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Die Time Catcher

Die Time Catcher

Titel: Die Time Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Ungar
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Etwa fünfzehn Meter entfernt kann ich eine Reihe von Häusern ausmachen. Davor ein paar Bäume. Ich höre das Wiehern von Pferden.
    Als ich die Tür ein wenig weiter aufschiebe, sehe ich, dass das nächste Haus ein flaches Dach hat. Mein Puls beginnt zu rasen. Ist es dasselbe Dach, auf dem ich bei meiner ersten Ankunft gelandet bin? Tatsächlich, denn jetzt erkenne ich auch den Wasserspeier.
    Abbie! Ob sie immer noch auf mich wartet? Wie lange ist das her? Fünf Minuten? Zehn? Oder noch länger? Falls meine Programmierung stimmt, dann dürfte ich durch meine Rückkehr ins Jahr 1967 nur wenige Minuten verloren haben.
    Ich laufe einen Trampelpfad entlang, der um das Gebäude herumführt, bis ich Normans Kolonialwarenladen erreiche. Gott sei Dank ist die Hintertür nicht abgeschlossen. Als ich eintrete, klingelt eine Glocke, und süßlicher Pfeifengeruch treibt mir entgegen. Im Zwielicht kann ich Regale erkennen, auf denen Flaschen in allen Farben dicht an dicht stehen. Norman kehrt mir den Rücken zu und arrangiert irgendwas im Schaufenster. Er ist nicht allein. Ein Junge steht neben ihm, der ein viel zu enges Jackett trägt.
    Ich hätte es wissen müssen. Dieser Junge bin ich. Besser gesagt, war ich vor ein paar Minuten des Jahres 1871.
    Ich lächle mein vergangenes Ich an, aber der Junge scheint davon nicht begeistert zu sein. Er schaut mich missbilligend an, als hätte ich gerade Ketchup auf seine Frühstücksflocken geschüttet. Dann, bevor ich seinen strengen Blick erwidern kann, ist er verschwunden.
    Als Norman sich umdreht, sagt er zu mir: »K ein Grund, die Hintertür zu benutzen, Junge. Es sei denn, du willst noch mal aufs Klo gehen.«
    »A lles klar«, sage ich, als ich an ihm vorbeigehe. »S chönen Tag noch.«
    »E inen Moment, Junge!«
    Na super, was denn noch? Hab ich was vergessen? Ich spüre das Blut aus meinem Gesicht weichen, als es mir plötzlich einfällt. Der Captain! Er erwartet natürlich, dass ich den in Packpapier eingeschlagenen Captain Percival in der Hand halte. Also schiebe ich mir rasch eine Hand in die Tasche und beule sie ein wenig aus, damit er denkt, das Päckchen wäre darin.
    »J a?«, frage ich so beiläufig wie möglich.
    »D u wolltest mich doch nicht verhohnepipeln mit Kanada und so?«, fragt er.
    »N ein, Sir«, antworte ich und strecke die Hand nach dem Türgriff aus.
    »G ut«, sagt er lächelnd.
    Ich laufe aus der Tür, springe die Vorderstufen hinunter und haste über die Rasenfläche. Da der Zeitnebel mich beeinträchtigt, gleicht mein Hasten wohl eher einem langsamen Torkeln. Abbie hat die Hände in die Hüften gestemmt – niemals ein gutes Zeichen.
    »W as hast du so lange da drin gemacht?«, fragt sie. »G erade wollte ich dich persönlich da rausholen.«
    »T ut mir leid«, ist alles, was mir dazu einfällt.
    Schweigend setzen wir uns in Bewegung. Ich spüre die Spannung, die in der Luft liegt, und versuche mich abzulenken, indem ich die handgeschnitzten Schilder an den Gebäuden bewundere, an denen wir vorübergehen. Ich stolpere über einen Stein und verliere das Gleichgewicht. Abbie wirft mir einen kurzen Blick zu.
    Ich schaue auf meinen Fingernagel. Noch fünfzehn Minuten, um den Catch auszuführen.
    »A bbie …«, beginne ich.
    »S ag nichts, Caleb«, erwidert sie. »I ch will es nicht wissen. Je weniger ich von deinen Extratouren weiß, umso besser.«
    Deshalb ist sie also böse auf mich. Sie glaubt, dass ich nebenher krumme Geschäfte mache. Dinge auf eigene Rechnung stehle.
    »S o ist das nicht … ich meine …«, beginne ich, aber der Zeitnebel hindert mich daran, die Worte deutlich auszusprechen.
    »H ör zu«, sagt sie und bleibt vor einem schmalen Gebäude stehen, über dessen Tür sich ein Messingschild befindet. »I ch bin deine Partnerin, nicht deine Freundin. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Alles, was ich wissen muss, ist, ob ich mich während einer Mission auf dich verlassen kann. Okay?«
    Nicht deine Freundin. Die Worte hallen in meinem Kopf. Tränen wollen meine Augen füllen, doch ich dränge sie entschieden zurück.
    Den Rest des Weges bringen wir schweigend hinter uns, ohne uns ein einziges Mal anzusehen. Die Straße, die Häuser, sogar die Leute kommen mir mit einem Mal grau und trostlos vor. Als hätte ein riesiges Vakuum sämtliche Farben aufgesaugt.
    Auf der Rasenfläche vor Frisbies Backwaren ist alles für eine große Party vorbereitet. Zwischen zwei mächtigen Eichen spannt sich ein blau-rotes Banner mit der Aufschrift HERZLICH

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