Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
Vom Netzwerk:
ist die Heirat nicht rechtskräftig.“
    Richard und er sahen einander an. Selbst der König vermochte die Macht der Kirche nicht infrage zu stellen.
    Solay blickte den König an. „Gestattet uns ein Wort unter vier Augen, Majestät.“
    Sie traten außer Hörweite des Königs. Als sie seinen Arm berührte, fiel es ihm schwer, einen klaren Verstand zu bewahren.
    „Ich weiß, mein Leben ist Euch gleichgültig, aber was ist mit Eurem eigenen? Ihr verärgert den König.“
    „Ich sagte Euch, Ihr solltet Euch zu nichts zwingen lassen. Genauso wenig, wie ich mich zu etwas zwingen lasse.“
    „Es gibt eine Verbindung zwischen uns, Justin“, flüsterte sie und drückte dabei seinen Arm. „Ich bin bereit und werde lernen, Euch zu lieben.“
    Er überhörte die Angst in ihrer Stimme. „Ich wäre töricht, wenn ich auch nur ein Wort der Liebe glaubte, das aus Eurem Mund kommt. Ich habe Euch etwas Zeit verschafft, einen Mann zu finden, den Ihr wirklich heiraten möchtet. Vielleicht könnt Ihr einen anderen Narren von Eurer Liebe überzeugen.“
    Er trat beiseite, um sich wieder dem König zuzuwenden, und war erleichtert, von ihrer Berührung befreit zu sein. „Ich stehe zu meinem Wort.“
    „Dennoch“, sagte der König lächelnd, „am Ende des Monats lasse ich das Aufgebot verkünden.“
    Am Ende des Monats. Die Erkenntnis dessen, was er getan hatte, traf ihn plötzlich mit voller Wucht.
    „So bald?“, fragte sie. „Wir können erst heiraten, wenn die Fastenzeit vorüber ist.“
    Hibernia mischte sich ein. „Es ist Zeit genug, zu heiraten, ehe die Fastenzeit beginnt.“
    „Wir werden überhaupt nicht heiraten, solange ich nicht von ihrer Liebe überzeugt bin“, sagte Justin.
    Der König zuckte die Achseln. „Nun gut, Lady Solay, Ihr habt Zeit bis zum Ende des Fastenmonats, ihn von Eurer Liebe zu überzeugen.“ Jetzt wirkte sein Blick bedrohlich. „Und, Lamont, Ihr habt bis dahin Zeit, Euch überzeugen zu lassen.“

6. KAPITEL
    Solay folgte Justin, als er die Gemächer des Königs verließ, entschlossen, ihn davon zu überzeugen, dass sie eine liebende und gehorsame Gefährtin sein würde.
    Sie berührte seinen Arm, um ihn aufzuhalten, ehe er das Ende des Ganges erreichte.
    „Ich werde den König um die Erlaubnis bitten, meine Mutter zu besuchen und sie über die bevorstehende Heirat zu informieren“, begann sie. „Wollt Ihr mich begleiten?“
    „Nein.“
    „Dann später. Ich möchte Euch nicht von Eurer Arbeit …“
    „Solay, hört auf. Das ist Wahnsinn.“
    „Ihr wart es, der eine Heirat vorschlug.“
    „Dabei dachte ich nicht an eine Heirat mit mir.“
    „Warum habt Ihr dann zugestimmt?“ Ihre geflüsterte Bitte konnte kaum dazu beigetragen haben. „Die Billigung des Königs bedeutet Euch doch nichts.“
    Er sah sie an mit diesem kühlen, aufrichtigen Blick, den sie schon kannte, und doch entdeckte sie eine Spur von Zuneigung darin. „Ich wollte nicht, dass er Euch zwingt.“
    „Ich wurde nicht gezwungen. Ich möchte diese Heirat.“ Wenn sie die Worte lauter sagte, würden sie dann wohl überzeugender klingen?
    „Ihr möchtet eine Heirat, keine Heirat mit mir.“
    Mir bleibt keine Wahl, fuhr es ihr durch den Kopf. Ohne diese Heirat würde sie mit leeren Händen nach Hause zurückkehren.
    Sie versuchte, ruhig zu bleiben. Mit ihm zu kämpfen, würde sie den Geheimnissen des Rates nicht näherbringen.
    Sie lehnte sich an seine Brust. All diese Höflinge, die wegen des Königs ihre Mutter umschwärmt hatten, welche Worte hatten sie benutzt? „Vermutlich hat der König vorgeschlagen, ich solle Euch heiraten, weil er sieht, wie sehr ich Euch bereits liebe.“
    Er schob sie beiseite, als sei sie ihm lästig. „Für jemanden mit so viel Übung seid Ihr eine schlechte Lügnerin.“
    Das hatte ihr noch nie jemand gesagt. „Warum könnt Ihr mir nicht glauben? Ihr spürt doch die Anziehung zwischen uns.“
    Er sah ihr in die Augen. „Verlangen, ja. Wenn ich das leugne, würde ich lügen.“
    Sie fühlte seinen Atem an ihrer Wange, fühlte, wie ein Prickeln sie durchfuhr. Er trat näher, und sie schloss die Augen und hob den Kopf. Jetzt. Jetzt würde er sie küssen.
    Doch nichts geschah. Sie öffnete die Augen wieder und sah, dass er zurückgewichen war und die Arme verschränkt hatte. „Aber Verlangen ist keine Liebe.“
    Sie sah ihn mit einem Augenaufschlag an. „Aber es kann ein Anfang sein, oder?“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich bin kein seniler König, der jemanden sucht, um ihm das Bett

Weitere Kostenlose Bücher