »E r hat seinen Orangensaft nicht ausgetrunken.«
    »D u meinst den Orangensaft mit der Gedächtnisverlustpille?«, frage ich. »W ie viel hat er getrunken?«
    »E twa ein halbes Glas. Vielleicht war er einfach nicht durstig. Oder die Pille hat den Geschmack irgendwie verändert. Ich wollte ihn dazu bringen, dass er austrinkt, doch schließlich habe ich ihn in Ruhe gelassen, damit er nicht misstrauisch wird.«
    Ich nicke. Abbie hatte getan, was sie konnte. Ein halbes Glas. Wenn man davon ausgeht, dass sich der Inhalt der Pille gleichmäßig aufgelöst hat, bedeutet das, dass er nur etwa ein Achtel geschluckt hat. Ist ja immerhin etwas. Aber ob es ausreicht?
    »W as machen wir jetzt?«, fragt sie.
    »W ir machen einen Zeitsprung zum 8. Juli 1967, 20:35 Uhr. Ben und seine Familie stehen gerade in La Ronde vor dem Fahrgeschäft namens Gyrotron. Ich leiste ihnen Gesellschaft, und gemeinsam gehen wir zu der Wasserbahn, die La Pitoune heißt. Du bist dorthin schon vorausgegangen und hältst nach Mario Ausschau. Wenn du ihn siehst, gibst du mir per Gedankenübertragung sofort Bescheid. Wenn es uns gelingt, Ben bis zum nächsten Morgen zu bewachen, wird er mit seiner Familie nach Boston zurückkehren, wo weder Mario noch Onkel ihn aufspüren können, weil seine Daten gelöscht wurden.«
    »R oger«, sagt sie.
    »W elcher Roger?«, frage ich.
    »S ehr komisch. Na dann los.«
    »W as mache ich jetzt mit dem Bettzeug?«, frage ich und blicke auf mein ungemachtes Lager.
    »L ass es einfach liegen. Ich bin sicher, dass irgendjemand es gut gebrauchen kann. Und wenn nicht, dann wartet es hier auf dich, wenn du später zurückkommst.«
    Ich hoffe, das war nur ein Scherz. Noch eine Nacht auf dieser Bank hält mein Rücken nicht aus.
    »O kay, los geht’s« sagt Abbie, die zugleich nach ihrem und meinem Handgelenk greift.
    Unmittelbar vor unserem Zeitsprung nehme ich hinter der Mauer, die das Kloster umgibt, eine Bewegung wahr. Einer der Mönche steht gesenkten Kopfes da und spricht sein Morgengebet.
    Normalerweise bin ich nicht abergläubisch, doch in diesem Moment hoffe ich innig, der Mönche möge ein gutes Omen sein, ein Zeichen, dass Abbie und ich in der Lage sein werden, Ben zu retten und sicher nach Hause zu bringen.

8. Juli 1967, 20:35 Uhr
    Expo ’67
    La Ronde, Montreal
    W ir landen in einer leeren Postkutsche, direkt neben der käfigartigen Märchenkutsche, in der ich letztes Mal gelandet bin.
    Abbie und ich überwinden die Zeitstarre etwa zur selben Zeit, doch müssen wir noch dreißig Sekunden warten, bis das Karussell anhält. Sie springt zuerst ab, winkt mir kurz zu und eilt La Pitoune entgegen. Ich folge ihr mit den Augen, bis sie von der Menge verschluckt wird.
    Ich gehe zum Gyrotron hinüber. Etwa fünfzehn Meter vom Eingang entfernt halte ich an und betrachte

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