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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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Frau, die du bekommst, die dir zu allem was erzählen kann, sogar zu unter der Badewanne. Bad sauber, Happy End.
    Die obere Etage schaffe ich heute nicht, nächstes Mal, okay. Alles klar, das Oberstübchen nächstes Mal.

zehn
    Jetzt wird’s brenzlig. Es riecht noch nicht so, aber gleich, gleich schmort was an. Keine Spielereien mit offenem Feuer und Finger weg von weichen Drogen. Mann, Mann, Mann, ist Tanja weich und mein Schwanz war gerade noch hart wie … ist Kruppstahl eigentlich härter als anderer Stahl? Und danach liegt sie auf meinem Rücken, ich auf dem Bauch und sie auf ihrem Bauch auf meinem Rücken. Das ist brenzlig. Gleich kokelt was an. Ich habs so im Urin, mit dem Urin könnt ich es dann gleich löschen. Sie singt etwas über Rettungsboote, ihr Bett sei ein Meer, schwämmen Spermakorallen hin und her, trieben Schlickalgen auf, flössen Flüsse zusammen mit Flößen drauf, und die Kissen seien Wellen und die Küsse nass. Die Melodie kommt mir bekannt vor. Sie singt ganz leise, weil ihr Mund direkt an meinem Ohr ist. Ich lasse mich einlullen, es ist fast so gut wie danach rauchen, aber danach rauchen ist doch schöner und ich habe noch nicht geraucht. Ich kann jetzt nicht aufstehen, dann fällt sie runter. Sie singt von zu wenig Rettungsbooten und dass nicht alle überleben werden.
    «Ich habe den Film nicht gesehen», sage ich ihr.
    «Aber die Geschichte kennst du doch? Kennt doch jeder!» Dann singt sie weiter, ohne Text, nur noch Lalala. Sie rollt sich von mir runter, neben mich und stößt ihren Kopf in meine Rippen. Das tut weh, das sage ich auch, etwas unwirsch vielleicht. Sie stößt ihren Kopf nochmal in meine Seite und macht ein Geräusch wie Kinder, die James-Bond-Explosionen nachspielen.
    «Was sollte das jetzt?», frage ich und lege mich in die stabile Seitenlage, so kann ich meine Zunge nicht verschlucken oder an meiner Kotze ersticken. Alles klar, jetzt kann sie anfangen Unfug zu reden.
    «Ich bin die Titanic und habe dich gerammt», erklärt sie und hebt dann mit Sirenengeheul an, bis ich ihr den Mund zuküsse. Die Wände sind dünn, dünn wie Tanja, mein Tag war hart, hart wie Kruppstahl, und mir ist nicht egal, was ihre Nachbarn von mir denken, sollten sie denn etwas denken in ihren Muffköppen, würde mich für sie freuen, Glückwunsch. Aber sie sollen daran denken, den Müll zu trennen und ob sie einen neuen Kanzler wollen, weil der noch schicker im Anzug aussieht – nicht, ob ihre Nachbarin gefickt wird, bis sie heult wie eine Sirene. Ich versuche ihr ja jedes Mal zu sagen, sie soll in ein Kissen beißen. Sie sagt, dass es ihre und nicht meine Nachbarn sind.
    «Titanic!», sage ich und «Titanja!», und sie strahlt. Ja, ich bin ein prima Spielkamerad. Ich habs geschnallt. Albern sein, hast du nich gesehen. Quatsch reden, ganze Kübel voll, nix über Kindheit zur Abwechslung, an die ich eh nicht denken will. Sie ist die Titanic, warum auch nicht?
    «Und ich bin der Eisberg?», frage ich.
    «Ja! Herr Eisberg. Peter Eisberg», und sie leckt meinen Hals. «Hm, Vanille!» Schmelz ich da? Ich weiß nicht. Schmelz ich da? Brenzlig. Wir lächeln uns an. Die kleine Maus, kein Passagierschiff, eher ein Floß, aber nicht so flach oder eine Nussschale mit zwei Paddeln dran.
    «Du bist doch nicht so ein riesiges Luxusschiff. Und das ist auch kein Wasserbett.»
    «Mach doch nicht alles kaputt», sagt sie und henkelt ihr Bein zwischen meine Beine. Titanic, soso, und ich bin der Kaputtmacher. Bin ich gar nicht, ich mag nur schiefe Bilder nicht. Was schiefe Bilder anstellen können, hat doch Loriot eindrücklich bewiesen. Und wenn ich schiefe Bilder höre, schaut Loriot mit dieser Brille und diesen Zähnen um eine Windung in meinem Hirn und sagt: «Das Bild hängt schief.»
    «Ich mach doch gar nichts kaputt. Oder warst du noch Jungfrau und ich habe dein Jungfernhäutchen kaputt gemacht? War das deine Jungfernfahrt, Titanja?»
    Sie gackert. Ihr Knie drückt gegen meine Eier, aber da ist nichts mehr drin. Nach der Liebe ist vor der Liebe, aber dazwischen ist Ruhe, dazwischen ist kuscheln. Kuscheln rules, yeah! So kalt bin ich gar nicht.
    «Ich bin kein Eisberg!», sage ich.
    «Doch, wohl, du bist der Eisberg, denn ich habe dich gerammt. Padautz!»
    Das Wort Padautz habe ich sehr lange nicht gehört. Selten gehörte Worte zum ersten: Hagestolz, zum zweiten: Droschke, zum dritten: Padautz! Und das ist nicht mal ein Wort, oder Herr Duden? Sie hätte auch «Ratazong» sagen können, oder «Kawumm»,

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