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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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ist schier unerträglich.
    »S chierling«, stoße ich keuchend aus.
    »E xzellent!«, ruft Nassim und lässt mich los. Er schnippt mit den Fingern, worauf der Raum von hellem Licht geflutet wird und eine kleine Steinbrücke offenbart, die sich über ein Bodengemälde in Gestalt eines jadegrünen Teichs erstreckt. Auf einem Podest neben der Tür steht die Nachbildung eines mongolischen Kriegers in voller Kampfmontur. In der Hand hält er einen geschwungenen Säbel.
    Onkels Einfluss bei der Renovierung ist unverkennbar.
    Und über allem schwebt eine neonrote Holografie mit Onkels Leitspruch der Woche: »V erweile nicht in der Vergangenheit. Plündere sie.«
    Ich reibe meinen schmerzenden Arm, als Nassim herumwirbelt und Abbie auf der kleinen Steinbrücke gegenübersteht.
    Abbie beginnt mit einem tadellos ausgeführten Sidekick. Nassim wehrt ihn ab und kontert mit einem präzisen Ellbogenschlag, den Abbie gerade noch rechtzeitig parieren kann.
    »G oliath war ein … neun Buchstaben!«, ruft Nassim.
    »P hilister«, schreit sie wie aus der Pistole geschossen und deckt Nassim mit einer schnellen Folge von Schlägen ein, denen er nur mit Mühe gewachsen ist.
    Eine Zeit lang tänzeln sie anmutig umeinander und tauschen verschiedene Tritte und Schläge aus, allerdings ohne dass einer wirkliche Treffer landen kann.
    »G enug!«, sagt Nassim schließlich und streckt ihr seine Handflächen entgegen. »A lso, was habt ihr heute für mich?«
    Erst jetzt sieht Abbie mich an. Ihr Blick sendet mir eine klare Botschaft. Ich soll anfangen zu reden.
    »H ier ist sie, Nassim«, sage ich und greife in meine Tasche. »D ie Vase des Xuande.«
    Ich spüre immer noch Abbies Blick auf mir, als ich die Vase herausziehe. Aber ich sehe sie nicht an.
    Nassim kneift die Augen zusammen und sagt: »B ist du sicher, dass dies das Original ist?«
    »W arum fragst du? Natürlich bin ich sicher.« Doch steht mir augenblicklich der Schweiß auf der Stirn.
    »I ch frage«, sagt er, »w eil das bereits die zweite Xuande-Vase ist, die heute abgeliefert wurde. Mario hat vorhin schon eine gebracht.«
    »W arum scannst du sie nicht einfach?«, fragt Abbie. »D ann weißt du sofort Bescheid.«
    Nassim wirft uns einen langen Blick zu, ehe er sagt: »I ch habe in dieser Sache besondere Anweisungen. Sollte es nur den geringsten Zweifel geben, dann will Onkel die notwendigen Tests eigenhändig durchführen.«
    Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, aber das ist schwierig. Was ist, wenn ich doch nicht das Original mitgebracht habe? Wenn ich mein eigenes Duplikat gestohlen habe oder es Mario irgendwie gelungen ist, mir ein Schnippchen zu schlagen? Unmöglich. Dies muss das Original sein. Aber habe ich es gescannt? Mein Mund trocknet aus. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich es schrecklich eilig hatte, dort wegzukommen … vielleicht habe ich wirklich den Scan vergessen. Aber das sollte eigentlich keine Rolle spielen. Ich habe die Vase doch in dem Moment gestohlen, als sie gerade fertig gebrannt war und die Türen des Ofens geöffnet wurden. Mario kann mir unmöglich zuvorgekommen sein. Nicht dieses Mal.
    »O kay«, entgegne ich. »D ann wird Onkel sehen, dass ich recht habe.«
    Ich stoße die Luft aus, drehe mich um und will den Raum wieder verlassen, doch Nassim sagt: »I ch habe noch ein paar Fragen an euch.«
    Panik durchzuckt mich. Ich muss einen kühlen Kopf bewahren. Er tut nur seinen Job, das ist alles. Er will mir nichts Böses.
    An Abbie gewandt, fragt er: »W ie ist der Catch abgelaufen? Irgendwelche Komplikationen?«
    »N assim, ich habe …«, beginne ich.
    »I ch habe nicht dich gefragt, Caleb«, schneidet mir Nassim das Wort ab. »B itte lass Abbie antworten.«
    »E s gab eine Komplikation«, antwortet sie.
    »W elche?«
    Ich halte die Luft an. Tausend Gedanken jagen in meinem Kopf hin und her. Was passiert, wenn sie Nassim erzählt, ich hätte, statt mich auf den Catch zu konzentrieren, meine Zeit mit Ben und seiner Familie verbracht? Oder wenn sie den Verdacht äußert, dass ich meine Reisen in die Vergangenheit manipuliert habe, und Nassim rät, meine Zeitpläne mal sorgsam zu kontrollieren. Jeder dieser Hinweise würde Nassim veranlassen, sofort Onkels Büro aufzusuchen. Und was dann passiert … darüber will ich lieber nicht nachdenken.
    Abbie dreht sich zu mir um. Ich begegne ihrem Blick und bin darauf bedacht, keine Gefühle zu zeigen.
    »T ja …«, beginnt sie. Ich halte erneut die Luft an. »D ie Expo ’67 war so

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