Die Titanic und Herr Berg
nichts. Klick – nichts. Klick – nichts. Hat sie Recht? Klick – Flamme. Sie hat Recht? Klick – Flamme. Ach, ein Omen, auch schön in dieser modernen schnelllebigen Zeit voller Hilfsreligionen. Schön so was Altmodisches wie ein Omen, so altmodisch wie die Liebe. Sollte ich noch eine rauchen? Klick – Flamme. Das war eindeutig. Heißt Flamme ja? Klick – Flamme.
«Was machst du denn da?»
«Rauchen», sage ich.
«Willst du ein Bier?»
«Gerne!» Ich lasse meinen Schwanz wieder zwischen den Beinen frei.
«Was hast du denn für Bier da?»
«Gar keins!», sagt sie und zieht sich an. «Was willst du denn für eins?»
«Nicht aus Berlin und nicht von der Küste. Ein tschechisches wäre schön. Lass dich im Fachhandel beraten.»
Sie bückt sich wieder für mich, hebt den Schlüssel auf und geht. Soll ich eine rauchen? Klick – nichts. Wirklich nicht? Klick – nichts. Scheiße! Soll ich herumkramen? Klick – Flamme. Scheiße!
Ich öffne den Schrank neben dem Bett. Au, Schande! Das Gute an Schränken ist ja, dass sie Türen haben, die kann man dann wieder schließen – also schließe ich die Türen wieder und atme durch. Die Babysachen waren nicht nur in Massen, sondern auch noch alle gestreift. Mir ist nicht nur von den vielen Längs- und Querstreifen schlecht. Wie ein Testbild. Mir ist der Monitor abgestürzt. Ich denke an meine Fische. Bevor ich mich wieder auf die Truhe setze, schaue ich rein. Die Truhe ist aus geflochtenem Korb und hat oben einen Deckel, nicht nur zum Draufsitzen, auch zum Hochklappen. In der Truhe sind Fotoalben. Das ist normal. Auf einem Fotoalbum steht «Peter». Das bin ich und das ist nicht normal. Sie hat meines Wissens keine Fotos von mir, hat sie auch nicht. In dem Fotoalbum sind Fotos von meinem Haus, meinem Auto, dem Sozialamt, von Linda, Sylvia, meine Schuhe in ihrem Flur und ganz hinten von Grabsteinen mit meinem Namen drauf. Mal bin ich seit kurzem tot, mal schon ganz lange. Ich klappe ab, das Fotoalbum zu, die Truhe zu und setze mich wie ein Deckel drauf. Ich sitze drauf. Ich denke an meine Fische. Ich muss sie füttern und das Licht ausschalten.
Tanja kommt wieder, wirft wieder den Schlüssel auf den Boden und sagt wieder, dass es nach Rauch riecht. Ich wollte keine Spuren hinterlassen, jetzt riecht es nach Rauch und das ist nicht mal das Schlimmste, auf dem Schlimmsten sitze ich und noch dazu die Babysachen.
Tanja hat drei Flaschen Bier zur Auswahl. Ich werde alle trinken, gluck, gluck, weg. Klick – Flamme. Ich rauche. Ich kann nicht von der Truhe aufstehen, weil sonst die Scheiße überkocht. Ich sitze drauf. Dann fick ich mit ihr. Ich liege drauf. Das ist konkret. Ich kann sie packen und an ihren Haaren ziehen. Ich sehe sie an. Das beruhigt mich, weil sie irre aussieht. Fische sehen dumm aus und Tanja sieht irre aus. Voilà!
Ich kann nicht anders, ich komme. Normalerweise reiß ich mich zusammen, aber was heißt schon normal? Jetzt brauche ich das so. Tanja sagt, dass sie auch gleich kommt. Da höre ich auf, sie zu ficken, denn ich liebe sie nicht.
Es ist endlich Frühling, und sie fahren in Urlaub, endlich. Sie hat ihn gefragt. Weil sie kaum Geld hat, bezahlt er alles, alles. Den Flug an die Ostsee. In fünf Minuten sind sie da. Der Flug besteht nur aus Starten, weil Starten schön ist. Sie starten sogar zweimal, weil sie in Rostock zwischenlanden, bevor es nach Hiddensee weitergeht. In Berlin nieselt es, aber auf Hiddensee scheint die Sonne. Das Hotel ist schön, um die Eingangstür sind Muscheln im Mauerwerk. Sie melden sich an als Ehepaar auf seinen Namen und das Bett steht links an der Wand, links von der Schlafzimmertür aus gesehen. Auf den Nachttischschränkchen liegen Kondome. Aber die wirft er weg. Sie werfen ihre Taschen neben den Schrank und gehen spazieren. Es ist sonnig, darum laufen ihre Schatten vor ihnen her, er groß, sie klein. Es ist auch windig, ein wenig. Sie kann im Schatten sehen, dass der Wind ihre Haare durcheinander bringt. Sie setzt sich seine Mütze auf. Jetzt kann sie im Schatten sehen, dass sie seine Mütze aufhat. Um ihn anzusehen, muss sie nicht auf den Boden schauen, sie kann sich nach rechts drehen, da ist er, die ganze Woche ist er rechts neben ihr. Manchmal ist er hinter oder vor ihr. Im Wasser ist es nicht windig.
«Komm, wir rennen rein, gib mir deine Hand, eins, zwei, drei», und sie rennen rein. Natürlich ist es etwas kalt, aber da bekommt er harte Brustwarzen von. Sie sind im Urlaub, da wird noch mehr Sex gemacht
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