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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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zusammen. War dies nicht genau das, was er vorgeschlagen hatte? „Das tun die meisten Frauen.“ Er sollte froh sein, dass der König von einer Konfrontation mit dem Rat wegen dieser Frau Abstand genommen hatte. Jetzt erschien ihm die Summe, die sie brauchte, nur gering.
    „Ihr schient Ihren Kuss zu genießen.“
    Kein Grund, die Wahrheit zu leugnen. „Welcher Mann täte das nicht?“ Er empfand einen Anflug von Neid gegenüber jenem, der ihr Gemahl werden und das Recht dazu haben würde, sie zu küssen.
    „Dann wird es Euch wohl gefallen, sie als Gemahlin zu bekommen.“
    Pures Verlangen durchströmte seinen Körper und verdrängte jeden klaren Gedanken. Mit ihr das Bett teilen zu dürfen, sie zu besitzen, schien ihm das einzig Lohnende auf der Welt zu sein.
    In ihren Augen bemerkte er einen Anflug von Furcht, aber dann blinzelte sie, und der Ausdruck verschwand. Sie öffnete ein wenig die Lippen und sah durch die Wimpern hindurch zu ihm auf, als wolle sie ihn verführen und gleichzeitig die Unschuldige spielen.
    Er war sicher – und dieser Gedanke schmerzte ihn –, dass sie das nicht war.
    Langsam gewann sein Verstand wieder die Kontrolle über seinen Körper. Diese Frau besaß weder Ehre noch Ehrlichkeit. „Sie ist nicht so, wie es scheint“, sagte er, und seine Stimme klang heiser. Es war an der Zeit für die Wahrheit. „Sie hat nicht denselben Geburtstag wie Ihr, Majestät.“
    Sie zuckte zusammen, und er verdrängte das Gefühl der Scham darüber, dass er sie verraten hatte.
    „Das sagte sie mir“, erwiderte der König. „Man hatte sie falsch informiert, was ihre Geburt betrifft.“ Er lächelte. „Genau wie mich. Lady Solay scheint ein gewisses Talent zu besitzen, die Sterne zu deuten.“
    „Oder zumindest hat sie Euch davon überzeugt. Hat sie Euch auch gestanden, dass sie die schmeichelhaften Verse nur geborgt hatte?“
    Überrascht sah sie ihn an. Justin lächelte finster. Hatte sie erwartet, er würde ihre Geheimnisse auf ewig bewahren?
    Der König runzelte die Stirn und rückte auf seinem Stuhl hin und her. „Also wisst Ihr bereits, welch kluge Frau sie ist.“
    „Eine ehrliche Frau wäre mir lieber als eine kluge.“ Nicht nur den König musste er davon überzeugen, auch sich selbst.
    „Ihr stellt hohe Anforderungen, Lamont“, fuhr der König fort. „Zwei ehrliche Erbinnen habt Ihr bereits abgelehnt, die die meisten jüngeren Söhne dankbar in die Arme geschlossen hätten.“
    Wieder sah er Solay in die Augen, und er erkannte den Schmerz darin. Genau wie beim ersten Mal, als sie die Große Halle betreten hatte, war er nicht fähig, sich der Anziehungskraft zu verschließen, die von ihr ausging.
    „Sprecht.“ Die Stimme des Königs schien aus großer Ferne zu kommen. „Wollt Ihr sie nehmen?“
    Was würde der König tun, wenn er Nein sagte? Sie dem Earl of Redmon geben? Vermutlich hatte der seine letzte Gemahlin die Treppe hinuntergestoßen, als sie anfing, mit ihm über seine Affären zu streiten.
    Von Solays Lippen las er das Wort „Bitte“ ab. Ihr flehender Blick erinnerte ihn an eine andere Frau, zu einer anderen Zeit. Jene zu retten, dazu war er nicht in der Lage gewesen.
    Einen Moment lang gab es nichts anderes, was zählte.
    „Ja“, sagte er, ohne den Blick von Solay abzuwenden.
    Wie eine Säule aus Feuer stand das Wort zwischen ihnen. Sie atmete aus, und ein Lächeln umspielte ihre bebenden Lippen.
    Nachdem der Bann gebrochen war, kehrte allmählich seine Vernunft zurück. Diesmal würde er sein Glück nicht opfern für eine Frau, der er nicht trauen konnte. Diesmal würde er dafür sorgen, dass ihm eine Fluchtmöglichkeit blieb.
    Er wandte sich an den König. „Aber ich stelle eine Bedingung.“
    Richard runzelte die Stirn. „Bedingung?“
    „Ich muss davon überzeugt sein, dass sie mich liebt.“
    Sie holte tief Luft, und er lächelte sie an. Es war eine ungewöhnliche Forderung und in diesem Fall eine unerfüllbare. Er wusste nur zu gut, welche Katastrophe aus einer erzwungenen Heirat folgen konnte. Das würde er nicht noch einmal ertragen.
    Der König winkte ab. „Ich hielt Euch nie für einen Mann, der an Liebesgedichte glaubt, Lamont. Die Liebe kann später kommen, wie meine werte Gemahlin und ich es erlebten.“
    Nachdem er sich einen Fluchtweg offen gehalten hatte, stellte Justin erleichtert fest, dass er wieder zu atmen vermochte. „Dennoch verlangt die Kirche von uns beiden eine freie Entscheidung. Wenn ich eine Bedingung festlege, die nicht erfüllt wird,

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