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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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WILLKOMMEN ZUR ERÖFFNUNG . Zwölf Tische mit weißen Spitzendecken sind zu einem Halbkreis um ein provisorisches Podium angeordnet.
    Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss ständig daran denken, was sie wohl tun, sollte es anfangen zu regnen. Vermutlich verlegen sie die Party nach drinnen, aber wo sollen die Leute dann sitzen, da sämtliches Mobiliar offenbar nach draußen geschafft wurde.
    Ein kleiner Junge lässt sich auf das Gras fallen und krabbelt über die halbe Rasenfläche, bis seine Mutter herbeigelaufen kommt und ihn auf den Arm nimmt. Vier Männer in weißen Anzügen schmettern ein Lied über das hübscheste Mädchen in Abilene, wo auch immer das ist.
    Ohne mich eines einzigen Blickes zu würdigen, spaziert Abbie zu einem der Tische nahe der Bühne und nimmt Platz. Okay, wenn sie mich so behandelt, dann kann ich nur froh sein, dass ich sie los bin. Der Tisch, an den ich mich setze, ist so weit von ihrem entfernt wie möglich.
    Der Gesang verstummt. Eine Frau in einem langen elfenbeinfarbenen Kleid betritt das Podium. Sie hebt ihre blassen Hände und legte sie aneinander, als wolle sie beten. Ein leichter Wind kommt auf und führt den Geruch von frisch geschnittenem Gras mit sich.
    »L adys und Gentlemen«, beginnt sie. »F ür unsere geliebte Stadt Bridgeport ist heute ein großer Tag.« Sie blickt zum Himmel empor, an dem sich Gewitterwolken zusammenballen, ehe sie wieder die Gäste ins Auge fasst.
    Die meisten Tische sind voll besetzt. Es ist eine bunt gemischte Gruppe – ein paar ältere Männer und Frauen, einige Familien mit kleinen Kindern, Jugendliche und ein paar junge Leute, die aussehen wie Studenten. Eine allgemeine Unruhe macht sich breit. Ich vermute, dass sie alle das Frühstück ausgelassen haben, und hoffe, dass die Rede nicht allzu lang wird. Mein Fingernagel verrät mir, dass Abbie und ich noch elf Minuten Zeit haben, um den Catch auszuführen, und diesmal hat uns Onkel keine Zusatzzeit gewährt. Außerdem kommt es mir vor, als hätte ich Pudding in den Beinen, abgesehen von meinen heftigen Kopfschmerzen.
    »H eute findet die feierliche Eröffnung von Frisbies Backwaren statt«, fährt sie fort.
    Applaus brandet auf. Nur zwei Jungen an meinem Tisch, die braune Hosen und steife weiße Hemden tragen, tuscheln weiter miteinander. Sie dürften ungefähr so alt sein wie ich, vielleicht ein wenig älter. Hin und wieder schaut der kräftigere der beiden zu mir herüber und kichert.
    Ich bin sicher, dass sie über mich reden. Ich werfe ihnen einen verstohlenen Blick zu. Der Größere erinnert mich an Mario. Die gleichen dunklen öligen Haare. Das gleiche selbstgefällige Grinsen.
    »U nd zu Ehren dieses besonderen Anlasses«, fährt sie fort, »h at der Inhaber dieses ehrwürdigen Unternehmens, Mr William Russel Frisbie, eine ganz besondere Leckerei für uns zubereitet: einen Brombeerkuchen, den er heute Morgen gebacken hat. Mr Frisbie, bitte verbeugen Sie sich.«
    Wie auf Kommando wenden sich alle Köpfe einem bärtigen Mann mit buschigen Augenbrauen zu, der eine weiße Schürze sowie eine Bäckermütze trägt und links von der Bühne steht. Er winkt in die Menge, während das Gesangsquartett ein Loblied auf ihn anstimmt.
    Der Himmel wird zusehends dunkler. Wenn sie nicht einen Zahn zulegen, werden wir alle matschigen Brombeerkuchen im Regen essen.
    Der kräftige Junge starrt mich an. Ich ignoriere ihn so gut ich kann.
    Eine ganze Horde von Serviererinnen erscheint wie aus dem Nichts und trägt mit Kuchen beladene Tabletts heran. Sobald sie alles auf die Tische gestellt haben, machen sich die hungrigen Gäste darüber her.
    Ich zerteile mein Stück. Es ist angenehm warm und schmeckt göttlich. Wenn ich doch nur ein Glas Milch dazu hätte.
    »N a, wie schmeckt’s, du Pisser?«, flüstert eine Stimme neben mir und schreckt mich auf.
    Ich spüre einen Adrenalinschub, als mir der kräftige Junge seinen Arm um die Schultern legt und sich nah an mich heranlehnt. So nah, dass ich seinen Brombeeratem riechen kann. Mein Körper spannt sich an.
    Ich höre Abbies Stimme in meinem Kopf: Achte nicht auf ihn, Caleb. Konzentrier dich ganz auf die Mission, okay?
    Ihre Worte sind wie immer logisch und begründet. Konzentrier dich auf die Mission. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Mein neuer Lieblingssatz: Ich bin nicht deine Freundin. Vielen Dank, Abbie, für diese weisen Sentenzen.
    »L ass uns gehen«, sage ich.
    »W arum denn? Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt«, entgegnet der

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