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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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war ein Gesetz.
    Noch einmal schnäuzte Agnes sich die Nase und versuchte ein Lächeln. „Jetzt sagt mir … wie war das lebende Bild? Sicherlich schön anzusehen, nicht wahr?“
    „Oh ja. Der König hat laut geklatscht.“
    „Niemand hat Euch erkannt?“
    Solay wandte sich ab, während sie die zerknitterte Kapuze zusammenfaltete und das Gewand ablegte. „Nichts ist geschehen.“ Nach allem, was Lord Justin gesagt hatte, war das Verhältnis zwischen dem Duke und Agnes längst kein Geheimnis mehr. „Sagt mir eines, Agnes: Was wisst Ihr von Lord Justin Lamont?“
    Agnes’ Lächeln verschwand, und sie runzelte die Stirn. „Ein schrecklicher Mann. Er war es, der das Parlament veranlasste, den Kanzler des Königs seines Amtes zu entheben.“
    Solay erschauerte. Schlimmer als ein Mann des Gesetzes, schlimmer als ein Mitglied des Rates. Er war ein Mann, der das Parlament dazu bringen würde, jene zu vernichten, die dem König am nächsten standen, genau wie die Feinde ihrer Mutter es getan hatten. „Also ist er in Wirklichkeit ein Feind des Königs.“
    Agnes beugte sich vor. „Meinen geliebten Duke wollen sie ebenfalls angreifen“, flüsterte sie, als hätte sie Angst, dass jemand sie hören könnte. „Aber das wagen sie nicht. Er ist die rechte Hand des Königs.“
    Agnes hatte die Identität ihres Liebhabers verraten. Das arme Mädchen glaubte wirklich, dass er in Sicherheit war, aber in Zeiten wie diesen war niemand sicher. Doch wenn Agnes ihr vertraute, konnte Solay vielleicht etwas Nützliches erfahren. „Lord Justin erledigt die Rechtsgeschäfte des Rates?“
    Mit einem Schmollen kroch Agnes zurück unter die Decken. „Ich glaube. Wer weiß, womit ein Mann seine Zeit verbringt, wenn er nicht bei einer Frau ist? Dokumente, Diplomatie, Buchführung.“ Sie zuckte die Achseln, als wäre nichts davon wichtig.
    Solay starrte sie verblüfft an. Ihre Mutter hatte sie gelehrt, dass die Arbeit des Königs die Arbeit der Welt war. Während die weiblichen Künste der Zerstreuung dienten, regierten Geld und Macht, Gesetz und Kriege die Welt. Wie konnte Agnes sich nicht für solche Dinge interessieren?
    „Aber das ist nicht das, was Ihr wirklich wissen wollt“, fuhr Agnes mit einem katzenhaften Lächeln fort. „Ich sah, mit welchem Verlangen er Euch während des Weihnachtsmahls beobachtete. Ihr wollt wissen, was für ein Mann er ist.“
    „Er ist ein Feind des Königs.“ Und meiner. „Das ist alles, was ich wissen muss.“
    „Aber nicht alles, was Ihr wissen wollt. Er sieht gut aus, nicht wahr? Viele Frauen denken das, aber er hat sie alle abgewiesen.“ Agnes legte den Kopf schief. „Ich hörte, er sollte vor vielen Jahren heiraten, aber das Mädchen starb.“
    „Er trauert also noch?“ Aus irgendeinem Grunde erschien er ihr nicht wie ein Mann, der einer verlorenen Liebe nachweint.
    „Er ist an einer Heirat nicht interessiert.“
    „Seine Familie lässt das zu?“ Gewiss war er fast Ende zwanzig. Die Familie musste einen Erben wünschen.
    „Er ist ein zweiter Sohn, sein Bruder hat viele Kinder. Aber seid auf der Hut, Solay. Er und die Lords trachten danach, den König zu vernichten.“
    Sollte Justin mehr als nur Küsse für sein Schweigen verlangen, wie sollte sie ihm das verweigern? „Er reizt mich nicht. Ich versuche nur, herauszufinden, wer hier wer ist.“
    „Gut. Ich sah Euch mit dem Earl of Redmon. Er könnte einen guten Ehemann abgeben. Seine Frau starb an Michaelis, und er hat drei Kinder, die eine Mutter brauchen. Vielleicht ist er nicht allzu wählerisch. Ich meine …“ Sie errötete. „Es tut mir leid.“
    „Ist schon gut.“ Für Solay würde es keine Ehe geben. Sie hatte einem Ehemann nichts zu bieten außer ihrem Körper, falls nicht ein Mann Verlangen nach königlichem Blut hatte. „Ich hoffe nicht auf einen Ehemann.“ Sie hoffte auf eine Zuwendung des Königs, nicht auf eine Gruppe von Lords mit begrenzter Macht, und wenn sie dem König gefallen wollte, dann musste sie ein Horoskop erstellen und ein Gedicht schreiben.
    „Sagt mir, Agnes, wer ist des Königs Lieblingsdichter?“

4. KAPITEL
    Als zwei Tage später der Narrenkönig um den Tisch herumschlich, fühlte Justin sich keineswegs weihnachtlich. Auf der anderen Seite des Raums lachte Solay heiter über etwas, was der Dichter John Glower gesagt hatte.
    Justin lachte nicht.
    Energisch biss er in ein Stück gebratenes Wildschwein. Immerhin hatte sich König Richard der Konvention gefügt und zum Weihnachtsfest ein ganzes

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