Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
Vom Netzwerk:
weißt du das?“
    „Er hat es versprochen.“
    „Wer hat es versprochen?“
    Sie hob den Kopf. „Der König.“
    Er sah ihr in die Augen, und sie wusste, alles würde sich ändern auf endgültige, entsetzliche Art und Weise.
    Als er schwieg, senkte sie den Blick, nahm ihren Umhang und schüttelte ihn, als wäre alles geklärt. „Aber wir müssen heute Morgen fort, während alle durch Hibernias Verschwinden abgelenkt sind. Wenn wir nach Hause reisen und uns aus dem Kampf heraushalten, wird der König uns in Ruhe lassen.“
    „Ich bin nicht sicher, ob ich abgestoßen bin von deinem Verrat oder überrascht darüber, dass du denkst, ich würde dem Versprechen eines Königs glauben, der noch nie eines gehalten hat.“
    Sie wurde rot vor Zorn. „Wäre es dir lieber, ich hätte zugesehen, wie er dich gefangen nimmt?“
    „Jetzt verstehe ich, wie du so eine Überlebenskünstlerin wurdest. Nichts zählt, niemand zählt, nur deine Wünsche.“
    „Du zählst!“ Sie sah den eigensinnigen Zug um seine Mundwinkel, den Schmerz in seinen braunen Augen, das Grübchen in seinem Kinn, all die kleinen Dinge, die sie liebte. „Warum sonst würde ich um dein Leben verhandeln?“
    „Und was ist dem König so viel wert, dass er dafür auf die Freude an meinem Tod verzichten würde?“
    Sie schluckte und berührte ihre Lippen mit den Fingerspitzen. Warum hatte sie nicht vorausgesehen, dass er diese Frage stellen würde? „Ich sagte ihm, ich würde ihm für das kommende Jahr die Sterne deuten.“
    „Das ist zweifellos wertvoll, aber es ist nicht alles, oder?“ Seine Augen funkelten. „Du hast ihm von dem Amtsenthebungsverfahren erzählt. Alles, was ich dir sagte, meine Frau, drang direkt ans Ohr des Königs.“
    „So war es nicht …“
    „Ich liebte dich, und du hast mich betrogen!“
    Sein Ruf hallte von den Wänden wider, und sie versuchte, das Echo des Wortes festzuhalten, ehe es ihr entglitt. Liebte. Einst. Aber nicht mehr.
    „Ich habe getan, was nötig war, um dich zu retten“, flüsterte sie.
    „Ich dachte sogar, was du sagtest, könnte wahr sein.“
    „Es ist wahr.“ Was du sagtest. Er konnte die Worte „Ich liebe dich“ nicht einmal aussprechen. Konnte nicht verstehen, dass sie sein Leben retten würde, selbst wenn das bedeutete, seine Liebe zu verlieren.
    „Erwarte nicht von mir, dass ich dir glaube.“ In seinen Augen lag eine grimmige Entschlossenheit, genau wie in dem Zug um seine Mundwinkel. „Wenn du mich wirklich liebtest, hättest du meine Prinzipien berücksichtigt.“
    „Statt dich am Leben zu erhalten?“ Sie wandte sich gegen ihn mit der Heftigkeit eines Kriegers. „Du willst gar keine Liebe. Liebe ist nicht genug. Du willst Liebe zu deinen eigenen Bedingungen. Es ist nicht genug, dass ich dir das Leben rette. Ich muss es nach deinen Regeln retten, Regeln, von denen du gerade zugegeben hast, dass sie nicht in die Welt passen, in der wir leben.
    Sie zitterte vor Anstrengung, sich ihm verständlich zu machen. „Verstehst du das nicht? Ich will nicht, dass du stirbst.“
    Er schnaubte. „Ja, es wäre hilfreich für dich, mein Leben zu retten. Auf diese Weise kannst du zu mir zurückkriechen, falls der König verliert und die Lords gewinnen. Erwarte nicht von mir, dich willkommen zu heißen. Oder vielleicht werde ich das sogar tun. Vielleicht werde ich dich willkommen heißen, indem ich sage: Gehen wir miteinander ins Heu. Das sollte der Tochter einer Dirne nicht allzu schwerfallen.“
    Wie von selbst schlug ihre Hand gegen sein Gesicht. Der Schlag schmerzte ihre Finger und hinterließ einen roten Abdruck auf seiner Wange.
    „Du verdienst die Liebe nicht, die ich an dich verschwendet habe.“ Sie rang nach Luft, aber er hatte es ihr unmöglich gemacht zu atmen. „Ich habe für dein Leben meine Seele verkauft. Du schuldest mir die Höflichkeit, es zu bewahren, zumindest für heute. Wir brechen nach Westminster auf. Wenn wir dort sind, kannst du deinen geliebten Rat warnen und eine Armee ausheben und einen Krieg anfangen oder was immer du sonst tun willst. Ich gehe nach Hause.“
    Traurig schüttelte er den Kopf. „Wenn Hibernia eine unbequeme Frau loswerden kann, kannst du bestimmt von einem unbequemen Mann befreit werden. Du hast mich endlich überzeugt, meine Liebe. Falls ich lebend zurückkehre, werde ich einen Richter finden, der keine Schwierigkeiten hat, uns beiden die Freiheit zurückzugeben.“
    Der Gedanke, ihn zu verlieren, riss ihr beinahe das Herz aus dem Leib, aber er hatte ihr

Weitere Kostenlose Bücher