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Die Titanic und Herr Berg

Die Titanic und Herr Berg

Titel: Die Titanic und Herr Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Fuchs
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Schulter als Knebel. So jung ficken wir nie wieder, ich fick dich durch bis morgen früh und singe …
    Danach kann ich nur noch drei Wörter sagen. «Gute Nacht!» Als drittes Wort wähle ich «Tanja» Dann schlaf ich ein. Ich wache wieder auf, weil Tanja fragt, ob sie meine Zahnbürste benutzen darf. Jetzt fängts ja an. Ich bin müde, frage: «Wieso denn, Liebes?»
    «Zum Zähneputzen», sagt sie. Ich will nicht reden. Nächstes Mal muss sie danach so fertig sein, dass sie sich nicht mehr die Zähne putzen will, sonst verlangt sie noch, eine eigene Zahnbürste bei mir zu haben.
    «Jaja, benutz meine», sage ich. Wenn ich schon wieder so was wie nächstes Mal gedacht habe, kann sie auch meine Zahnbürste benutzen, und sich einfach überall damit putzen, das ist kein Unterschied mehr. Ich hatte alles schon im Mund.

    Ich bin das erste Mal bei ihm, endlich. Immer passiert etwas zum ersten Mal, weil wir uns noch gar nicht lange kennen. Er hat vor ein paar Tagen zum ersten Mal mein Gesicht in seine Hände genommen, endlich. Heute hat er zum ersten Mal auf meinen Anrufbeantworter gesprochen, dass wir uns treffen könnten und ich zurückrufen soll. Das erste Mal treffen, mitten in der Stadt mit Kleidung an, und ich habe wie immer ja gesagt, ja, nicht zum ersten Mal, nein. Und er hat gesagt, er klingelt unten, und ich solle dann runter kommen. Es passiert nicht nur immer etwas zum ersten Mal, sondern es passiert auch immer etwas, auf das ich gewartet habe: dass er eine Zahnbürste zu mir mitbringt und sie dann dalässt, dass ich auf seinem Rücken liege.
    Ich rasiere die Stellen, die er ablecken soll, glatt. Ich habe mich in meine Duschwanne gerollt und beobachte, wie die Schaumbläschen zwischen meinem Arm und dem Wannenrand hin und her schaukeln, einatmen, ausatmen. Ich überlege mir, dass ich über ihm hocken will, wenn er mich leckt. Aber erst werden wir was trinken gehen, in einer Cocktailbar, in der es Cocktails gibt, mit Namen, die wir wie ein Vorspiel bestellen. Daran denke ich, während ich mich abtrockne und anziehe und warte, warte. Ich sitze auf der Truhe, bis er klingelt und ich losgehe, renne. Ich würde am liebsten wie ein Hund anschlagen und mich im Kreis drehen und vor der Tür auf und ab rennen, er, ist, da. Ich schnappe Schal und Schlüssel. Eine Mütze habe ich nicht mehr.
    Er steht direkt vor dem Haus, hat nicht mal eingeparkt. Er lehnt an seinem Auto, schwarz, die Marke weiß ich nicht. Er hat eine Mütze auf und keinen Schal, wir passen gut zueinander, wir können uns ein Leben lang eine Mütze und einen Schal teilen. Er sieht mit der Mütze nicht gut aus, aber das ist mir egal, aber es sieht nicht gut aus, Kuss.
    Wir steigen ein, ich schnalle mich an, bevor er mich dazu auffordern kann. Ich weiß, dass ich mich anschnallen soll. Wir fahren los, Richtung Prenzlauer Berg. Ich weiß ja schon, wo er wohnt und inzwischen auch seinen Nachnamen. Prenzlauer Berg.
    «Und wo gehen wir hin?», frage ich, zu leise.
    «Was?» Er konzentriert sich aufs Blinken und Lenken.
    «Wohin fahren wir denn?», wiederhole ich, lauter.
    «Na, zu mir!»
    Wenn ich ihn von der Seite ansehe und das mache ich, erinnert er mich an Schauspieler, die immer wieder für einsame Polizisten besetzt werden, verwitwet, Einzelkämpfer, und sie schlafen mit Mörderinnen. Bald wird er die Mütze absetzen und wieder aussehen, wie ich ihn kenne, schöner.
    «Geht’s dir gut?», fragt er mich und ich sage ja, weil es mir gut geht, weil er gefragt hat, ja. Er fragt nicht warum. Ich freu mich darauf, seine Brustwarzen und seine Wohnung zu sehen. Wie er einparkt, gefällt mir. Wie er sein Haus aufschließt, gefällt mir, alles eigentlich, eigentlich alles. Er geht an mir vorbei, hält mir nicht die Tür auf, nimmt aber endlich die Mütze ab. Wieder passiert etwas, auf das ich gewartet habe. Das Treppenhaus ist bis zur Brusthöhe grau und da drüber weiß, die Stufen haben silberne Schienen an der Kante und sein Hintern in meiner Blickhöhe ist schön. Er ist sehnig, schmal, komplett. Er ist die Grundausstattung, alles, was ein Mensch braucht und alles, was ich brauche. Er ist komplett. Eigentlich soll der Mann hinter der Frau gehen, sagt Gesine, damit der Mann die Frau auffangen kann, wenn sie fällt. Aber Peter hat mir ja auch nicht die Tür aufgehalten. Ich laufe in seinem Geruchsschatten. Seine Wohnung riecht noch mehr nach ihm. Er macht die Bewegungen, die er immer macht, wenn er nach Hause kommt: Schlüssel auf den Schuhschrank, Schuhe in

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