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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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Gesichter und Hände sind bedeckt.
    Jemand sagt etwas, worauf sich meine Ehrenwache teilt wie das Rote Meer und mir einen freien Blick auf die Arbeiter ermöglicht. Und ihnen auf mich. Dann fallen plötzlich alle Arbeiter, als folgten sie einem geheimen Kommando, auf die Knie und verbeugen sich in meine Richtung.
    Erneut geht der Schwindel wie eine Welle über mich hinweg, diesmal noch heftiger als zuvor. Nur mit größter Willensanstrengung kann ich mich auf den Beinen halten.
    Ich nehme mich zusammen und frage den Alten: »W as tun die Männer da?«
    »D ie Arbeiter glauben, du seist T’un«, antwortet er.
    »W er?«
    »T ’un«, wiederholt er.
    Da er offenbar meinen fragenden Gesichtsausdruck sieht, fügt er hinzu: »T ’un ist der Gott der Töpfer. Er war ein normaler Mensch, ehe er ein Gott wurde. Es heißt, als junger Mann habe er sich einmal in einen glühenden Brennofen gestürzt, um ein paar Arbeiter zu retten.«
    »H at er sie alle befreit?«, frage ich.
    Der alte Mann lächelt. »D ie Männer waren gar nicht im Brennofen, nur die Drachenfischgefäße, die sie herstellten. Doch bis T’un erschien, sind die Gefäße im Ofen jedes Mal völlig verbrannt. Und immer, wenn das geschah, hat der Eunuch, der die Arbeiter damals beaufsichtigte, ihnen zahlreiche Stockhiebe verabreicht. Als T’un von der Not der Arbeiter erfuhr, sprang er einfach in den Brennofen hinein, als sie das nächste Mal versuchten, die Gefäße zu brennen.«
    »U nd was ist dann passiert?«, frage ich.
    »D ie Drachenfischgefäße kamen perfekt gebrannt aus dem Ofen heraus. T’un jedoch war verschwunden. Von diesem Tag an haben die Arbeiter T’un als Gott der Töpfer verehrt und an dem Ort des Wunders einen Tempel errichtet.«
    Was für eine hübsche Geschichte. Nur schade, dass sich die Arbeiter in der Person irren. Ich bin drauf und dran, ihnen reinen Wein einzuschenken, als mir eine Idee kommt. Die Geschichte gibt mir zu denken. Vielleicht könnte ich wirklich T’un sein, jedenfalls für kurze Zeit …
    »S ag ihnen, sie sollen aufstehen und wieder an die Arbeit gehen«, bitte ich den alten Mann.
    Er richtet sein Wort an die Arbeiter, woraufhin sie sich langsam aufrichten.
    »K önntest du mir jetzt zeigen, wer Wu Yingxing ist? Ich würde gern mit ihm reden.« Ich spreche die Worte undeutlich aus. Das muss am Zeitnebel liegen.
    Der alte Mann wendet sich an einen der Arbeiter, der davoneilt. Kurz darauf kehrt er in Begleitung eines schmächtigen Mannes zurück, der besser gekleidet ist als die meisten anderen.
    Als er mich sieht, lässt er sich auf die Knie fallen und macht eine tiefe Verbeugung.
    »I st er es?«, frage ich den Alten.
    Der nickt.
    Als Zeichen, dass er aufstehen soll, strecke ich Wu meine Hand entgegen.
    »I ch bin ein Bewunderer deiner Arbeit«, sage ich, »u nd fühle mich sehr geehrt, dich kennenzulernen.«
    »V erglichen mit Euren himmlischen Werken, oh Herr, sind meine Arbeiten so ungeschickt wie die eines Kindes«, erwidert Wu.
    Was für ein Schmeichler. Ich würde ja gern weitere Komplimente mit ihm austauschen, aber ich muss mich beeilen. Der Zeitnebel macht mir immer mehr zu schaffen.
    Also komme ich gleich zur Sache und sage: »U nter deinen Arbeiten gibt es eine, die ich mehr bewundere als alle anderen.«
    »D as ist zu viel der Ehre«, entgegnet er. »J ede meiner Arbeiten, die Euch wohlgefällig ist, will ich dem Großen T’un als sein demütiger Diener verehren.«
    Ein solches Angebot kann ich nicht ausschlagen.
    Doch als ich gerade den Mund öffne, um meine Bitte zu äußern, fährt er fort. »M it Ausnahme eines Stückes, das ich bereits dem Kaiser versprochen habe.«
    Verdammt. Muss es denn ständig Probleme geben?
    »H andelt es sich bei diesem Stück vielleicht um eine Vase, auf der ein Drache und ein Phoenix zu sehen sind und die neben dem Zeichen des Königshauses auch das des Hauses Konfuzius trägt?«, frage ich.
    »D er Große T’un sieht alles«, sagt Wu.
    »N icht alles, nur manches«, entgegne ich. »B evor ich diesen Ort verlasse, verlangt es den Großen T’un, einen Blick auf das außerordentliche Werk zu werfen, das du dem Kaiser versprochen hast.« Wow, ich rede immer mehr wie eine Gottheit.
    »S elbstverständlich, oh Meister aller Kunsthandwerker«, erwidert Wu.
    Er macht einen kleinen Diener, dreht sich halb herum und ruft in Richtung des Brennofens: »S hen, ist das Geschenk für den Kaiser schon gebrannt worden?«
    Einer der vermummten Männer antwortet: »E s ist im Ofen, aber

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